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Stadt und Lieferant einigen sich auf Vergleich - Magistrat stimmt zuDie Altenburger Brücke dürfte bald passierbar sein

ALTENBURG (jal). Eine schier endlose Geschichte steht nun doch kurz davor, zu einem Ende zu kommen – und zwar zu einem guten. Der Streit der Stadt Alsfeld mit der Baufirma über eine falsch gelieferte Brücke in Altenburg ist so gut wie beigelegt. Die Stadt hat mit der Firma ein Vergleich geschlossen – und bekommt die Stahlkonstruktion jetzt umsonst. 

Bürgermeister Stephan Paule freue sich über einen „Erfolg auf ganzer Linie“. Es habe sich ausgezahlt, dass die Stadt Alsfeld über die letzten Jahre hinweg hart gegenüber der Firma argumentiert habe, heißt in einer Pressemitteilung der Stadt. Darin  bestätigte er, dass der Stadt ein Vergleich mit der Baufirma Laudemann aus Sontra vorliegt. Darin bietet die Firma an, der Stadt die Brücke zu überlassen und für die Stahlkonstruktion nichts zu berechnen.

Das Bauwerk, das inklusive aller Planungs-, Bau- und Vorbereitungsleistungen rund 147.000 Euro kosten sollte, wird die Stadt nach Abzug aller Nachlässe und Fördermittel aus der Dorferneuerung nur 41.661 Euro kosten. Hinzu kommt der geldwerte Vorteil durch eine zehnährige Garantie für den Stahlbau, die nach der endgültigen Abnahme 2018 beginnt.

Was war passiert? Als „historischen Moment“ bezeichnete der damalige Ortsvorsteher Heinz Heilbronn den Augenblick, als er mit Bürgermeister Stephan Paule die Brücke nach zwei Monaten Bauzeit am 4. Januar 2016 eröffnete und die ersten Schritte über das schneebedeckte Bauwerk unternahm. Seit Jahrzehnten habe der Ort für eine Verbindung über die Schwalm gekämpft. Nach all der Zeit hatten die Altenburger endlich eine einfache Möglichkeit, fix vom Stockwiesenweg rüber zum anderen Ufer in die Wehrgasse zu kommen.

Obwohl die Eröffnung also ein großer Moment für die Altenburger war, gab es doch schon damals einen kleinen Beigeschmack. Die Brücke wurde sozusagen unter Vorbehalt freigegeben, weil die Baufirma nach Sicht der Stadt nicht das geliefert hatte, was bestellt worden war. Es kam nämlich eine Stahlbrücke ohne Verzinkung und mit Holzbohlen. Es sollte sein: eine Brücke mit Verzinkung und mit gelochten Kunststoffplatten. Eine unverzinkte Brücke muss viel aufwendiger in Stand gehalten werden.

Die übers Wasser gehen: Bürgermeister Stephan Paule und Ortsvorsteher Heinz Heilbronn überqueren die neue Brücke über die Schwalm. Foto: aep

Ärgerlich. Aber Brücken sind etwas schwieriger zurückzugeben als zu kleine Schuhe, die man sich voller Vorfreude im Internet bestellt. Was also tun? Die Stadt entschied sich, die Rechnung nicht zu bezahlen und die Brücke vorläufig für den Verkehr freizugeben, aber noch nicht offiziell abzunehmen, um von der Firma Nachbesserung verlangen zu können. „Es ist nicht zumutbar, dass die Brücke über die Schwalm fertig steht, aber nicht genutzt werden kann“, sagte Paule damals.

Da war man bei der Firma Laudemann aus Sontra anderer Meinung. Solange die Brücke nicht offiziell abgenommen sei, sei sie kein öffentlicher Verkehrsraum. Deswegen ließ die Firma, ohne Absprache mit der Stadt, das Bauwerk wieder sperren. „Ich bin so sauer“, sagte Paule im Juni 2017.

Die überregionale Presse in Altenburg

So ging es mehrfach hin und wieder her. Manchmal räumten die Altenburger selbst Zaungitter weg, wenige Zeit später waren wieder welche da. Immer neue Konstruktionen versperrten den Passanten den Weg über die 25 Meter lange Brücke. Bis die Firma schließlich ganz harte Geschütze auffuhr und riesige, mit Neonfarbe besprühte Betonklötze an die Eingänge der Brücke setzen ließ, die heute noch dort stehen. Die Posse war irgendwann so abgedreht, dass selbst überregionale Medien wie RTL in den Vogelsberg kamen, um darüber zu berichten.

Erst nachdem ein gerichtlich bestellter Gutachter einwandfrei feststellte, dass, wie von der Stadt Alsfeld bestellt, eine feuerverzinkte Brücke ausführbar gewesen wäre, kam Bewegung in das Verfahren. Durch die Vertreter der Stadt vor die Alternative gestellt, die Brücke wieder abzubauen und feuerverzinkt neu zu liefern oder vollständig auf deren
Bezahlung zu verzichten sowie die der Stadt entstandenen Zusatzkosten zu übernehmen, signalisierte die Firma nach Angaben der Stadt schließlich ein Einlenken. Man verzichtet vollständig auf die Bezahlung der Stahlkonstruktion der Brücke und zahlt der Stadt eine Pauschale für die entstandenen Anwalts- und Verfahrenskosten. Die Stadt muss lediglich die fehlerfrei ausgeführten Fundament- und Erdarbeiten bezahlen.

Der Altenburger Ortsbeirat hat in einer öffentlichen Sitzung dem bereits zugestimmt, am Mittwoch auch der Magistrat. „Viele meinen ja die Stadt hätte einen Fehler gemacht – was definitiv nicht stimmt. Letztendlich haben die Verantwortlichen alles richtig gemacht, würde ich meinen. Auch auf der Sitzung des Ortsbeirats hat Bürgermeister Paule einen guten Job gemacht“, sagte ein Altenburger, der bei der Sitzung in dem Stadtteil anwesend war. Kritiker wie Gegner der Stadt dürften aber jetzt, nachdem der Streit endlich gelöst zu sein scheint, einfach froh sein, dass sie ihre lang ersehnte Brücke auch ganz offiziell benutzen dürfen. Ein Abbau der Betonabsperrungen soll diesen Sommer schnellstmöglich
erfolgen, wenn die Endabnahme der Brücke durch das städtische Bauamt erfolgt
ist.

Heinrich Laudemann, der Geschäftsführer der Baufirma, bestätigte auf Anfrage lediglich, dass es einen Vergleich gegeben habe, der nun den Gremien der Stadt vorlegt werden müsse. Zu den Details des Deals wollte er sich nicht äußern.

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