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Schlägersänger Guildo Horn war in Reimenrod: Gespräch mit einem ernsthaft WitzigenPiep, Piep: Durch die Horn-Brille ist die Welt ein Spaß

GREBENAU-REIMENROD. Wer zu schnell fährt, rauscht im Wald an der Abfahrt vorbei. Und wer dann im Dorf nicht weiß, wo es ist, fährt noch einmal vorbei. Aber dort, im dem unscheinbaren Fachwerkhäuschen, ist es: das Tonstudio „Saustall“ in Reimenrod. Was die meisten Reimenröder nicht wissen: Das Grebenauer Dorf hatte  prominenten Besuch. Guildo Horn, Deutschlands-Schlager-Ulksänger Nr. eins, arbeitete im Studio des Musikers Peter Fischer an seiner jüngsten Produktion. Wer rausfinden will, wie der Sänger dorthin kam, muss also in den „Saustall“ – und sich durch viel gute Laune zum Kern wühlen.

Wie führt man ein informatives Gespräch mit jemandem, von dem man nicht weiß, wann er gerade Ulk macht oder ernsthaft erzählt? Wie auch immer: Der Spaß war Umgangston in der Küche, wohin Peter Fischer zum Plaudern einlud. Dabei war es ja gar nicht so einfach, den Termin zu bekommen. Man sei im Studio stramm am arbeiten, lässt die Dame von der Agentur wissen, die Guildo Horn vertritt. Wie lange soll denn das dauern? Eine halbe Stunde? Das geht! Es wird eine volle Stunde – mit einem Profi wohlorganisierter guter Laune am Tisch und im  Studio.
Die Fakten sind im Grunde schnell erzählt. Guildo Horn, Deutschlands Grand-Prix-Liebling von 1998, geboren 1963 als Horst Köhler, fand über seinen neuen Gitarristen Peter Fischer nach Reimenrod. Denn der vielseitige Reimenröder Musiker ist seit Anfang des Jahres Mitglied in Guildo Horns Band „Die Orthopädischen Strümpfe“. Kennengelernt haben die beiden sich 2011 in Rust bei „Music meets Magic“ im Europapark. Da haben sie zusammengespielt, ohne jemals zusammen geprobt zu haben.

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Spaß mit Ernst betrieben: Guildo Horn produziert unter anderem in Reimenrod seine CD „Schlager unser“. Das bühnenreife Jackett mit Hemd hat er aber fürs Foto eigens angezogen.

„Auf der Bühne kennen- und liebengelernt“

„Wir haben uns sozusagen auf der Bühne kennen- und liebengelernt“, erzählt Guildo, der das „Du“-Angebot zur Begrüßung beim Händeschütteln gleich mitreichte. Den Mann wollte er näher kennenlernen. Man blieb in Kontakt, und als der Gitarrist August Schrader nach 17 Jahren die Orthopädischen Strümpfe verließ, fragte Guildo bei Peter Fischer an – der auch zur lebenslustigen Sorte Mensch gehört. „Ich habe sofort gemerkt, das könnte mir Spaß machen.“

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Das „Weihnachtsfestival der Liebe“ im Kulturzentrum

FULDA. Das „Weihnachtsfestival der Liebe“ führt Guildo Horn mit Band auch für ein Konzert nach Fulda: Dort gibt er am Mittwoch, 17. Dezember, ab 20 Uhr ein Konzert im Kulturzentrum Kreuz.
Weitere Termine der Tour sind auf der Website des Schlagersängers nachlesbar.

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Bei seiner Tour „Weihnachtsfestival der Liebe“ tritt Guildo Horn auch in Fulda im Kulturzentrum auf.

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Der Sänger verpflichtete den Gitarristen und Tonstudio-Inhaber. An der Stelle sind wir beim Stichwort: Spaß. Er betont es selbst immer wieder: „Was Guildo Horn macht, soll ja Spaß machen“. Und mit ernsthaftem Gesicht, aber lachenden Augen schiebt er nach: „Das Leben durch die Horn-Brille betrachtet, ist eines mit Spaß!“
„Ist er so lustig, wie er tut?“ Das Gespräch fängt an Spaß zu machen. „Leider ja“, lacht Peter Fischer zurück, der zusammen mit dem Keyboarder Danny Müller grinsend die Szene verfolgt. So ist der Mann also, der in Deutschland mit Schlager-Parodien sein festes Publikum hat? So witzig wie seine Texte? Doch der Blick ins Guildos Gesicht ernüchtert: „Ich will ernst sein! Spaß macht nur Spaß, wenn er mit Ernsthaftigkeit betrieben wird“, sagt der mit bierernster Miene. „Das ist kein Trash, was wir machen. Das ist eine Hommage an den Schlager! Kein Schlagerscheiß, das ist mein Leben!“ Und er schiebt den Schluss daraus gleich nach: „Ich will nicht mein eigenes Klischee sein!“  Natürlich, weist Guildo den Reporter zurecht: Er könne jedes Klischee sein, dass gewollt wird. Der lustige Typ? Bitte!

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Spaß mit Blick auf die Weihnachtstour: Peter Fischer (l.) und Danny Müller sehen Guildo Horn beim Singen zu.

Okay, dann also ernst gefragt: Welches Projekt führt den Schlagersänger denn nach Reimenrod? Es heißt „Schlager unser“, erzählt Guildo und greift sich ans Herz, verdreht die Augen, „die kleine Fibel für zwischendurch“. Es sei eine CD mit Musik zum Herzerwärmen, für kalte Nächte am Himalaya, die man sich an die Brust drücken kann. Eine „Droge der Jetzt-Zeit“, ein „Regulativ der Gesellschaft“… Autsch! Wo, bitte, fängt der Ernst an, Spaß zu sein?

„Als Musiker – was immer ich gerade mache – mache ich halt meinen Weg!“

Aber was er wirklich meint, kommt doch noch durch: Dem Guildo Horn macht das Musikerleben bei aller Professionalität einfach Spaß. „Schlager unser“ ist ein Werk, das in mehreren Tonstudios entsteht, professionell aufgenommen und gemixt – eben auch in Reimenrod. So professionell wie von ihm erwartet wird, seit sein Grand-Prix-Erfolg mit „Guildo hat Euch lieb!“ den damals schon erfahrenen Musiker, Schauspieler und Moderator in den deutschen Schlagerhimmel hob. Der große Hype ebbte bald wieder ab – und das sei ihm recht, sagt Guildo. Er wurde und wird als Künstler nicht produziert und dirigiert, er ist sein eigener Herr, hat seine Auftritte auf kleinen Bühnen, auf Festivals und in Baumärkten, zwinkert der 51-Jährige. Nebenher produziert Guildo nach Gelegenheit und Laune seine CDs, die sich bei Konzerten  gut verkaufen lassen – und dabei hat er den Spaß, den er sich vom Berufsleben wünscht. „Als Musiker – was immer ich gerade mache – mache ich halt meinen Weg!“

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In Reimenrod betreibt Peter Fischer das Tonstudio „Saustall“ – in einem ehemaligen Saustall.

Und wenn er dann mit seiner „Ansammlung von „ehemaligen Klassenclowns“, gemeint ist seine Band, umherzieht oder produziert und sich in „Scheindemokratie“ übt, dann macht der Job Freude: „Wir sind halt Jungs, wir wollen spielen. Wer dabei keinen Spaß hat, der ist am falschen Ort!“ Davon bekommen Guildo und die Orthopädischen Strümpfe bald wieder reichlich: Denn am 29. November starten sie ihr „Weihnachtsfestival der Liebe 2014“, das die Band durch ganz Deutschland und ein wenig Östereich und am 17. Dezember auch nach Fulda führt. Dann ist Guildo Horn wieder da, wo er hin will: auf der Bühne „in der zweiten Liga – oberes Drittel!“

Von Axel Pries

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