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Petra Gerster beeindruckt von „Gesammelten Werken“ der Jugend-LiteraturpreisträgerPrinzessinnen werden am Ende immer gerettet

BAD NAUHEIM/LAUTERBACH (ol). „Sie haben mich mit Ihren Texten beschäftigt, Ihre Texte haben mich bewegt – mehr kann man von einer guten Geschichte nicht erwarten.“ Dickes Lob von Petra Gerster, Moderatorin der „heute“-Nachrichten im ZDF in ihrer Laudatio zu den „Gesammelten Werken“ in der Ernst-Ludwig-Schule von Bad Nauheim. Sie verriet auch, wann und wo sie die Texte der 24 Gewinner des Jugend-Literaturpreises 2014 der OVAG gelesen hatte: „Jeden Abend eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen zwei Geschichten im Bett.“ Unter ihnen waren auch Vogelsberger – so Katharina Clauss (19) aus Lauterbach.

Nun liegen sie also in gebundener Form vor – die ausgezeichneten Geschichten der 14- bis 23-jährigen Preisträger aus Oberhessen nachdem sie im vergangenen November in Bad Kissingen mit Schriftstellern wie Feridun Zaimoglu und Vea Kaier ihre Arbeiten lektoriert haben. „Dass diese Texte ausgezeichnet lektoriert wurden, merkt man ihnen sofort an“, sagte Medien-Profi Petra Gerster. „Bei vielen Geschichten hat mich bereits der erste Satz hineingezogen und der Text hat mich dann nicht mehr losgelassen.“ Besonders fasziniert habe sie, wie ernsthaft die jungen Leute schwierige Themen angegangen seien.

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Aus „Drei Meilen bis zum Ende der Welt“ las Katharina Clauss (19) aus Lauterbach vor.

Beispielsweise Clara Nell (19 Jahre) aus Bad Nauheim, die vor 150 Gästen ihren Text „Vergissdeinnicht“ vortrug in der die Alzheimer-Krankheit einer alten Frau geschildert wird. An ihrer Seite, lebensermutigend, ihre Nichte Emma. Parallelen zu dem Erfolgsfilm „Honig im Kopf“ waren nicht zu überhören. „Clara hat ihren Text allerdings lange vor der Veröffentlichung dieses Kinofilms eingereicht“, stellte Andreas Matlé von der Öffentlichkeitsarbeit der OVAG klar.

Beeindruckt hat Petra Gerster dabei das Ende – wenn Clara Nell mit einem Wortspiel die fortschreitende Demenz nachhaltig schildert: „…Heute ist eine Frau zu Besuch. Heute ist jemand zu Besuch. Heute ist. Heute.“

Ein schwieriges Thema hatte sich auch die erst 16-jährige Kim Schäfer aus Karben vorgenommen: „Zweiundsiebzig Tage“ schildert sie eine Frau nach dem Tod ihres Sohne vor dem Selbstmord – aufgehalten am Ende von einem Obdachlosen. Dies alles ohne falsches Pathos, ohne Schmalz und Schmelz geschrieben. Schließlich kam noch ein weiterer Lieblingstext von Petra Gerster zu Gehör: „Drei Meilen bis zum Ende der Welt“ von Katharina Clauss (19) aus Lauterbach. Eine moderne, locker-flockige Version von „Hänsel und Gretel“, zugleich eine Persiflage auf das Genre der Märchen. „Ich bin eine Prinzessin“, heißt es in dem Text. „Prinzessinnen werden immer gerettet.“

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Zeigte sich beeindruckt: Petra Gerster, Moderatorin der „heute“-Nachrichten

Warum Menschen überhaupt schreiben, diese Frage stellte Rainer Schwarz, Vorstandsvorsitzender der OVAG, in den Mittelpunkt seiner Rede. „Was am Ende Lesende und Schreibende vielleicht vereint: dass wir uns unwissend wissen. Und dass uns bewusst ist, diesem Unwissen niemals entkommen zu können.“ Umso größer aber sei die Sehnsucht nach einem Buch, einem Wort, einer Geschichte. „Und damit haben uns die Preisträger des elften Wettbewerbs nachhaltig beeindruckt.“

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Erst 16 Jahre alt: Kim Schäfer aus Karben.

„Gesammelte Werke“, 246 Seiten, gebunden, kostet zwölf Euro. Zu bestellen unter der Hotline-Nummer 06031 6848 1153 und erhältlich im Buchhandel. ISBN 978-3-9815015-7-5

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