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Viele Wegen führen zu Glück und ErfolgFrühstücks-Talk in der Villa Raab mit ausgezeichneten Frauen und außergewöhnlichen Geschichten

ALSFELD/VOGELSBERG (ol). Bei einem Frühstückstalk in der Villa Raab präsentierten erfolgreiche Frauen aus dem Vogelsbergkreis ihre Geschichten von Leidenschaft, Mut und Durchhaltevermögen. Von Gestütsführung bis Engagement in Vereinen reichte die Bandbreite der Erfahrungen, die von den Teilnehmerinnen geteilt wurden. In inspirierender Atmosphäre wurden die Gäste dazu ermutigt, etwas von der Frauenpower mitzunehmen.

Die Beletage der Villa Raab war gut gefüllt, ein feines Frühstück war angerichtet und die Stimmung unter den anwesenden Frauen war gut: Gekommen waren sie auf Einladung von Elisabeth Hillebrand, Beauftragter für Gleichstellung im Vogelsbergkreis, und auf dem Programm stand ein Frühstücks-Talk mit besonderen Frauen. Frauen, die exponiert in ihren Berufen sind, eine außerordentliche Lebensleistung vorzuweisen haben, politisch und gesellschaftlich engagiert sind. So sehr, dass einige von ihnen sogar schon von offizieller Seite gewürdigt wurden: Mit Anneliese Fesch aus Lauterbach war sogar eine Trägerin des Bundesverdienstkreuzes anwesend, heißt es in einer Pressemitteilung der Beauftragten für Gleichstellung und Inklusion.

Den Start in der Morgenrunde machten Anette Marx und Jule Schmidt. Sie berichteten von dem Kastanienhof in Eifa, ausgezeichnet als schönstes Gestüt Hessens im Jahr 2020. Gegründet von Marx‘ Vater, bauten Anette Marx und ihr Mann Gunter den Hof zu einem erfolgreichen und sehr engagierten Gestüt aus. Vor zwei Jahren übernahm ihre ehemalige Schülerin Jule Schmidt das Anwesen: ein Herzensprojekt, das noch heute getragen werde von Leidenschaft und Entschlossenheit und von familiärer und freundschaftlicher Solidarität. 35 Pferde, 25 Hektar Land, Turniere, Schulungen, Trainings und viele weitere Veranstaltungen. Angesichts dieses Pensums waren sich die beiden Frauen einig, dass dies nur mit Unterstützung der Männer gelingen könne. Sagten es, strahlten ins Publikum und machten klar, dass sie genau dort, auf dem Kastanienhof, am richtigen Platz seien.

Am richtigen Platz sei auch Helga Rüger und das schon seit 35 Jahren, zumindest wenn man nur ihr Engagement als Vorsitzende der Eudorfer Landfrauen vor Augen hat. Diese manövriert sie seit über drei Jahrzehnten durch wechselhafte Zeiten, auch durch die Schwierigkeiten mit einem älter werdenden Verein und schwindenden Mitgliederzahlen. Ihr ganzes Leben war bestimmt von viel Arbeit und Einsatz, berichtete sie. Für den Vorstand der Landfrauen brauche es gute Ideen, Idealismus, Kreativität und den Mut Verantwortung zu übernehmen. Und genau das will Helga Rüger „bis ich umfalle“. Und solange sie dies nicht tut, wird sie der umtriebige Mensch sein, als der sie weit über Eudorf hinaus bekannt ist. Helga Rüger wurde bisher mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen, der Silbernen Anstecknadel der Stadt Alsfeld und der Silbernen Biene des Hessischen Landfrauen-Verbands ausgezeichnet.

Elfriede Schmidt berichtete den Gästen von ihren vier Jahrzehnten im Alsfelder Weinkeller: Dort bewirtete die Vollblut-Gastronomin viele Gäste, Einheimische wie Touristen, und war für sie alle eine gute Gastgeberin. Eine, die auch schon mal ein Lied sang, wie sie sich im Talk erinnerte: Als Generalbundesanwalt Kay Nehm seinerzeit zum Betriebsausflug in der Fachwerkstadt weilte, sang Schmidt für ihn „So ein Mann, so ein Mann“ – und erinnert sich noch heute gerne daran. Für Elfriede Schmidt ist das Alter kein großes Thema: Die 88-Jährige hat vor wenigen Jahren erst angefangen, Klavier zu spielen und ist damit ein gutes Beispiel für Empowerment, heißt es.

Sehr bescheiden blickt Anneliese Fesch auf ihr Bundesverdienstkreuz: Sie und ihr Mann nahmen in den Achtzigerjahren vier Kinder bei sich auf, deren Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. In leisen Tönen berichtete die ehemalige Lehrerin davon, wie die Entscheidung, dies zu tun, für sie und ihren Mann alternativlos war, und wie schön es sei, dass sie auch heute noch Kontakt zu allen hätte. Fesch gab dafür mehrere Jahre ihren Beruf auf: „Es war ein schwieriges Unterfangen, aber was hätten wir tun sollen?“ Eine Geschichte von großer Menschenliebe war die Geschichte von Anneliese Fesch; sie ließ das Publikum fast sprachlos zurück.

Von dem Erfolg ihres Lichtspielhauses berichtete sodann Stefani Dörr. Die Programmchefin des Lauterbacher Kinos macht am liebsten alles selbst, auch Popcorn und die Bar, und sie ist eine gerngesehene Ansprechpartnerin für kulturelle Veranstaltungen unterschiedlicher Art, heißt es. Seit zehn Jahren erhält sie für ihr Programmkino den Hessischen Film- und Kinopreis, den das Hessische Ministerium für Kunst und Kultur auslobt. Ihr Geheimnis ist gar nicht so geheim: Wie die anderen Frauen ist sie geleitet von Leidenschaft und Begeisterung.

Von Alsfeld über Lauterbach ging es noch in das Schlitzerland: Drei engagierte Frauen erhielten dort im letzten Jahr Landesehrenbriefe, wie Hillebrand ausführte. Gerlinde Jennert hat als Vorsitzende des VDK zwanzig Jahre lang betreut, verwaltet, zugehört und 142 Veranstaltungen organisiert und durchgeführt. Sie war zehn Jahre lang Mitglied im Ortsbeirat Hutzdorf, ist Mitglied in Trachtengruppe Schlitzerland und seit 1978 Chorsängerin und dort seit 1980 Vorsitzende. Eine Bilanz, die sich sehen lassen könne und inspiriere.

Christa Löxkes-Vogt engagiert sich als Gründungsmitglied der Nachbarschaftshilfe „Wir in Schlitz“, sie ist Schöffin in Gießen, Mitglied im Vorsitz der AWO Schlitz und war in ganz jungen Jahren Gründungsmitglied der Jusos in Schlitz. Auch sie wurde für dieses ansehnliche Engagement ausgezeichnet.

Elfriede Karnoll schließlich war Jahrzehnte lang im Vorstand der Landfrauen sowie im Vorsitz des Chores MGV Bernshausen e.V. Darüber hinaus war sie 15 Jahre lang als nebenamtliche Familienhelferin im Jugendamt.

Neun Frauen mit ganz unterschiedlichen Biografien hatten die Gäste des Frühstücks-Talks gehört – was sie einte, war ihre Leidenschaft, ihr Mut und ihr Durchhaltevermögen. „So geht Empowerment“, freute sich Elisabeth Hillebrand abschließend, „so können wir alle, jede Einzelne, etwas von uns allen heute mitnehmen.“

Fotos: Traudi Schlitt

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