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"Ehrlich&Laut" lockte rund 1500 Besucher – Martialischer Auftritt, friedliche PartyAustoben in der vollen Stadthalle

ALSFELD (aep). Was brüllt der Kerl da vorne auf der Bühne? „Ich – bin  – asozial!“ Das Publikum vor ihm antwortet gröhlend: „Was Ihr denkt, ist mir egal!“ Arme recken sich bekräftigend im Takt nach oben, als ginge es um eine politische Parole. Klingt ziemlich heftig fürs Normalverbraucher-Gemüt, ist aber angesagter Ton beim Punkfestival „Ehrlich&Laut“, das am Samstag in der kleinen Version immer noch rund 1500 Teilnehmer aus ganz Deutschland in die Stadthalle lockte: die Sau rauslassen. Die Einrichtung des Geländes zeigte: Die Veranstalter haben von früheren Rocknächten gelernt.

Nach einer Reihe mehrtägiger Open Air-Festivals blieb es bei „Ehrlich&Laut“ in diesem Jahr bei einer eintägigen Hallen-Veranstaltung – mit immerhin noch sieben Punk-Gruppen plus Leuseler Musikverein zum traditionellen Blasmusik-Auftakt. Titel: „Zurück in die Zukunft“. Das große Festival machte Pause, weil die Veranstalter mehr Zeit zum Organisieren brauchen – aber in einem Jahr soll es wieder auf die Wiese gehen.

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Gibt alles: „Unantastbar“-Frontman Joggl.

Dennoch: Auch das kleine Hallenfestival wirkte als Magnet für Punk-Fans aus allen Teilen des Landes, die sich in schwarzer Uniform in Alsfeld austobten – höchst friedlich. Martialisch aussehende Kerle mit Tatöwierungen wie Bahnhofs-Graffiti stellten sich brav mit jungen Männern in die Bierwagen-Schlange, denen unter der Markenbrille anzusehen ist: Montag ist der T-Shirt-Slogan wieder verschwunden – „Einen Mann von diesem Format bindet nur der Alkohol“ – dafür der Banker-Schlips umgebunden. In der Stadthalle aber grölen sie gemeinsam mit, wenn Willi Wucher von „Pöbel & Gesocks“ loslegt. Wilder Pogo tut sich auf im Publikum: Man schiebt und schubst sich – und entschuldigt sich, wenn’s zu heftig war.

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Eine große Foto-Galerie vermittelt Eindrücke vom Ehrlich&Laut-Festival

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Draußen vor der Halle war der Festivalbereich streng vom Parkplatz abgetrennt. Bierstand, Speisestände, Souvenir-Stände und viele Dixie-Toiletten: alles hinter dem Bauzaun. Wer rein will, wird kontrolliert, wer raus will, muss die Plastikbecher drinnen lassen. Auf diese Weise wollten die Veranstalter Probleme verhindern, wie sie in der Vergangenheit auftraten: eine weithin verschmutzte Umgebung der Stadthalle.

Das Konzept ging auf. Und die 1500 Besucher, die nachmittags vielfach durch Alsfeld stromerten, hatten mit den Kultbands der deutschen Punk- und Deutschrock-Szene ihren Spaß. Bei „Unantastbar“ war die Halle brechend gefüllt – und erst Recht, als „Kärbholz“ in der Nacht das elfstündige Festival beendete. Ein einziger Misston kam auf: Der T-Shirt-Aufdruck „Ann-Cathrin aus Berlin“ missfiel Ordnungshütern, weshalb die Träger von der Bühne aus aufgefordert wurden, die Shirts auszuziehen oder den Aufdruck zu verbergen. Dabei handelt es sich um eine in der Szene bekannte Botschaft: Die Anfangsbuchstaben sind auch die Anfangsbuchstaben für den Satz: „All cops are bastards“. Es gab Buh-Rufe und Piffe dazu, dann verschwanden die meisten „Ann-Cathrin“-Shirts.

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Glücklich: Fans sind ihren Idolen so nahe.

Veranstalter und Stadthallen-Betreiber Torsten Schneider zeigte sich anschließend zufrieden: viele Besucher, viel Leben in und an der Stadthalle, aber keine größeren Probleme. Das Aufräumen begann noch in der Nacht, und morgens war der meiste Dreck schon wieder weg.

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„Ich bin asozial!“ Frontmann Willi Wucher von „Pöbel & Gesocks“.

 

Nun will man sich voll auf das „Ehrlich&Laut“-Festival 2015 konzentrieren, erzählt er. Das findet vom 20. bis 22. August statt, und dafür hat der Vorverkauf ab sofort begonnen. Man hat sich für dieses Festival einiges vorgenommen: Im „E&L“-Team wünscht man sich Bands wie volbeat, Green Day, the offspring, machine Head und andere Top-Bands, die jedes Festival füllen.

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Einziger Misston: Die T-Shirts mit Ann Cathrin sollten verschwinden.

 

 

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