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Sina Bittner: zwei Monate in TorontoMultikulturell fürs Leben lernen

ALSFELD/TORONTO Sie ist 20, hat in diesem Jahr Abitur gemacht und wollte zwei Dinge verbinden: Kanada kennenlernen und die Englischkenntnisse verbessern. Dafür lebte Sina Bittner zwei Monate in Toronto und lernte an einer Sprachenschule namens Kaplan. Aber die Alsfelderin lernte mehr als nur Englisch – nämlich viele verschiedene Menschen aus aller Welt kennen. Sie berichtet.

 

Da war ich nun, als noch unwissende Alsfelderin, mitten hinein katapultiert in die multikulturellste Stadt der Welt. Was hatte ich erwartet, tja, gute Fragen. Jedenfalls nicht das. Da fliegt man 8 Stunden um den Globus, mit dem Ziel an einer Sprachenschule Englisch zu lernen und um nach dem Abitur mal etwas anderes zu sehen als Europa, aber hätte ich ahnen können, was mich dort erwartet? Wohl kaum.

OL-Torontovonoben-1512-webAnfang Oktober, kaum in der Millionenstadt angekommen, hatte mich das pulsierende Leben dieser atemberaubenden Umgebung bereits komplett eingenommen. Glücklich feststellend, das man als Deutscher mit seinem „Schulenglisch“ doch recht weit kommen kann, stellte die Verständigung schon mal kein Problem dar. So durfte ich als nächstes erfahren, wie man in einer Sprachenschule schon am ersten Tag internationale Freundschaften fürs Leben schließen kann. Und da war sie nun, meine multikulturelle Clique bestehend aus einer Japanerin, drei Brasilianern, einem Venezolaner, einer Französin und zwei Deutschen.

So viele verschieden Kulturen und doch so ähnlich. Während ich mir noch vor meinem Aufenthalt in Toronto Sorgen über mein außerschulisches Leben dort gemacht hatte, trat dieses dann schneller als gedacht in den Vordergrund. Ich durfte nämlich feststellen, dass es für mich in Toronto noch viel mehr zu lernen gab als Englisch. Toronto gab mir die Möglichkeit das Wort „multikulturell“ zum ersten Mal in meinem Leben richtig zu verstehen, die Möglichkeit Multikulturalismus zu fühlen. In der vibrierenden Atmosphäre der Millionenstadt, über der trotz allem eine ständige Entspannung zu liegen scheint, eröffnete sich für mich ein völlig neuer Horizont.

Die Erkenntnis, das Vielfalt gut tut, ist nicht neu, überraschend ist aber, wie viel wir durch sie von anderen lernen können. Der Kontakt zu Menschen von allen Kontinenten dieser Welt brachte mir mehr über mich selbst, Deutschland und die gesamte Welt bei, als ich je für möglich gehalten hätte. Ich meine, wer hätte gedachte, dass es in Venezuela deutsch Städte gibt, dass sich Brasilianer immer mit ihren unterschiedlichen Dialekten aufziehen, dass es in Kolumbien keine Jahreszeiten gibt, dass Japaner nicht beim Laufen essen und dass man bei einem Bewerbungsgespräch in Saudi-Arabien ja nicht mit der Schuhsohle auf seinen Chef zeigen darf?

Es tut gut mal über den Tellerrand zu schauen, mehr noch, eher mal einen Blick über die Tischkante zu werfen, denn in dieser immer globaler werden Welt kennen wir uns bei weitem noch nicht gut genug. Toronto scheint es schon begriffen zu haben, denn trotz vieler Kulturen werden doch die Besonderheiten jeder einzelnen noch wertgeschätzt, sodass ich mich am Ende mehr als zu Hause fühlen durfte. Wie meine philippinische Gastmutter es so schön auf den Punkt bringen konnte: „In Toronto ist jeder gleich, es spielt keine Rolle ob du als Tourist hier her kommst, als Einwanderer oder als Kanadier, jeder bringt ein Teil seiner Welt mit und am Ende kann jeder sein wie er möchte“.

Und dabei merkte ich mehr als einmal, dass es doch eigentlich immer die Menschen sind, die einen Ort so besonders machen. Denn auch mit einem Bürgermeister der sich von einem Skandal in den nächsten manövriert, ist und bleibt Toronto genau deshalb, wegen der Menschen, eine der der wundervollsten und sehenswertesten Städte der Welt.

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