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Zwei junge Hessinnen halfen in Nepal in einem Waisenhaus und bitten nun um SpendenHautnah bei den Kindern, die Hilfe benötigen

VOGELSBERGKREIS/NEPAL. Mitte September 2014 machten sich Pauline Altvatter und Katharina Krusch nach bestandenem Abitur auf den Weg ins Ausland – eine Reise, die sie unter anderem nach Nepal führte, in jenes Sagen umwobene Land im Himalaya, das gerade von einem schrecklichen Erdbeben erschüttert wurde. Die beiden jungen Frauen haben es erlebt. Ein Stopp auf ihrer Reise war zuvor das Waisenhaus von Shushila Bhattarai in einem kleinen Dorf in der Nähe des Chitwan Nationalparks. Seither werben sie um Unterstützung für die Einrichtung. Ihr Bericht ist berührend.

„Als wir im Waisenhaus ankamen, wurden wir von neun quirligen, schokobraunen Nepali-Kindern begrüßt“. So beginnt die 20-jährige Pauline Altvatter aus Schotten-Rainrod ihre Reportage. Über die Reise durch das so fremde Nepal erzählen sie und Katharina Krusch aus Nidda in einem gesonderten Bericht. Hier geht es um die Erlebnisse der beiden Deutschen in dem Waisenhaus – und ihre Werbung dafür, die durch das Erdbeben um so dringlicher geworden ist.

Pauline Altvatter schreibt:

„Das Leben ist einfach dort, die Kinder waschen sich meistens am Brunnen, die Kleidung ist oft zu groß oder herrlich farbenfroh zusammen gewürfelt, je nachdem was gerade greifbar ist. Gewaschen wird alles mit der Hand, ebenfalls am Brunnen. Unsere Aufgabe in dieser einen Woche war es, mit den Kindern zu spielen, mit ihnen Englisch zu sprechen und bei den alltäglichen Dingen wie Waschen und Essen zu helfen. Die tägliche Vorlesestunde war ein Highlight für die Kinder und teilweise waren wir sehr erstaunt, wie gut die meisten die englische Sprache bereits beherrschen.

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Wirbt um Spenden für das Waisenhaus in Nepal: Pauline Altvatter.

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Eine Website weist den Weg für Spenden

„Das Waisenhaus ist auf die Hilfe von Freiwilligen wie uns und auf Spenden angewiesen, da es eine nicht staatliche Organisation ist und so keinerlei finanzielle Hilfe erhält. Wir stehen immer noch in Kontakt mit der Leiterin des Waisenhauses und tauschen uns regelmäßig per Email aus.“ Mit diesen Worten wirbt Pauline Altvatter direkt um Spenden für das Waisenhaus und verbürgt sich dafür, dass die Hilfe auch für die Kinder verwendet wird. Sie gründete bei betterplace.org eine Website, auf der Spenden gesammelt werden:

https://www.betterplace.org/de/projects/32105-nepal-chitwan-spende-jetzt-fur-ein-kleines-nicht-staatliches-waisenhaus

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Die Kinder sind uns in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen und wir würden deshalb gerne etwas tun, um sie zu unterstützen und ihnen das Leben etwas leichter zu machen. Shushila und ihr Mann Hira (die Heimleiterin – Red.) lieben die Kinder wie ihre eigenen und behandeln sie auch so. Sie machen keinen Unterschied zwischen den Waisenkindern und ihren zwei leiblichen Kindern.

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Ein Herz für die Kinder: Katharina Krusch mit der Heimleiterin Shushila.

Viele der Kinder sind eigentlich keine Vollwaisen, allerdings sind viele der Elternteile aufgrund von Alkohol- oder Drogenproblemen, Schulden oder einer neuen Heirat nicht in der Lage, sich um ihre Kinder zu kümmern. Heiratet eine Frau in Nepal erneut und bringt Kinder mit in die Ehe, darf der neue Ehemann diese ablehnen. Dies ist einer der Gründe, weshalb es in Nepal so viele Waisenkinder gibt, die Hilfe benötigen. Weil wir mit der Familie zusammen gelebt haben, sind wir uns auch sicher, dass das Geld dort in guten Händen ist und auch wirklich zum Wohle der Kinder ausgegeben wird.

In den Jahren konnte mit Hilfe vieler Freiwilliger und Spenden bereits einiges erreicht werden. Das Haus wurde vergrößert, die Kinder bekamen getrennte Schlafzimmer für Mädchen und Jungen, zwei Häuser für die Freiwilligen konnten gebaut werden und auch endlich ein stabiler Maschendrahtzaun zum Schutz vor wilden Tieren, wie Nashörnern, die sich doch ab und zu aus dem Nationalpark in das Dorf verirren.

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Das Waisenhaus in Nepal.

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Die Straße vor dem Waisenhaus.

Das Waisenhaus wurde vor sieben Jahren von Shushila Bhattarai ins Leben gerufen. Das Nepal Shrijanshil Children Protection Center, kurz NSCPC, wird von Sushila aus reiner Nächstenliebe betrieben, die Geschichte wie es dazu kam ist lang. Erzählt bekamen wir sie im Laufe unseres Aufenthaltes in kleinen Bröckchen immer abends, wenn die Kinder im Bett waren.

Eine Siebzehnjährige beschließt, den Kindern zu helfen

Mit 17 Jahren sieht Shushila das erste Mal auf einer Wanderung durch den Wald mit Freunden, eine kleine Siedlung mit Menschen, die noch unter dem Existenzminimum leben. Sie sieht verwahrloste Kinder, dünn und ohne Kleidung. Ihre Freunde verbieten ihr hinzugehen und mit den Menschen dort Kontakt aufzunehmen. Sie tut es trotzdem. Als sie alleine zurück kehrt, verstecken sich die Menschen vor ihr und sie muss unverrichteter Dinge wieder gehen.

Seit diesem Tag schwört sie sich, etwas Sinnvolles mit ihrem Leben anzufangen und solchen Kindern zu helfen. Allerdings glaubt zu dieser Zeit niemand an ihren Traum und es fehlt ihr an den nötigen finanziellen Mitteln. Als sie heiratet, bekommt sie von ihrer Familie und der Familie ihres Ehemannes zusammen gerechnet 20,000 NPR (ca. 180,00 Euro). Sie legte das Geld an und versuchte, mit dem Shop ihres Mannes, dem Verkauf von Wasser und T-Shirts mehr dazu zu verdienen.

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Pauline Altvatter mit der zweieinhalbjährigen Sabinah.

Dann fängt sie eines Tages damit an, zehn Kinder und ihre Familien mit Geld zu unterstützen. Bei acht von den zehn Kindern verbesserte sich die Lage, bei zwei von ihnen wurde sie allerdings von Tag zu Tag schlechter. Sahul und Rahul, zwei Brüder die wir während unseres Aufenthaltes auch kennen lernen durften, müssen in sehr schlechten Verhältnissen aufwachsen, die Familie benutzt das ihnen zur Verfügung gestellte Geld nicht für die beiden Kinder.

Sushila entscheidet, die zwei Jungen zu sich nach Hause zu holen und kümmert sich dort um sie. Als ihr Mann ein Stück Land bekommt, entscheiden sie sich dazu, ein kleines Haus darauf zu bauen. Der Grundstein für das Waisenhaus war gelegt. Ihr Mann hilft den Arbeitern, um die Kosten zu senken, und Sushila verkauft weiter alte Kleidung ihrer Kinder und Verwandten. Die Bettbezüge näht sie per Hand. Gas zum Kochen kann die Familie sich nicht leisten, also geht Sushila in den Wald um Feuerholz zu sammeln.

„Einen Arzt können sie sich nicht leisten“

Weil sie keine entsprechende Kleidung für die kältere Jahreszeit haben, setzen sich abends alle zusammen an das Lagerfeuer. Sushila hat Angst, dass die Kinder krank werden, denn einen Arzt können sie sich nicht leisten. Sie singen, tanzen und erzählen sich Geschichten. Sie hatten eine schwere Zeit, aber waren glücklich. Weil wir uns lieben, sagt Sushila.

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Gruppenbild mit den Kindern und freiwilligen Helfern .

Viele der Geschichten der Kinder haben uns sehr berührt. Sabinah, eine der Jüngsten dort, ist gerade mal zweieinhalb Jahre alt, ihre Haut voller Narben von einem Sturz ins Feuer. Sie und ihre große Schwester Ashmita sind erst seit kurzer Zeit bei Sushila im Waisenhaus, man würde es aber nicht merken, wenn man es nicht wüsste.

Sushila erzählt uns, dass viele Kinder weinen, wenn ihre Eltern sie besuchen kommen, weil sie Angst haben, dass sie wieder zurück müssen. Zwei alleinerziehende Frauen kochen und machen den Haushalt für die Kindern, im Gegenzug dürfen auch sie mit ihren Kindern bei Sushila bleiben. Ein sicheres Heim, eine Schulausbildung, Geborgenheit und Liebe. All das möchte Sushila den Kindern geben und um das zu ermöglichen, braucht sie Hilfe und Unterstützung.“

Ein Gedanke zu “Hautnah bei den Kindern, die Hilfe benötigen

  1. Wenn ich den beitrag teile erscheint ein bild vom rambach wohnpark…nicht sehr hilfreich!!
    Der artikel ist toll und die zwei mädels erst recht. Ich habe gespendet und ich hoffe, das es viele andere menschen auch tun. Mit ein paar euro kann geholfen werden und das geld verschwindet nicht in irgendwelchen dunklen kanälen.

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