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Nach 24 Jahren musste die Lauterbacher Trachtengilde ihr langjähriges Domizil verlassen - gestern wurde die neue Gildenstube bezogenTrachtengilde weihte Gildenstube ein

LAUTERBACH (cdl). „Letztes Jahr um diese Zeit, es war Anfang April 2016, war unsere Stimmung wenig freudig. Damals ereilte uns die Kündigung unseres langjährigen Domizils am Lauterbacher Nordbahnhof“, so der Vorsitzende der Lauterbacher Trachtengilde Torsten Frischkorn während der feierlichen Einweihung der neuen Gildenstube in den Räumen der ehemaligen Reinickendorfschule am frühen Freitagabend.

Rund 24 Jahre lang hatte die Trachtengilde ihre Heimat im Lauterbacher Bahnhof, was Frischkorn als wahren Glücksgriff bezeichnete. „Die Kündigung zum 30. September 2016 traf uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel, sie traf uns vollkommen unerwartet und sie traf uns zutiefst bis ins Mark“, erinnerte Frischkorn. Also habe ein neues Objekt gefunden werden müssen. Gemeinsam hätten sich viele Vereinsmitglieder auf die Suche nach einem geeigneten Objekt gemacht. Außerdem habe es viel Unterstützung von den Lauterbachern gegeben, die vielfältige Angebote und Hilfsbereitschaft gezeigt hätten.

Im vergangenen Sommer hätten dann Monika und Gerhard Fatum den Kontakt zum Amt für Schulen und Liegenschaften des Vogelsbergkreises aufgenommen, nachdem bekannt geworden war, dass die Reinickendorfschule nach Angersbach umzieht. Schnell habe sich dann herausgestellt, dass das Objekt die beste aller Alternativen sei und man habe sich nach einer Mitgliederversammlung im Anschluss schnell mit dem Vogelsbergkreis geeinigt.

Ein Blick in die neue Kleiderkammer der Trachtengilde

Mit viel Herzblut die neue Gildenstube errichtet

Daraufhin habe man ein Nutzungskonzept erstellt und einen Trachten- und Lagerraum, die Gildestube mit Küche und einen Tanzsaal mit separatem Tisch- und Stuhllager geplant. Dann hieß es, gemeinsam ranzuklotzen. So hätten die Vereinsmitglieder abends und an Wochenenden ihre Freizeit geopfert. „200 Liter Wand- und Deckenfarbe, zehn Liter Lack für Türen und Schränke, viele Rollen Tapete, 250 Meter Elektrokabel sowie 200 Meter Lautsprecher- und Tonleitungen, 30 Meter Wasser- und Abwasserrohrleitungen und rund 1.000 Dübel und 1.500 Schrauben waren nötig, um die vorgestellte Verwandlung zu vollziehen“, so Frischkorn über die Renovierung nach der Entrümpelung. Für den Volkstanz sei aber der Fußboden die größte Herausforderung gewesen, um mit wenig Kapital die bestmögliche Lösung zu finden und das sei gelungen.

Hinzugekommen sei der Umzug. Nach den vielen Jahren im Bahnhof habe sich dort jede Menge angesammelt. Dabei sei einiges auf dem Bastwald gelandet. „Am Ende sind wohl mehr als 1.000 Arbeitsstunden für die notwendigen Renovierungsarbeiten zusammengekommen“, berichtete Frischkorn den Gästen. Besonderer Dank gelte Wolfgang Fischer, der in den ersten Monaten seines Ruhestandes mehr Zeit in der Gildestube als zu Hause verbracht habe. Außerdem richtete Frischkorn seinen Dank auch an alle Vereinsmitglieder sowie allen Förderern und Gönnern und dem Vogelsbergkreis, der dem Verein eine Zukunftsperspektive eröffnet habe.

Die Kinder- und Jugendtanzgruppe der Trachtengilde

Zahlreiche Ehrengäste beim Empfang der Trachtengilde

Mit Volkstänzen unterhielt die Kinder- und Jugendtanzgruppe, bevor die zahlreichen Ehrengäste ihre Grußworte an den Verein richteten. Landrat Manfred Görig und sein Vize Dr. Jens Mischak, Bundestagsmitglied Michael Brand, die Landtagsabgeordneten Kurt Wiegel (Gründungsmitglied der Trachtengilde) und Eva Goldbach sowie für die Stadt Lauterbach Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller, Stadtverordnetenvorsteherin Marlene Aschenbach (aktives Vereinsmitglied) und Erster Stadtrat Lothar Pietsch.

Des Weiteren war die Leiterin des Bezirks Osthessen der Hessischen Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege Gabriele Hattwich, der langjährige Wegbegleiter der Trachtengilde Professor Dr. Karl-August Helfenbein, das Hessentagspaar von 1983 Marion und Udo Lünzer, Karin und Lothar Winterholler in Originaltrachten aus den 70er Jahren sowie von der Sparkasse Oberhessen Marcus Stock und Werner Waldeck von der Volksbank Lauterbach-Schlitz.

Die Grußworte in Bildern

„Ich freue mich, dass Sie jetzt sagen können, das ist unsere neue Stube“, so Landrat Görig. Der Vertrag werde heute für zehn Jahre unterzeichnet. Eine Fortsetzung sei jederzeit möglich. Die Lauterbacher Trachtengilde mache ein Stück Heimatverbundenheit aus und präsentiere die Region nach außen.

Die Vertragsunterzeichnung mit (v.l.) Torsten Frischkorn, Manfred Görig und Jens Mischak.

Bürgermeister Vollmöller outete sich in seinem Grußwort, dass er fast selbst Tänzer der Trachtengilde geworden wäre. Es habe aber mit der Schrittfolge nicht hingehauen, scherzte Vollmöller. Die Lauterbacher Trachtengilde habe einen besonderen Platz in der Nachkriegsgeschichte der Stadt. Die Trachtengilde vermittle, wie es einmal in Lauterbach war.

Die Trachtengilde repäsentiere ein Stück Heimat, bekräftigte Bürgermeister Vollmöller.

„Ich weiß, dass ihr gerne feiert, daher habe ich Euch etwas mitgebracht“, so Gabriele Hattwich.

„Die Lauterbacher Trachtengilde ist ein Juwel unserer Heimat“, so Bundestagsabgeordneter Michael Brand.

Kurt Wiegel schwelgte in Erinnerungen, da er in den Räumlichkeiten selbst zur Schule gegangen war, und wünschte alles Gute für die Zukunft.

Der Lauterbacher Filmemacher Wolfgang Glasner hatte eine DVD für die Trachtengilde als Einweihungsgeschenk geschnitten.

Der 90-jährige Professor Helfenbein scherzte mit dem Begriff „stehende Bewegung“. Er freute sich über die neue Heimat der Trachtengilde.

Kleine Fotostrecke der Eröffnungsfeier

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