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Teilnehmende begeistert: Fröhlicher Ort des Austauschs, der Gemeinschaft und der WiederbegegnungHaus Stephanus begeistert Gäste mit fröhlichem Weinfest und stärkt Gemeinschaft

ALSFELD (ol). Das Weinfest, das kürzlich im Haus Stephanus gefeiert wurde, war nicht nur ein Ort der Weinverkostung, sondern vor allem ein Ort des Austauschs, der Gemeinschaft und des Wiedersehens. Die Bewohner konnten neue Kontakte knüpfen und genossen ein reichhaltiges Weinsortiment sowie ein buntes Buffet.

Es ist nicht nur ein Ort, an dem schwere, leichte, süße, herbe, feurige oder rassige Tropfen Wein genossen werden, hieß es in einer Pressemitteilung des Haus Stephanus. Das traditionelle Weinfest des Alten- und Pflegeheims ist vor allem ein Ort des Austauschs, der Gemeinschaft und der Wiederbegegnung, so auch bei dessen jüngsten Neuauflage vor wenigen Tagen.

„Bei diesem Fest können unsere Bewohner nicht nur den Alltag ganz weit beiseiteschieben, sondern oftmals viele neue Kontakte aufbauen – wie etwa zu den neu eingezogenen Bewohner:innen“, nennt Minh Luis, Leiterin des Betreuungsdienstes, einen schönen Begleiteffekt. Im Unterschied zu vorangegangenen Festen, die sich rund um die die erste Herbstbotschaft des Jahres an Weinfreunde, den Federweißer (teilweise gegorenen Traubenmost), drehten, lautete das erweiterte Motto „Weinprobe und Weinverkostung mit einem bunten Buffet“.

Lust am aktiven Mitgestalten

Bereits bei der Festvorbereitung verspürten die Bewohner:innen Lust am aktiven Mitgestalten, hieß es. In Begleitung des Betreuungsteams kümmerten sich die Bewohner:innen sogenannt „Landfrauengruppen“ um rustikal-leckere Bauernbrote mit Kochkäse, Kräuterquark- und -butter. Schon hier sei klar gewesen: „Das wird ein wahres Fest für den Gaumen.“ Sogar die männlichen Bewohner des Alten- und Pflegeheimes schienen von der Stunde um Stunde wachsenden Vorfreude angesteckt zu sein. Sie beteiligten sich am Teigkneten – die starken Herren-Hände seien ein zusätzlicher Garant gewesen, dass der Brotteig diesmal besonders geschmeidig werde. Nicht fehlen durfte ein zum Anlass passendes kleines Programm, woran das Betreuungsdienst-Team wie immer rechtzeitig gedacht hatte. Neben gemeinsamem Singen stand eine kleine Lesung über Wein und Brot sowie ein kleines Weinquiz auf der Agenda, so Minh Luis, Koordinatorin des Betreuungsdienstes und Fachergotherapeutin Demenz.

Poesievolle Botschaft vom Gott der Reben

Los ging’s mit dem bekannten Weinzitat „Wein vergoldet jeden Tag“ von Baccus, dem Gott der Reben – eine poesievolle Botschaft, die die schöne Seite des Lebens in den Mittelpunkt stelle. Weiter lautete die göttlichen Botschaft: „Die Gedanken Gutes meine, Lässt uns all zu Freunden werden, Friedlich wird es dann auf Erden.“ Mit Blick auf das kriegerische Weltgeschehen seien das sicher schöne Gedanken gewesen, die die Intention des Festes in lyrischer Form auf den Punkt brachten. Denn gute Gedanken, Freundschaft und Frieden seien die Dinge, die der Generation, die Deutschland nach dem furchtbaren zweiten Weltkrieg, durch Ärmelhochkrempeln und fleißige Hände wieder mit aufgebaut hätte, besonders am Herzen lägen.

Reichhaltiges Weinsortiment

Die angebotenen Weinsortimente stammten aus warmen Urlaubs-Gefilden, die zu den weltweiten Hochburgen des Weinanbaues gehören – Länder wie Australien, Frankreich, Portugal, Spanien und natürlich dem Heimatland Deutschland. Die Bewohner:innen konnten bei der Auswahl ihrer individuellen Lieblingssorte aus dem Vollen schöpfen, hieß es. Jede Geschmacksrichtung, sei es Roséwein, Weißwein, Rotwein oder der beliebte Federweißer stand zur Verkostung bereit. Ob trocken, halbtrocken, feinherb oder lieblich, den Unterschied spürten die Weinliebhaber, die nicht bei einer bestimmten Sorte blieben, direkt an der Zungenspitze. Zum Wein aßen die Bewohner:innen und Gäste Brot mit ihrem Lieblingsbelag. Zur Abrundung gönnten sie sich außerdem proteinreiches und vitaminreiches Fingerfood. Für die Bewohner, die dem Alkohol abgeschworen haben, stand natürlich eine Auswahl alkoholfreier Getränke bereit. „Ich bin schon 97 Jahre alt, meine Schwägerin riet mir, auf mich zu achten und lieber auf alkoholfreie Getränke zurückzugreifen, da man auch ohne Alkohol feiern könne“, plauderte ein hochbetagter Senior aus dem Nähkästchen. Er hob sein mit Sprudelwasser gefülltes Weinglas hoch, prostete mit den Worten „Also – zum Wohl!“, und schenkte der Leiterin des Betreuungsdienstes ein Lächeln ins Gesicht.

Frühere Nachbarn treffen sich wieder

Während des genüsslichen Essens und Weintrinkens schwelgten die Senioren in Erinnerungen an ihr früheres Leben, freuten sich über das ein oder andere Wiedersehen mit ehemaligen Bekannten, Freunden oder Nachbarn und bauten neue soziale Kontakte auf so hieß es. Zeit, um Emotionen freien Lauf zu lassen und Begegnungen mit einem schönen Foto fürs Erinnerungsalbum festzuhalten. Tatsächlich trafen sich unter den Teilnehmenden des Weinfestes zwei Bewohner, die in ihrem früheren Leben als Nachbarn in der gleichen Straße gewohnt und zusammen schöne Straßenfeste zusammen gefeiert hatten, wieder. „Wie wunderbar, uns wird ganz warm ums Herz“, zeigten sich beide gerührt, sich im Alter auf diese Weise – Zufall oder nicht – wiedergefunden zu haben.

Wein-Quiz: Test für „geistige Fitness“

Bevor das Wein-Quiz begann, trug eine Bewohnerin einen selbstgedichteten Mundart-Beitrag vor. Das Quiz selbst, bestehend aus 16 Querbeet-Fragen rund um das Thema Wein, sei für die Senioren ein willkommener Test für die „geistige Fitness“ gewesen. Die Schwierigkeitsstufen steigerten sich von Frage zu Fragen. Ging es bei vergleichsweise einfach zu beantworteten Fragen um Wein-Herkunft, Wein-Herstellung und Wein-Sorten, gab es auch einen kleinen Exkurs in die Geschichte. So stand beispielsweise eine Frage im Raum, bei denen wohl selbst mancher Kandidat in der Günther-Jauch-Sendung „Wer wird Millionär?“ ins Schwitzen kommen würde. So wurde unter anderem die Frage gestellt, wo unter anderem Bischof Fugger den Wein Est! Est! Est!!! fand. Kenner wussten natürlich, dass es sich um ein Gasthaus in Montefiascone (italienische Region Lazio) handelte. Der Überlieferung nach soll der Prälat auf seinem Weg nach Rom einen Diener vorausgeschickt und diesen beauftragt haben, bei allen Gasthöfen mit gutem Wein das Wort „est“ an die Tür zu schreiben. In Montefiascone soll dem Diener der Wein so gut geschmeckt haben, dass er gleich dreimal „Est“ anschrieb, so hieß es. Das Quiz bereitete allen Anwesenden eine Riesenfreude, bekam doch derjenige, der die schnellste Antwort gab, einen Preis. Bei zu kniffligen Fragen, die nicht beantwortet werden konnten, wurde die Antwort vorgelesen. Eine begeisterte Bewohnerin konnte sich die saloppe Redensart „Man wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu“ nicht verkneifen, die Dame lachte und ergänzte: „Von dem Quiz haben wir heute alle etwas Neues gelernt – etwas für unseren Geist.“

Musik, Gesang und Tanz dürfen nicht fehlen

Die für die Seniorinnen und Senioren vorbereiteten Volks- und Schlagerlieder in digitaler Version weckten nicht nur die Lust auf die Tanzfläche, sondern animierten auch zum Mitsingen, so Minh Luis. Wie gut, dass das Betreuungsteam Liederhefte vorbereitet hatte. Nicht nur die Bewohner:innen sangen begeistert mit, auch das Personal des Hauses Stephanus stimmten in den Gesang mit ein, so die Koordinatoren weiter.

Viel zu schnell, so der Tenor des Festes, ging die zweistündige Feier vorüber. „Dieses Weinfest war wunderschön. Es war mal etwas anderes“, meinte ein Bewohner, der sich eine Wiederholung wünschte und sich „für den wunderbaren Nachmittag“ bedankte. Eine Bewohnerin, die zuvor zwei Wochen wegen einer Erkrankung nur auf ihrem Zimmer war und der deswegen fast die Decke auf den Kopf gefallen wäre, sah das ähnlich: „Gott sei Dank bin ich wieder gesund und konnte am Fest teilnehmen. Es war wunderschön“, lobte sie das fleißige Team um Minh Luis.

Fotos: Minh Luis/Haus Stephanus

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