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Bürgerversammlung in Romrod - gut 100 Bürger folgten der EinladungViel Gegenwind für die geplante Windkraft

ROMROD (ol). Windkraft, Leben und Wohnen im Alter sowie die interkommunale Zusammenarbeit standen im Mittelpunkt der Bürgerversammlung der Stadt Romrod. Rund 100 Romröder konnte Stadtverordnetenvorsteher Jörg Gaudl zu der fast dreistündigen Veranstaltung im Bürgerhaus begrüßen. 

Diplom-Ingenieur Gerhard Vollhardt informierte zum Sachstand über den Flächennutzungsplan für Erneuerbare Energien. Derzeit sind drei Vorrangflächen für Windkraftanlagen im Stadtgebiet geplant. An der Bundesstraße 49 in Richtung Feldatal, in einem Waldzipfel bei Ober-Breidenbach sowie östlich von Zell könnten demnächst etwa 200 Meter hohe Windräder gebaut werden. Bei den geplanten Flächen handelt es sich größtenteils um Waldstücke.

Gerhard Vollhardt informierte dazu: „Rund 2000 Quadratmeter Wald könnten pro Windkraftanlage gerodet werden, dieser muss aber an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden“.  Die Pläne liegen bis zum 25. März in der Stadtverwaltung für Jedermann zur Einsicht aus. Durchweg kritische Stimmen wurden aus dem Publikum zu den Windkraftplänen vorgebracht. „Es ist ein Wahnsinn, was hier mit unserer Natur getrieben wird“, kommentierte eine Bürgerin und erntete Applaus der Versammelten. Ein weiterer Bürger warnte vor scheinheiligen Versprechen von Investoren und forderte Schutz und Aufklärung für die Grundstückbesitzer.

„Minderung der Lebensqualität“

 

Außerordentliche Kritik übte Stadtverordneter Udo Kornmann zu den geplanten Windrädern östlich von Zell. Er warnte vor einer Minderung der gesamten Lebensqualität, insbesondere durch Schattenschlag. „Ich sehe keine Vorteile für Romrod und nur Nachteile für Zell“, so Kornmann.

Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg informierte über die geplante 4,6 Millionen Euro Investition in Romrod als einen Ort für Generationen. Inmitten der Schlossstadt soll auf dem Gelände des ehemaligen Oberforstamtes das Projekt „Leben und Wohnen im Alter“ mit Begegnung, Tagespflege, Wohngruppen und einem öffentlichen Garten realisiert werden. Zur Umsetzung schloss die Stadt Romrod einen 30-jährigen Mietvertrag mit einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Behindertenhilfe Vogelsbergkreis, der SozioVita.

Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung soll spätestens im Juli 2017 die Pflegeeinrichtung betreiben. Architekt Herbod Gans präsentierte der Versammlung die Infrastruktur des Gebäudes, zur Planung kommentierte er: „Es war ein vier-Jahres-Weg, der von Erfolg gekrönt ist“. Als Team stellten Walter Fricke, Katja Diehl und Frank Haberzettl das Betriebskonzept für die Pflegeeinrichtung vor. „Wir wollen das Mittendrin sicherstellen“, erklärte Walter Fricke.

Präsentiert das Konzept: Walter Fricke.

Präsentiert das Konzept: Walter Fricke.

Er kündigte eine Zusammenarbeit mit den Vereinen an, um „Leben“ im Haus zu haben. Laut seinen Angaben werde das Handeln der SozioVita durch die Gemeinnützigkeit und nicht der Wirtschaftlichkeit geleitet. Fricke kündigte für die Zukunft mehrere Informationsveranstaltungen an. Die Kosten für einen Pflegeplatz konnten noch nicht beziffert werden. „Wir sind zwar eine exklusive Einrichtung, wollen aber keine exklusiven Preise“, so Katja Diehl.

Zu den politischen Diskussionen um das Vorhaben erntete ein Bürgerkommentar Beifall: „Parteigeplänkel will ich nicht hören, in einer Demokratie kann auch jemand dagegen sein“.

Im Hinblick auf die interkommunale Zusammenarbeit der Städte und Gemeinden Feldatal, Grebenau, Romrod und Schwalmtal informierte Bürgermeisterin Dr. Richtberg über einen Gemeindeverwaltungsverbund. Die Erhaltung und Stärkung der kleinen Gemeinden im ländlichen Raum soll so gesichert werden. Die beteiligten Kommunen hätten die gleichen Aufgaben, eine ähnliche Struktur, die gleichen Arbeitsverfahren und seien benachbart. Die kommunale Eigenständigkeit, insbesondere durch die Parlamente, soll bestehen bleiben. Die derzeitige Planung sieht einen Erhalt von Bürgerbüros in allen vier Rathäusern vor, jedoch sollen Fachbereiche wie Finanzen oder Bauwesen auf die Rathäuser aufgeteilt werden. „Bürgernähe bleibt der Maßstab“, so Richtberg.

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