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Scherzmarkt in Treysa lockte viele Besucher – Von der Zufriedenheit des SchuhputzersVolle Gassen auch bei der nasskalten Brise

TREYSA (aep). Nass und kalt und dann stundenlang sitzen? Das macht ihm nichts aus, sagt Thomas Meyer und erntet Bewunderung: „Da habe ich schon ganz andere Sachen erlebt!“, sagt der Schuhputzer. Dabei war es wahrlich kein gemütlicher Tag für den traditionellen Scherzmarkt in Treysa am Samstag, als eine nasskalte, steife Brise halbfesten Schnee über das Land fegte. Aber das hielt wohl mehrere Tausend Besucher nicht von einem Besuch dieses Riesenmarktes ab. Die Altstadtgassen waren jedenfalls gut gefüllt.

 

Über den Marktplatz, durch die Steingasse, Wagnergasse, Am Angel, Herbstgasse, die Mainzer Gasse, Zwalmstraße und die Burggasse erstreckte sich das Marktreiben, an dem sich einmal mehr als 220 Händler beteiligten und für eine riesige Vielfalt in Angebot sorgten. Zwischen Wollmützen-, Lederwaren-, Pfannen- und Bürsten-Händlern gab es natürlich auch die lautstarken Putzmittel-Jongleure, die ihr Publikum im Stile Hamburger Fischmarkt-Händler bei Laune zu halten versuchten. Essen- und Getränke-Stände aller Art rundeten das Angebot ab. Wobei mancher Besucher sich wahrscheinlich über den Namen „Scherzmarkt“ den Kopf zerbrochen haben konnte.

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Die Gassen in Treysas Altstadt waren gut gefüllt.

Dazu gibt die Website Schwalmstadts Auskunft: Der Scherzmarkt gehört demnach zu den bereits im 16. Jahrhundert urkundlich erwähnten Märkten in Treysa. „Traditionell findet der Krammarkt in der Zeit zwischen den Jahren statt. Nach altem Brauch war dies auch der Zeitraum, in dem das Dienstpersonal die Arbeitsstätte wechseln konnte (= scherzen). Der hohe Stellenwert des Marktes wird durch ein vielfältiges Angebot an Waren des täglichen Gebrauchs unterstrichen.“

Grundsätzlich sind Händler nie zufrieden mit ihrer Kundschaft, aber bei dem nasskalten Wetter konnte man unter den Vordächern auch den einen oder anderen Fluch mehr hören: „Die Leut‘ kaufen nichts mehr!“

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Wortreich preist dieser Händler sein Reinigungsmittel an.

Nur Thomas Meyer – der mit dem Schuhputzmittel – den fochten die windigen Minusgrade offenbar gar nicht an. Halb unter freiem Himmel auf seinem Schemel hockend, wartete er auf Kundschaft und lacht auf die Frage nach seinem Befinden: „Das ist doch nicht kalt!“ Seit 25 Jahren, so erzählt der 50-Jährige aus Osnabrück, sei er beim Scherzmarkt dabei: „Da gab es Schlimmeres.“ An einen Tag kann er sich zum Beispiel erinnern, da war alles so vereist, dass man sich kaum rühren konnte. Wenn ihm nun doch kalt wird, dann läuft er eben die aufwärts führende Steingasse hoch und runter, bis ihm warm wird. Und sonst: „Ich habe Essen, ich habe Kundschaft, meine Kollegen hier“, sagt er mit ausgebreiteten Armen. „Was will ich mehr?“

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