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INTERVIEW: Im Gespräch mit den beiden Rennfahrern Oswald und Stephan BischoffSeit drei Generationen im Rennsport aktiv

ANGENROD (cdl). Der erste Tag des 45. Grasbahnrennens in Angenrod ist absolviert und heute stehen unterschiedliche Endläufe an. Die Lokalmatadoren Oswald und Stephan Bischoff sprachen über ihr Hobby und ihre Erfolgsaussichten.

Bei den Qualifikationsläufen am Samstagnachmittag war genügend Zeit mit zwei Rennfahrern des Veranstalters MSC Angenrod zu sprechen. Denn die Qualifikation wurde gleich von zwei Unfällen unterbrochen.  Gerade beim ersten Sturz dauerte es eine ganze Zeit, bis die Strecke wieder freigegeben werden konnte.

MSC Angenrod

Oswald Bischoff und Mario Siebert fahren schon lange gemeinsam Rennen für den MSC Angenrod.

Oberhessen-live: Oswald, woher stammt die Begeisterung für den Rennsport. Insbesondere für das nicht ganz so bekannte Grasbahnrennen?

Ich habe die Rennen schon zur Schulzeit verfolgt. Hier in Angenrod und in Homberg Ohm wurden damals Rennen gefahren. Im Jahr 1976 habe ich selbst auf einer Solomaschine begonnen und bin 1980 auf das Gespann umgestiegen. Mit meinem Beifahrer fahre ich jetzt schon 20 Jahre gemeinsam.

Oberhessen-live: Was waren Deine größten Erfolge?

Im Jahr 2003 sind wir zuletzt Vizeeuropameister geworden. Dann kam eine Rennpause von etwas über zehn Jahren. Im letzten Jahr sind wir fünf Rennen gefahren und wurden zweimal Erster, einmal Zweiter und einmal Dritter. In Melsungen bei der Europameisterschaft hatten wir einen super Tag erwischt. Leider musste das Rennen abgebrochen werden, sonst hätten wir den Titel geholt. Das ist aber egal. Wichtig ist, dass es Spaß macht und alles unfallfrei über die Bühne geht.

Oberhessen-live: Also kann man bei diesem Rennsport auch noch im höheren Alter erfolgreich sein?

Ich werde im nächsten Jahr 60 und fühle mich immer noch fit. Es ist schön zu sehen, dass wir immer noch mit den jungen Kerlen mithalten können.

Oberhessen-live: Und Deinem Sohn Stephan hast Du den Rennsport in die Wiege gelegt?

Er hat bereits in Jungen Jahren angefangen, weil ich ihm damals eine Yamaha W50 gekauft habe. Später ist er Speedway in der 2. Bundesliga gefahren. Stephan war als Kind schon immer mit dabei. Wir sind auch in Holland und in Frankreich gefahren. An den Rennwochenenden war immer die ganze Familie mit dabei.

Oberhessen-live: Wie ist generell die Entwicklung beim MSC Angenrod?

Wir haben ja nur das eine Rennen im Jahr hier in Angenrod. Dieses Jahr ist die Resonanz sehr gut. Die Zuschauer sind bis von Holland hierher gekommen. Das liegt daran, dass in diesem Jahr wieder Gespannrennen gefahren werden. Die Zuschauer möchten vor allem die Gespanne sehen. Die Jahre mit ausschließlich Quadrennen waren nicht interessant genug für die Besucher. Das Fahrerlager ist ebenfalls rappelvoll. Morgen werden sicherlich noch mehr Zuschauer kommen.

Oberhessen-live: Wie sind die Erwartungen für morgen?

Wir wollen am Ende ganz oben auf dem Treppchen stehen. Aber wenn nicht, ist das auch nicht schlimm uns geht es hauptsächlich um den Spaß. Außerdem hoffen wir, dass alles unfallfrei bleibt. Heute haben wir ja bereits zwei Unfälle gesehen.

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Stephan Bischoff vom MSC Angenrod auf der Piste beim Trainingslauf

Stephan Bischoff ist bereits die dritte Generation der Familie beim MSC Angenrod

Oberhessen-live: Hallo Stephan, wie bist Du zum Rennsport gekommen?

Ich habe mit fünf Jahren angefangen. Mein Opa ist schon früher Gespannrennen gefahren und war aktiver Fußballer. Als ich bei meinem ersten Fußballspiel ein Eigentor geschossen habe, hat Opa beschlossen, „der Junge braucht ein Moped“. Mein Opa ist gemeinsam mit seinem Bruder gefahren. Als der Bruder aufgehört hat, ist mein Vater zunächst Beifahrer gewesen, bevor er selbst gefahren ist. Daher sind wir schon seit 1968 beim Renngeschehen dabei. Mein Opa Adolf Decher ist Mitgründer des MSC Angenrod.

Oberhessen-live: Du bist Quad-Rennfahrer wie kam es dazu?
Im Schüleralter bin ich Speedway gefahren, bis ich mit 20 aufgehört haben. Bei meinem letzten Grasbahnrennen mit der Solomaschine hatte ich einen schweren Unfall. Nach einigen Jahren haben ich mir ein Quad gekauft, als der Trend aufkam. Zunächst bin ich mit Kumpels nach Melsungen und Homberg als Zuschauer zu den Rennen gefahren. Irgendwann haben wir gesagt, da mach wir einfach mal mit und haben ein Quadrennen in Angenrod veranstaltet. Ich fahre jetzt seit neuen Jahren Quad und seitdem gibt es das Quad-Rennen beim MSC in Angenrod.

Oberhessen-live: Du bist vergangene Woche Vater geworden. Herzlichen Glückwunsch. Ändert sich ab jetzt was bei Deinem Rennverhalten und wird Dein Sohn später auch Rennen fahren?

Im Moment bin ich im Kopf noch woanders. Wenn ich nicht 1. Vorsitzender wäre und das Rennen mitveranstalten würde, hätte ich mir freigenommen. Eigentlich wäre ich jetzt lieber bei meiner Frau und meinem Kind. Aber generell werde ich weiter Rennfahrern. Dabei unterstützt mich auch meine Frau. Sie hat mich so kennengelernt. In diesem Jahr werde ich mich ein wenig zurücknehmen und beim nächsten Rennen aussetzen. Aber dann geht es ganz normal weiter.

Mein Sohn soll schließlich irgendwann einmal in meine Fußstapfen treten und die Familientradition fortsetzen. Einen Fußball bekommt er nicht. Mit fünf Jahren darf man anfangen. (Verriet Stephan mit einem breiten Grinsen im Gesicht)

Oberhessen-live: Welche Erwartungen hast Du beim Heimrennen. Rechnest Du Dir Siegchancen aus?

Die Chancen sehen ganz gut aus. Aber es sind sehr starke Fahrer im Feld. Beispielsweise die drei Gastfahrer aus Ungarn sind sehr stark. Aber es kommt auch immer etwas auf die Tagesform an. Ich fühle mich gut und bin motiviert.

Oberhessen-live: Hast Du einen Heimvorteil? Du kennst die Strecke und konntest sicherlich darauf trainieren.

Nein, wir dürfen gar nicht hier auf der Bahn trainieren. Hier ist Wasserschutzgebiet, daher dürfen wir auch nur einmal im Jahr eine Veranstaltung machen. Für zwei Tage im Jahr dürfen wir hier fahren. Nicht einmal am Freitag hätte ich hier fahren dürfen.

Oberhessen-live: Sport ganz ohne Training. Also schraubt ihr in eurer Freizeit an den Maschinen, um das Beste aus ihnen herauszuholen?

Vor und nach den Rennen schon. Ansonsten versucht man innerhalb des Regelwerks schon die bestmögliche Leistung aus den Maschinen zu holen, aber es ist nicht so, dass wir oft an den Maschinen arbeiten. Das beste Pferd nützt nichts, wenn man es nicht reiten kann. Es kommt sowohl auf den Fahrer als auch auf die Maschine an Trainingsmöglichkeiten gibt es beispielsweise in Diedenbergen oder auf anderen Rennstrecken.

Heute ab 13 Uhr beginnen die entscheidenden Rennläufe.

Ein paar Eindrücke von der Rennstrecke in der Bildergalerie

 

 

 

 

 

 

 

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