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Auf der festlichen Stadtverordnetenversammlung galt der Blick sowohl der Vergangenheit als auch der ZukunftStadtverordnete feierten 750 Jahre Stadt Lauterbach

LAUTERBACH (cdl). Auf der festlichen Stadtverordnetenversammlung zur Feier 750 Jahre Stadt Lauterbach hat der Hessische Innenminister Peter Beuth der Stadt die Freiherr-vom-Stein-Ehrenurkunde verliehen. Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller nahm die Urkunde entgegen. Mit der Verleihung der Urkunde werden die Leistungen in der kommunalen Selbstverwaltung gewürdigt.

Die Begrüßungsrede hielt kurzfristig der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Berthold Habermehl. Eigentlich sollte sie Dr. Jens Mischak halten, der jedoch in seiner Funktion als Erster Kreisbeigeordneter Landrat Manfred Görig vertreten musste, weil Görig noch in Berlin war. Eine Doppelfunktion auszuüben sei kommunal rechtlich nicht möglich, erklärte Habermehl während seiner Begrüßung.

„Lauterbach ist einer feierfreudige Stadt. Das ganze Jahr über gibt es viele Feste. In diesem Jahr haben wir einen besonderen Grund zu feiern. Zum 750. Male jährt sich die Verleihung der Stadtrechte“, begrüßte Habermehl die zahlreichen Gäste. In einem feierlichen Rahmen wolle man das besondere Ereignis würdigen und gemeinsam feiern. Für die musikalische Untermalung des Abends sorgte das Ehepaar Marina (Klavier) und Vladimir Pletner (Geige).

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Vladimir und Marina Pletner sorgten für musikalische Unterhaltung.

Staatsminister Beuth überreicht Freiherr-vom-Stein-Ehrenurkunde

„Der Einladung in ihre wunderschöne und stimmungsvolle Stadt bin ich gerne gefolgt. Es ist eine historisch geprägte aber mit modernem Leben gefüllte Stadt“, begann Beuth seine Rede. Die Geschichte dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Man können es nicht besser ausdrücken als der Vater der kommunalen Selbstverwaltung Freiherr vom Stein: „Man muss das Gegenwärtige aus dem Vergangenen entwickeln, um ihm eine Bürgschaft der Dauer zu geben für die Zukunft“, rezitierte Beuth.

Nach einem Rückblick auf die Geschichte mit urkundlicher Erwähnung der Stadt Lauterbach und der Verleihung der Stadtrechte ging Beuth auf die Anfänge der kommunalen Selbstverwaltung Anfang des 19. Jahrhunderts durch den Freiherr vom Stein ein. Die Selbstverwaltung bilde noch heute das demokratische Fundament in unserem Staat. Der erste Bundespräsident Theodor Heuss habe ihr einen Ewigkeitsanspruch verliehen. „Die Gemeinden sind die Nahtstellen zwischen Bürgern und dem Staat. Mit keiner Verwaltung hat der Bürger mehr zu tun als mit seiner Kommune“, hob Beuth hervor. Es freue ihn sehr, dass die Stadt den heutigen Anlass nutze, um zahlreiche Ehrenamtliche für ihr Engagement zu ehren.

Er wolle ebenfalls seine Anerkennung im Namen der Hessischen Landesregierung übermitteln. „Ich freue mich, das ich heute im Namen der Hessischen Landesregierung der Freiherr-vom-Stein-Ehrenurkunde verleihen darf“, so Beuth. Mit dieser Verleihung würdige das Land Hessen politisches Gemeinwesen, das über Jahrhunderte hinweg in eigener Verantwortung über ihre kommunale Angelegenheiten entschieden habe.

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Staatsminister Peter Beuth war ausnahmsweise „ohne Scheck im Gepäck“ zu einer Veranstaltung angereist.

„750 Jahre Stadt Lauterbach – gestern wie heute aktiv“

Ein solches Jubiläum ist eine willkommene Werbung für unsere Stadt, so Vollmöller in seiner Ansprache. „Wir sind gerade dabei uns neu auszurichten; und dabei wird Stadtmarketing aktueller denn je.“ Die komplette Geschichte der Stadt wolle er in seiner Ansprache nicht wiedergeben. Das habe man beim letzten Jubiläum 1966 gemacht und dazu seien drei Buchbände erschienen. In den vielen Veranstaltungen der Festwoche oder in Beiträgen von Professor Dr. Karl-August Helfenbein könne man viel über die Geschichte erfahren. Im Anschluss folgte ein kurzer Exkurs über das Leben in der Stadt im Mittelalter.

Daraus formulierte er einen möglichen Slogan für das Stadtmarketing: „750 Jahre Stadt Lauterbach – gestern wie heute aktiv.“ Gerade das Weiterentwickeln setze immer mehr aktives Handeln voraus. Dass die Bürger eindrucksvoll habe das 750-jährige Stadtjubiläum mit der zahlreichen Beteiligung gezeigt. Daher dankte er allen Mitwirkenden und Unterstützern namentlich. „Denn nur wenn die Bürger gestern wie heute aktiv sind, entsteht so etwas wie Gemeinde oder, wenn Sie Wert darauf legen, do etwas wie Stadt“, so der Bürgermeister.

Gerade finde gerade überall ein Strukturwandel statt. Der Bevölkerungstrend gehe in Richtung Groß- und Metropolregionen. Fulda sein in den letzten Jahren um 13.000 Einwohner gewachsen. Als Mittelzentrum müsse man, wenn dort die Mietpreise explodieren, Wohnungsnot herrsche oder es zu Versorgungsproblemen im Bereich von Kinderbetreuung komme, den Menschen eine Alternative anbieten. Genau das könne Lauterbach mit hoher Lebensqualität und niedrigen Lebenshaltungskosten bieten.

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Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller nutze die Vergangenheit um an die Zukunft zu denken.

Nicht nur an die Stadt Lauterbach, sondern an die Region denken

Auch in weiteren Bereichen wie Infrastruktur, Architektur oder bürgerlichem Engagement sah Vollmöller in seiner Rede die Stadt auf einem guten Weg. Jedoch müsse man das alles im Kontext des ländlichen Raums betrachten. Innerhalb des Vogelsbergkreises gehe es nicht um Konkurrenz, sondern um Kooperation. „Die Stärken des Landkreises sind die Stärken der Stadt. Die Vorteile der Stadt sind Vorteile des Landkreises.“

„Mein eingangs gewählter möglicher neuer Oberbegriff für unser Stadtmarketing ‚750 Jahre Lauterbach – Gestern wie heut aktiv‘ ist zunächst die Anerkennung Jahrhunderte langer Leistungen der Generationen, die diese Stadt erhalten, ausgebaut und fortentwickelt haben. Zugleich ist es aber auch ein deutlicher Aufruf an die Menschen in Lauterbach, weiter engagiert mitzumachen. Denn auch künftig gilt es, ‚aktiv zu sein‘. In dem Sinn bekunde ich meinen Respekt unseren Vorfahren – von Luterenbach bis Lauterbach – und appelliere an Sie: Machen Sie weiter aktiv und engagiert mit“, so Vollmöller abschließend.

Das Ehrenamt ist Stützpfeiler unserer Demokratie

Nach einer kurz musikalischen Pause hatte erneut Vollmöller das Wort, um Persönlichkeiten heimischer Vereine, Verbände oder kulturelle und soziale Institutionen sowie Mitarbeiter der städtischen Gremien zu ehren. Alle hätten sich über viele Jahre hinweg für Lauterbach und seine Bürger engagiert.

Ohne das Ehrenamt würden viele Dinge nicht gelingen. Gerade bei sozialen Projekten oder in Vereine käme die Arbeit ohne Ehrenamtliche zum Erliegen. Das politische Ehrenamt auf kommunaler Ebene sei ein Eckpfeiler der Demokratie. Darauf müsse man gerade dann aufmerksam machen, wenn die Politik mal wieder durch das Fehlverhalten Einzelner in Verruf gerate. Viele Menschen hätten einen hohen Anspruch an den Staat und die Gesellschaft, allerdings könne man nur das zurückgeben, was man vorher von der Allgemeinheit erhalten habe.

„Ohne Dienst an unserer Gesellschaft, ohne Hilfe für den Nächsten, ohne Einsatz für das Gemeinwesen sind Demokratie und Sozialstaat sehr bald am Ende“, betonte Vollmöller. Daher müsse man den Bürgern in besonderer Weise danken, die sich weit über das Übliche hinaus für ihre Gemeinde und Mitbürger einsetzen. „Den Würdigen Anerkennung auszusprechen ist eine sittlich gute Tat“, rezitiert der Bürgermeister den Philosophen Seneca. „In diesem Sinne würdigen wir heute Abend gemeinsam die Leistungen der Menschen, die ihre Freizeit für unsere Demokratie, für unsere Stadt und ihre Bürger zur Verfügung stellen“, kündigte der Rathauschef die Ehrungen an.

Alle Geehrten im Bild und Text in alphabetischer Reihenfolge

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(v.l.) Dr. Jens Mischak, Berthold Habermehl und Peter Beuth sowie Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller (r.) umrahmten die Geehrten.

 

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Die Stadt nutzte das Jubiläum 750 Jahre Stadt Lauterbach zu zahlreichen Ehrungen.

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Ehrenstadtrat Michael Duschka nutzte die Gelegenheit für ein kurze, ungeplante Dankesrede: 750 Jahre Stadt Lauterbach.

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Alle Anwesenden hatten am Ende der Veranstalung die Gelegenheit sich in das goldene Buch der Stadt einzutragen. Den Anfang machte Peter Beuth. Hier Kurt Wiegel.

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