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"Ocean's Osthessen": Wie eine Diebesbande es sich über Jahre gutgehen ließNach der Diebestour Entspannung am geklauten Pool

OSTHESSEN (ol). Es klingt wie ein schlechter TV-Krimi, was vom Polizeipräsidium Osthessen jetzt als wahrer Fall aus der Region Fulda geschildert wird: Eine ganze Gruppe Männer lebte jahrelang recht komfortabel von Diebstählen aller Art mit einem „Umsatz“ von einer Million  Euro. Man leistete sich auch einen luxuriösen Swimmingpool – dessen Ausstattung ebenfalls zusammengeklaut wurde. Dabei fing dieser umfangreiche Fall für die Ermittler mit einem einfachen Dieseldiebstahl an, teilt die Polizei mit.

Bei den Ermittlungen zu dem Kraftstoffdiebstahl an Baumaschinen im November 2012 in Petersberg-Marbach gelang es demnach der Kripo Fulda einer Tätergruppe das Handwerk zu legen, von deren kriminellen Ausmaßen anfangs noch niemand etwas erahnen konnte.

Bis zum Sommer 2014 klärten die Polizeibeamten dabei insgesamt 44 Eigentumsdelikte – in großer Anzahl Einbruchsdiebstähle – mit einem Schaden von etwa 150.000 Euro. Darüber hinaus klärten sie 16 Diebstähle von Photovoltaikanlagen auf – mit einem Gesamtschaden von mehr als einer halben Million Euro, die zum Teil schon einige Jahre zurück liegen. Dabei laufen 30 Verfahren gegen Endabnehmer wegen des Verdachts der Hehlerei. Alleine mit dem Handel und Verkauf der gestohlenen Anlagen erzielten die Täter einen Erlös in Höhe von mindestens 280.000 Euro.

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Nobel lebt die Diebesbande: An diesem aufwendigen Swimmingpool entspannten die dreisten Einbrecher. Nur das Becken wurde gekauft – wohlmöglich aus dem Erlös von Diebstählen – der Rest in Baumärkten zusammengestohlen.

Bedient haben die Einbrecher und Diebe sich hauptsächlich auf Baustellen. Aber auch Händler, zum Beispiel Baumärkte, fanden das Interesse der Täter. Die gestohlenen Gegenstände verkauften die Täter weiter oder nutzten sie zum luxuriösen Eigenbedarf für sich und ihre Familien. So bauten sie auf dem Grundstück ihres Mietshauses in Hünfeld einen großzügigen Swimmingpool auf. Doch nur das Schwimmbecken war gekauft, das weitere Zubehör gestohlen.

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Nur den nackten Pool ließen die Polizeibeamten zurück.

Die Bretter für die mediterrane Beplankung und die hölzernen Sichtschutzblenden zum Beispiel erbeuteten sie bereits im Oktober 2011 bei einem Einbruch in einen Holzmarkt in Hünfeld. Die hochwertigen Korbflechtmöbel klauten sie in einem Freizeitpark und einem Hotel in Künzell einen Monat zuvor. Um den Baugrund vorzubereiten, stahl die diebische Gruppe  auch eine Rüttelplatte und einen Minibagger von zwei Baustellen. Damit aber nicht genug. Nach der Fertigstellung der attraktiven Privat-Poolanlage und Neugestaltung der Gartengrünflächen vereinfachten sich die Täter die nun anstehenden Pflegearbeiten unter anderem  mit einem Rasenmähroboter, den sie bei einem Einbruch in einen Hünfelder Baumarkt erbeuteten. Nach der Aufdeckung der Taten war allerdings Schluss mit dem Luxus: Polizisten bauten alle gestohlenen Teile der Poolanlage ab und beließen nur das Becken an Ort und Stelle.

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Lukratives Geschäft: Mit dem Diebstahl und Verkauf von Wechselrichtern – hier jene, die die Polizei sicherstellte – und Photovoltaikanlagen erbeutete die Bande rund 280.000 Euro.

Der weitaus höhere finanzielle Schaden entstand indes durch die Diebstähle der Photovoltaikanlagen. Bei den 16 nachgewiesenen Fällen liegt die Höhe der Schäden in den einzelnen Fällen zwischen 7000 und 100.000 Euro. Bemerkenswert war auch in diesem Tatzusammenhang der Diebstahl von zahlreichen Wechselrichtern von einer Kartbahn in Fulda. Die Beute im Wert von etwa 18.000 Euro wurde wie üblich mit dem Auto oder Anhänger zu einem angemieteten Gelände in Geisa gebracht und dort versteckt.

Doch bei dem Diebstahl hatten die Täter nicht bemerkt, dass etliche dieser Bauteile durch einen Blitzeinschlag defekt waren. Erst durch die Beschwerde neuer Käufer fielen die Beschädigungen auf. Um weitere Probleme mit dieser Ware zu vermeiden, entsorgten sie die Wechselrichter in einem tiefen gemauerten Wasserbassin auf dem Gelände. Doch auch dort spürten die Ermittler die Teile auf und ließen sie in aufwändiger Arbeit mit Spezialgerät und Spezialkräften der Polizei bergen.

Die Tatorte erstreckten sich hauptsächlich auf die Landkreise Fulda in Hessen sowie den Wartburgkreis in Thüringen. Aber auch der Landkreis Hersfeld-Rotenburg war unter anderem betroffen.

Bei den Tätern handelt es sich um eine Kerngruppe von vier oder fünf Männern im Alter zwischen 33 und 46 Jahren aus der Region. Weitere Ermittlungen richten sich gegen einen Personenkreis von über einem Dutzend Personen, die als Mittäter oder Gehilfen verdächtig sind.

Ein Gedanke zu “Nach der Diebestour Entspannung am geklauten Pool

  1. Alle Achtung! Das war ein ganzes Stück Arbeit, soviele Diebstähle aufzuklären, die auf den ersten Blick sicherlich nicht zusammenhingen und somit auch noch das ganze Diebesgut den einzelnen Taten zuzuordnen!
    Diese mühsame Ermittlungstätigkeit wird sich aber hoffentlich auch in einem vernünftig hohen Strafmaß niederschlagen – wobei ich erfahrungsgemäß eher befürchte, daß gerade das nicht der Fall sein wird *grummel*

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