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Übung für die Schockraumbesetzung des Kreiskrankenhauses in AlsfeldSchockraum-Team in Aktion

ALSFELD (ol). Ein 25-Jähriger ist vom Pferd gestürzt. Die Rettungskräfte sind vor Ort, führen die Erstversorgung durch, das Opfer ist ansprechbar – allerdings können schwerwiegende Verletzungen nicht ausgeschlossen werden. So war eines der Szenarien bei einer Übung des Schockraum-Teams des Kreiskrankenhauses.

Ortswechsel: Notaufnahme des Krankenhauses des Vogelsbergkreises in Alsfeld. Über das Meldesystem „Interdisziplinärer Versorgungsnachweis“, kurz IVENA, ist der Verletzte von der Leitstelle angekündigt worden – das Schockraumteam wird zusammengerufen und bereitet sich und den Schockraum auf die Ankunft des Verletzten vor.

Spezialisten aus Chirurgie, Anästhesie, Notaufnahme, Labor und Radiologie stimmen sich ab. Wenige Minuten später fährt der Rettungswagen vor, die Trage rollt herein, das schmerzvolle Klagen des 25-Jährigen klingt verdächtig blechern, seine Augen stieren auffällig leblos an die Decke – und sind aus Plastik. Denn das Schockraumteam des Kreiskrankenhaus, das über eine vom Traumanetzwerk der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie zertifizierte Unfallchirurgie verfügt, führt gemeinsam mit dem Simulationszentrum Mittelhessen eine Schockraumübung mit einem Dummy durch, heißt es in der Pressemitteilung des Vogelsbergkreises.

Manfred Haas, Oberarzt der Anästhesie und Intensivmedizin und Leitender Notarzt des Vogelsbergkreises, erklärt die Rahmenbedingungen: „Zum Schockraumteam am Kreiskrankenhaus gehören ein Oberarzt und ein Assistenzarzt der Unfallchirurgie, der Oberarzt der Anästhesie, und drei Pflegekräfte aus dem OP-, dem zentralen Notaufnahme-, und dem Stationsbereich.“ In Habachtstellung seien weiterhin die Radiologie und das Labor. „Die Trainingsdurchläufe der verschiedenen Teams werden gefilmt, und verschiedene Szenarien durchgespielt“, erklärt der Oberarzt.

Im ersten Durchlauf geht es darum, abzuklären, welche Verletzungen der fiktive Sturz vom Pferd verursacht haben könnte. Das Becken wird auf Kompressionsschmerz untersucht, mit dem Ultraschall wird untersucht, ob sich im Bauchraum Flüssigkeiten sammeln, die auf innere Verletzungen schließen lassen, und dem Dummy beispielsweise eine Beckenschlinge angelegt werden muss, die die Blutungen unterdrückt.

Im Nebenraum sitzt Stephan Grosch, Leiter des Simulationszentrums, in der Schaltzentrale, hat Monitore vor sich, auf denen er die „Vitalwerte“ des Dummys im Auge behält, und die Reaktionen des Schockraumteams beobachtet.  Je nach Szenario spricht er zu den behandelnden Ärzten, verändert Werte je nach Lage, simuliert beispielsweise Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit, oder Kammerflimmern.

Im Schockraum werden alle Aktionen von Kameras aufgezeichnet und selbst Ultraschalluntersuchungen können im Training simuliert werden, indem gezielt passende Bilder auf das Ultraschallgerät gespielt werden. Es gehe darum, „vor die Probleme zu kommen. Ständig muss die Initialdiagnose geprüft werden, und schnell reagiert werden, wenn möglicherweise ein weiteres Problem auftritt oder sich Parameter ändern. Ist beispielsweise auch die Lunge verletzt? Verliert der Patient bei einem Bruch Blut? Sind die Zugänge schnell gelegt, und kann der Patient so mit den nötigen Medikamenten versorgt werden?“, skizziert der Leitende Notarzt die verschiedenen Punkte.

All das seien Entscheidungen, die in kurzer Zeit getroffen werden müssten, um Menschenleben zu retten, führt er weiter aus. Die turnusgemäßen Trainings machten die Handgriffe und Abläufe sicherer – und auch die Zusammenarbeit in den Teams profitiere davon, ergänzt Haas. Denn im Anschluss an jeden Durchgang folge die Nachbesprechung, „um zu schauen, wie beispielsweise die Kommunikation zwischen den verschiedenen medizinischen Fachrichtungen abgelaufen ist“, führt Haas aus. Schließlich sei im Notfall ein medizinischer Check von Kopf bis Fuß nötig – und das mitunter in sehr begrenzter Zeit.

Der verunfallte Reiter ist stabil. Röntgenaufnahmen werden vorbereitet und er kann den Schockraum verlassen. Das Team zieht sich zur „Manöverkritik“ zurück – schaut sich die Videoaufnahmen an und bespricht das Vorgehen. Die Abläufe sitzen, auch die Kommunikation hat funktioniert – das ist wichtig, denn Stephan Grosch startet schon bald das nächste Szenario für das Schockraumteam im Kreiskrankenhaus in Alsfeld.

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