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Ungewöhnliches Handwerk: Nandger Franck schmiedet individuelle MesserMit Damaszenerstahl und Mammutbackenzahn

GrOßENLÜDER (lrn). 2005 hat er damit angefangen, und 2011 sein früheres Hobby zum Vollzeitberuf gemacht: Der 32-jährige. gelernte Bankkaufmann Nandger Franck aus Hosenfeld (Landkreis Fulda) geht einem ungewöhnlichen Handwerk nach. Er schmiedet  in seiner Werkstatt im ehemaligen Dürbeck-Gebäude im Gewerbepark Brennerwasser Messer, Schwerter und Äxte aus hochwertigem Damaszenerstahl.

 

Der gebürtige Marburger ist in Schleswig-Holstein aufgewachsen und hat bei einer Sparkasse in seiner früheren Heimat gelernt, war dann bei der Volksbank Lauterbach-Schlitz im Wertpapiergeschäft tätig, bevor er sich dann zur Selbständigkeit entschloss. Seine hochwertigen Messer und anderen Schneidewerkzeuge kommen bei Kunden in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Dänemark so gut an, dass er sich über mangelnde Aufträge nicht beklagen kann; außerdem bietet Franck in seinem kleinen Imperium noch regelmäßig Schmiedekurse an, die bereits mehrere Monate im Voraus ausgebucht sind.

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Setzt auf Indiviudalität: Nandger Franck mit einer Palette von Packungen seiner Messer.

Große Werbung braucht er für sein Geschäft nicht zu machen, denn die Mundpropaganda beschert ihm immer wieder neue Kunden, die sich an den handgefertigten Kunstwerken aus Stahl ergötzen und sie kaufen. Es sind alles Einzelstücke, die Nandger Franck und sein Team mit viel Liebe zum Detail und in vielen Einzelschritten anfertigt.
Ein solches Messer hält oft auch ein Leben lang, und die von ihm handgearbeiteten Schneidewerkzeuge übertreffen die in maschineller Fertigung oft sonst üblich käuflichen Messer um ein deutlich spürbares Maß.
„Es gibt fast nichts, was es nicht gibt“, meint der sympathische ehemalige Banker, der in seinem neuen Beruf voll aufgeht. Zur Frage, was er denn alles in Handarbeit anfertigt, meint er schmunzelnd: „Messer, und alles,  was scharf ist“. Es sind etwa 100 bis 150 einzelne Arbeitsschritte, bis aus einem Stahl ein gebrauchsfertiges Schneidewerkzeug wird.

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Hochindividuell: eines der Messer von Nandger Franck.

Seine hochwertigen Messer und anderen Schneidewerkzeuge und auch Klingen vertreibt Nandger Franck in seinem Web-Shop www.schmiedeglut.de. Alle Arbeiten werden selbst und komplett in Handarbeit ausgeführt. Seine Preise errechnet er wie jeder Handwerker aus Arbeitszeit plus Material plus 19 Prozent Mehrwertsteuer. Eine Klinge ohne Griff ist dort etwa für 75 bis 700 Euro zu haben, mit einem Holzgriff kostet ein Messer dann 250 bis 600  Euro – je nach Klingenmaterial, Form und Größe. Und mit einem 20.000 Jahre alten Mammutbackenzahn als Griff etwa ab 650 Euro.

Da es den Messer- & Schwertschmied in Deutschland nicht mehr als Ausbildungsberuf gibt, hat er sein Wissen über Bücher und sehr viel Übung angeeignet. Bisher hat er an die 3000 Klingen und Messer geschmiedet und sein Handwerk damit vervollkommnet.
Alles, was man zum selber Messermachen braucht, kann der geschickte Kunde bei Franck käuflich erwerben, und auf welches großes Interesse seine Schmiedekurse stoßen, zeigt die Tatsache, dass allein in 2013 rund 500 Personen in den bis zu sechs Teilnehmer großen Gruppen teilweise sogar mehrmals hintereinander  die Kurse Nandger Francks besuchten.

Der Wert des dabei oft mit seiner Hilfe angefertigten Messers entspricht normalerweise der Kursgebühr, berichtet uns der engagierte Franck. Es sind etwa 80 Kurse, die Nandger Franck so pro Jahr anbietet, in denen dann vier bis sechs Teilnehmer das Schmieden erlernen.  Es gibt auch Gutscheine für alle Kurse und Workshops online zu kaufen.
In der Zwischenzeit hat Nandger Franck 5 weitere Mitarbeiter eingestellt, so gut läuft sein Laden.

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Handarbeit mit Hitze: Nandger Franck am Ofen.

„Wenn man sein Hobby zum Beruf macht, fühlt sich das nicht wie Arbeiten an“, meint Franck, denn als Selbständiger arbeite man halt für sich selbst. „Ich kann 100 prozentig selbst bestimmen, was ich kreativ tun möchte“, begründet er seinen Wechsel vom Banker zum selbständigen Handwerker.
Nandger Franck hat in seiner Kundschaft auch Menschen, die ein Schneidewerkzeug für die Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit gut gebrauchen können: So bekam der Küchenchef von einem deutschen Großunternehmen als Geschenk zu seinem Jubiläum ein Messer, das Franck in Handarbeit hergestellt hat. Zu seinen Kunden zählen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Ein hochwertiges Messer, das etwa Jäger mit den Wald nehmen, geht schon mal in die hunderte Euro, und wenn Nandger Franck ein halbes Jahr an einem Schwert arbeitet, kann das leicht einen vierstelligen Euro-Betrag kosten und das nicht unbedingt im unteren Bereich.
Sein Material für die Schmiedearbeiten bezieht Franck aus ganz Europa, und stellt daraus seinen Damaszenerstahl her. In vielen Arbeitsgänge verschweißt Franck bei rund 1200 Grad in offenem Feuer viele Lagen aus Stahl  miteinander. Durch ständiges Falten des Stahls und immer wieder Schweißen werden auf diese Weise 200 bis zu 600 Lagen zu einem Schneidewerkzeug  verarbeitet. Zwischen den einzelnen Wärmebehandlungen sind viele weitere Arbeitsschritte mit verschiedenen Werkzeugen notwendig. Durch die unterschiedlichen Varianten des Materials werden dann auch entsprechende Eigenschaften erzielt.

Die wunderschönen Muster auf der Klinge sind ein willkommener Nebeneffekt, den er aber ganz genau steuern kann. Die Wärmebehandlung ist wichtig für die spätere Qualität der Klinge. Sie erfolgt je nach Arbeitsgang in verschiedenen Temperaturbereichen.  Die Klinge wird in einem späteren Arbeitsgang mit Säure geätzt, wodurch dann Muster zum Vorschein kommen.
Nandger Franck stellt aber nicht nur Messer und anderes Schneidewerkzeuge her, sondern bietet auch einen entsprechenden Service, wie etwa das Schärfen von Klingen und andere Dienstleistungen an.
Auf die Frage, ob er denn bis zum Ende seines Berufslebens „seine Brötchen mit dem Schmieden von Schneidewerkzeugen verdienen wolle“, antwortet er schmunzelnd: „Vielleicht mache ich irgendwann auch noch mal ganz was anderes“.

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