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Was Harry Potter und Jim Hawkins mit Sean Brummel zu tun haben…Vorleseaktion der besonderen Art begeistert an AvH

LAUTERBACH (ol). Sie ist längst zu einem zentralen Ort an der Alexander-von-Humboldt-Schule geworden: Die Mediothek bietet zum einen ein sorgfältig ausgewähltes Sortiment an Literatur zum Ausleihen, sie ist Lern- und Arbeitsort speziell für die Schüler der Oberstufe, die sich dort auch auf das Abitur vorbereiten.

Außerdem findet hier jeden Nachmittag für die jüngeren Schüler die Hausaufgabenbetreuung mit der Sozialpädagogin Juliane Strack statt. Und sie ist wöchentlicher Treffpunkt der Mediotheks-AG, die sich der Ausstattung und den Aktivitäten in der Mediothek widmet. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin und Mediotheks-Koordinatorin Gabriele Vogelsang entwickeln Aleyna Akgün, Marvin Becht, Lene Kahabka, Julia Kovalenko, Lilly-Faye Luft, Luan Syliqi und Jakob Rivinius Ideen rund um Bücher und Lesen.

„Mit den Vorschlägen der Schülerinnen und Schüler gelingt es uns, in der Mediothek Bücher anzubieten, die auch wirklich gewollt und gelesen werden“, freut sich Mediotheks-Mitarbeiterin Anke Noll, „unsere Ausleihzahlen sind nicht zuletzt durch die Büchertipps aus der AG sehr gut.“ Doch es sind nicht nur Lesetipps, die die jungen Leute für ihre Mitschüler parat haben, sondern sie arbeiten auch an kreativen Methoden, um die Mediothek weiter zu beleben. Jüngstes und sehr eindrucksvolles Ergebnis: Der „Bücher-Advent“ – eine Einladung zum Vorlesen und Vorlesenlassen, die nicht nur die Schüler begeistert, sondern auch die Lehrkräfte. Nicht zuletzt sind gerade sie gefordert.

Die Idee ist nämlich, an jedem Dienstag in der Adventszeit in den beiden großen Pausen in heimeliger Weihnachtsstimmung vorzulesen. Und hier sollen Lehrer zu Wort kommen, die sonst nicht im Verdacht stehen, sich berufsmäßig mit Literatur auseinanderzusetzen. Sport, Musik, Biologie oder Mathematik unterrichten die Kollegen, die sich die AG für die Aktion ausgesucht hat. Und auch die Tatsache, dass alle Vorleser männlich sind, soll zeigen: Lesen ist nicht nur etwas für Deutschlehrer oder für Mädchen, die nach einer Studie des Börsenvereins des deutschen Buchhandels die eifrigeren Leserinnen sind, sondern kann für alle schön und gewinnbringend sein. Und deshalb wählten die Vorleser natürlich ihre Bücher, mit denen sie in den Pausen ihr Publikum in die Mediothek locken und zum Lesen verführen wollten, auch selbst aus.

Erlaubt ist, was gefällt. So treffen nun in der Adventszeit in der Mediothek Harry Potter oder die Brüder Löwenherz auf Jim Hawkins oder Sean Brummel. Letzterer ist eine Erfindung des Autors Tommy Jaud, und dessen Buch hatte sich just am Nikolaustag Hausverwalter Dieter Stanzel ausgesucht. „Einen Scheiß muss ich“, lautet der Titel, und sowohl dieser als auch der Vorleser selbst lockten an die hundert interessierte Zuhörer in die weihnachtlich geschmückte Mediothek. Alle gemeinsam erfreuten sie sich an den politisch unkorrekten Ausschweifungen des fiktiven amerikanischen Autors, der eine Lanze bricht gegen maßloses Müssen, ökologische Korrektheit, Leistungswahn und Gemüseterrorismus.

Ein Buch, das eher für die älteren Schüler gedacht ist, wie Stanzel nach seiner Lesung befand, an dem aber auch die jüngeren Gäste schon viel Spaß hatten. Denn, so Gabriele Vogelsang: „Skandalbücher‘ sind derzeit der absolute Renner bei den jungen Leserinnen und Lesern – das hat angefangen mit ‚Gregs Tagebuch‘ und setzt sich witzig und frech fort, etwa mit ‚Die schrecklichsten Mütter der Welt‘ oder ‚Wie ich meine Eltern erziehe‘.“

Alles Titel übrigens, die es in der Mediothek zum Ausleihen gibt. Über die gelungene Leseaktion an ihrer Schule freut sich natürlich auch Schulleiterin Gitta Holloch: „Der Bücher-Advent macht unsere Schule einmal mehr zu einem sehr lebendigen Lernort mit vielen Facetten und Anregungen.“ Wie richtig das ist, zeigen die Ausleihzahlen, die gerade jetzt noch einmal nach oben schnellten, wie Anke Noll berichtet. Eine coole wie kluge Aktion also, die sich die Mediotheks-Kids da ausgedacht haben und die sicher auch nach dem Bücher-Advent noch in guter Erinnerung bleiben wird.

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