Gesellschaft0

Einblicke in die Geschichte der WippersteineSentiment of Sediments – Ausstellung und Videoinstallation von Evelyn Roh in Willingshausen

WILLINGSHAUSEN (ol). Die bevorstehende Ausstellung „Sentiment of Sediments“ der aktuellen Stipendiatin Evelyn Roh in der Kunsthalle Willingshausen bietet Einblicke in die Geschichte der Wippersteine. In ihrer Raum- und Videoinstallation erkundet Roh die Fragen nach den Gefühlen von Steinen sowie deren geschichtliche Bedeutung und lädt die Besucher dazu ein, über die Vergangenheit und Gegenwart der Steine zu spekulieren.

„Wir freuen uns am Samstag, den 11. Mai, um 16 Uhr die Ausstellung „Sentiment of Sediments“ unserer aktuellen Stipendiatin Evelyn Roh in der Kunsthalle Willingshausen zu eröffnen. Sie präsentiert eine Raum- und Videoinstallation, die sich mit der Geschichte und den Geschichten der Wippersteine beschäftigt“, berichtet der Kunstverein Stipendium Willingshausen e.V. in einer Pressemitteilung.

Was fühlen Steine? Was denken sie? Haben sie eine Erinnerung oder zieht die Welt einfach unbemerkt an ihnen vorbei? Diesen Fragen geht Evelyn Roh mit ihrer Ausstellung „Sentiment of Sediments“ auf den Grund. Denn das Thema, mit dem sie für ihr dreimonatiges Stipendium nach Willingshausen kam, waren von Anfang an die Wippersteine bei Merzhausen und ihre sagenumwobene Geschichte, heißt es.

Geschichten zu diesen Steinen höre man viele. Blut solle an ihnen gefunden worden sein, das darauf hindeute, dass auf ihnen einst Opferungen durchgeführt wurden. Auch sollen sich hier Hexen getroffen haben. Lange waren die Steine deshalb ein Ort, vor dem man sich fernhielt. So sei es dann auch gekommen, dass sie wiederum als Versammlungsort genutzt wurden von jenen, die sich nicht so einfach in der Geselligkeit einer Bierstube treffen konnten.

Evelyn Rohs Ansatz war es sich mit der Geschichte der Wippersteine auseinanderzusetzen und zum weiteren Spekulieren einzuladen. Und so erzählt sie die Geschichte eines jungen Steins, der sich einst von seiner Familie, der Gesteinsformation der Wippersteine, losgesagt hatte und sich aufmachte sein eigenes Leben zu leben. Ihre Videoarbeit zeigt den Moment der Rückkehr zur Familie, die sich über all die Jahre nicht vom Fleck bewegt hat. Der gedeckte Tisch lädt den lang vermissten Rückkehrer zum Austausch ein über das, was in der gegenseitigen Abwesenheit passiert sein mag. Der Tisch und auch die Teller sind aus Papier. Dem Kinderspiel „Schere, Stein, Papier“ entsprechend ist Papier das absolute Gegenteil von Stein. Papier wickelt Stein ein und Papier gewinnt. Evelyn Roh entschied sich dafür den eingedeckten Tisch mit Papier zu umhüllen, um der Lebendigkeit, die die Steine umgibt, Ausdruck zu verleihen. Die papiernen Teller wehen im Wind und machen ihn dadurch sichtbar.

Neben den Gefühlen, die Steine haben, lässt der Titel „Sentiment of Sediments“ auch an die Gesteinsschichten denken, aus denen sie selbst bestehen. Sie speichern Schicht für Schicht die materiellen Informationen ihrer Umwelt, die sich über Jahrmillionen ablagern. Diese Idee der Sedimentierung holt Evelyn Roh in den Ausstellungsraum, wie es heißt. Ihre Installation aus Zeichnungen in Dachrinnen erinnern an die Dinge, die sich in Dachrinnen ablagern und hier nur für kurze Zeit, bis die Verstopfung zur Reinigung zwingt, eine ephemere Geschichte der alltäglichen Sedimentierung erzählen.

Evelyn Roh wurde 1998 in München geboren und wird in diesem Jahr ihr Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach abschließen. In ihrer künstlerischen Praxis schafft sie Installationen aus Video und Sound zusammen mit Skulpturen und Zeichnungen. Die Kombination dieser unterschiedlichen Medien und die Möglichkeit sie zusammenwirken zu lassen ist dabei für sie von besonderer Wichtigkeit.

Mit dem Stipendium Willingshausen kommen seit 1996 jährlich zwei Studierende oder junge AbsolventInnen von Kunsthochschulen und Akademien in die MalerInnenkolonie. Sie sind eingeladen, die Idee der MalerInnenkolonie in die Gegenwart zu holen und sich aus einer zeitgenössischen Perspektive mit diesem besonderen Ort und der ländlichen Region der Schwalm auseinanderzusetzen, heißt es.

Für die Dauer von je drei Monaten leben die NachwuchskünstlerInnen vor Ort im denkmalgeschützen Hirtenhaus und arbeiten in den Atelierräumen des Gerhardt-von-Reutern-Hauses. Ihren Aufenthalt beschließen sie mit einer Ausstellung in der Kunsthalle Willingshausen. Das Stipendienprogramm wird unterstützt von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der SV SparkassenVersicherung, der Kreissparkasse Schwalm-Eder, dem Schwalm-Eder-Kreis, der Gemeinde Willingshausen und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Eröffnung: Samstag, 11. Mai 2024, 16 Uhr
Dauer der Ausstellung: 12. Mai bis 9. Juni 2024
Finissage: Sonntag, 9. Juni 2024, 15 Uhr
Öffnungszeiten: Di–Fr 14–17 Uhr und Sa/So 10–12 & 14–17 Uhr

Foto: Evelyn Roh

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren