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Mitgliederversammlung der Bau- und Siedlungsgesellschaft“Die Lage am Wohnungsmarkt ist angespannt“

ALSFELD (ol). “Die Lage am Wohnungsmarkt ist angespannt“: Mit diesem Worten eröffnete Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Ulrich Lipphardt die jüngste Mitgliederversammlung der Bau- und Siedlungsgellschaft (BSG) in der Hessenhalle Alsfeld. Zwar habe sich der Bestand im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert, – 629 Wohnungen in 102 Häusern, 92 Garagen, 12 Carports und ein Bürogebäude, dennoch: Vor allem Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen hätten Probleme, eine bezahlbare Bleibe zu finden.

Das beträfe nicht nur die Metropolen, sondern mache sich inzwischen auch bei uns bemerkbar, heißt es in der Pressemitteilung der Bau- und Siedlungsgesellschaft. Die Entwicklung werde noch dramatischer, warnten mittlerweile verschiedene Wirtschaftsverbände. Die Wohnungsnot in diesem Ausmaß sei nicht vorherzusehen gewesen, noch zur Jahrtausendwende waren Demografen davon ausgegangen, dass die Bevölkerung schrumpft. „Deutschland ist gebaut“, habe es damals geheißen. Die Wohnungsnot in den Ballungszentren sei insbesondere durch Zuwanderung entstanden.

Laut einer neuen Studie des Pestel-Institutes müssten mittlerweile im Vogelsbergkreis mindestens 309 Wohnungen jährlich gebaut werden, um den künftigen Wohnungsbedarf zu decken. „In den vergangenen drei Jahren wurden im Schnitt jedoch nur 180 Wohnungen fertiggestellt.“ Hier bestehe Handlungsbedarf. Zudem sei der Ort des Leerstandes nicht zwangsläufig der Ort, an dem Wohnungen gesucht werden. Auch die BSG könne hier in Alsfeld beobachten, “dass wir eine steigende Wohnungsnachfrage für unsere Genossenschaftswohnungen haben.“

Bauinterne Vorhaben

Hinzu komme, dass durch steigende Lebenserwartung Wohnraum für den einzelnen länger zu Verfügung gestellt werde. Mittlerweile gäbe es Wartelisten, auf denen Mietinteressenten eingetragen würden. Lipphardt ging abschließend auf bauinterne Vorhaben der BSG ein: „Im Bereich der Instandhaltung und Modernisierung war die Genossenschaft sehr aktiv, das Gebäude Soldanstraße 14/16 mit 12 Wohnungen sowie die Wagnerstraße 3 ein Gebäude mit sechs Wohnungen wurden umfassend modernisiert, sprich: die Balkone wurden saniert, die Außenfassade, obere Geschoßdecke und Kellerdecke wurden gedämmt. Außerdem wurde die Fassade neu angestrichen und sämtliche Fenster ausgetauscht. Beide Objekte stehen kurz vor der Fertigstellung.“

In seinem ersten Jahresbericht als Geschäftsführer ging Manfred Wolf nochmals genauer auf die Situation der BSG ein: „Wir sind zurzeit sehr zuversichtlich, dass unsere Wohnungen langfristig am Alsfelder Wohnungsmarkt gebraucht werden“. Kurzfristiger Leerstand falle immer wieder an. Leer stehende Wohnungen würden in der Regel innerhalb von drei bis vier Monaten weiter vermietet. Auch die Anzahl der Umzüge sei 2018 stark zurückgegangen.

„Letzte Woche wurde damit angefangen die Soldanstraße 13/15 und die Adolf-Spies-Str. 2/4 umfassend zu modernisieren. Insgesamt wurden rund 1.118.000 Euro für Instandhaltungen und 1.413.000 Euro für Modernisierungsmaßnahmen aufgewendet. Das sind rund  2,53 Millionen Euro an Gesamtkosten, die wir in unseren Bestand, das heißt, zugunsten unserer Mieter investiert haben“, sagte Wolf. Anschließend wurden Frau Karin Planz und Herr Bernd Deichert für weitere drei Jahre in den Aufsichtsrat gewählt. Mit der Genehmigung des Jahresabschlusses und der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat endete der offizielle Teil der Mitgliederversammlung.

Ein Gedanke zu ““Die Lage am Wohnungsmarkt ist angespannt“

  1. „Die Wohnungsnot in diesem Ausmaß sei nicht vorherzusehen gewesen, noch zur Jahrtausendwende waren Demografen davon ausgegangen, dass die Bevölkerung schrumpft.“
    Vor allem Prognosen, die die Zukunft betreffen, scheinen keine exakten Vorhersagen zu erlauben. Da frage ich mich allerdings, wieso überall so viele Planer beschäftigt werden, wenn ihre Einschätzungen und Maßnahmen fast immer in die Irre führen. Tatsächlich scheint es so zu sein, dass Bedarfsanalysen bei Wohnungen, Kitaplätzen, Lehrerstellen, Straßenbau usw. sich weniger an der Realität und den zu erhebenden Daten orientieren als an den jeweiligen Wünschen der Politiker, die ja sehr oft die Dienstherren der Planer sind. Gespart werden muss in den öffentlichen Haushalten immer, da ja jeweils an anderer Stelle das Geld des Steuerzahlers hemmungslos vergeudet wird. Die Zukunftsprognosen sollen dann plausibel erscheinen lassen, auf wessen Kosten die Einsparungen dann vorgenommen werden. Erzeugt werden dabei aber keine ausgeglichenen Haushalte, sondern immer neue kurz-, mittel- oder langfristige Notlagen.
    Hinzu kommt die planerische Inkompetenz. Oft ist gar nicht ausreichend bekannt, welche Entwicklungen zur Erhöhung von Bedarfen führen. Wenn’s schief geht, wird meistens das angeführt, was man nicht habe voraussehen können. Migrationsschübe zum Beispiel. Aber dass die Menschen immer älter werden und sich damit z.B. die Nutzungsdauer einer Wohnung durch denselben Mieter verlängert, lässt sich bei der Bedarfsanalyse durchaus berücksichtigen. Und es geht ja auch nicht nur um quantitative, sondern vor allem auch um qualitative Veränderungen des Bedarfs. Ältere Menschen brauchen andere (kleinere, barrierefreie) Wohnungen als jüngere, und entweder müssen die Voraussetzungen für eine angemessene Betreuung und Versorgung der Älteren im Quartier geschaffen werden, oder aber die Betroffenen müssen dort hinziehen, wo die Bedingungen günstiger sind und noch ausreichend bezahlbarer Wohnraum (Leerstände) zur Verfügung steht, was aber in zunehmend weniger Regionen der Fall ist. Um Angebotslücken auf dem Markt auszugleichen und einen Karusselleffekt zu vermeiden, der die Mieter innerhalb des Wohnungsbestands in das für sie jeweils am besten passende Mitobjekt umlenkt, muss für spezielle Bedürfnisse (z.B. „betreutes Wohnen“) ständig zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden. Doch leider geschieht auf diesem Gebiet so gut wie nichts. Vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen können kaum hoffen, das ihrer Lebensplanung und -situation wirklich angemessene Wohnungsangebot vorzufinden. Das führt häufig zu unangemessenen Kompromissen und Wohnsituationen nahe der Verelendung. Alle gesellschaftlichen Kräfte, vor allem auch die Kirchen, sind hier aufgerufen, den gesellschaftlichen Druck zu verstärken, aber auch das Selbsthilfepotenzial der Betroffenen (Entwicklung alternativer Wohnkonzepte) zu wecken, damit speziell für ältere Menschen auch auf dem Lande ein maßgeschneidertes Wohnangebot entstehen kann, das im Übrigen eine frühzeitige stationäre Unterbringung in Pflegeeinrichtungen und damit horrende gesellschaftliche Kosten vermeidet.

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