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Schmökern im Advent: Ehepaar setzt sich gegen NS-Regime zur WehrGegen das Regime: Widerstand per Postkarte

Vermutlich kaum eine andere historische Thematik wurde und wird in Deutschland so intensiv behandelt wie das Dritte Reich. Zahlreiche Künstler und Schriftsteller setzen sich in ihren Werken mit den damaligen Geschehnissen auseinander. So auch der deutsche Schriftsteller Hans Fallada: Seine Romane zeichnen sich durch gesellschaftskritische Themen aus und sind noch heute ein bedeutender literarischer Beitrag. So auch sein Roman „Jeder stirbt für sich allein“ aus dem Jahr 1947, dessen Verfilmung momentan in den Kinos zu sehen ist.

Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus: Der Schreinermeister Otto Quangel lebt mit seiner Frau Anna in Berlin. Eines Tages erhalten sie von der Briefträgerin Eva Kluge eine Nachricht: Feldpostbrief aus dem Krieg, ihr Sohn Otto ist im Westfeldzug gefallen. Der Verlust des einzigen Kindes sorgt für große Trauer – doch auch für einen Ruck, der durch die Eheleute geht: Sie beschließen, antifaschistische Nachrichten in der Stadt zu verteilen. Als die erste Postkarte in einem Treppenhaus auftaucht, sorgt die Botschaft für Aufsehen und Schrecken.

Während Anna und Otto ihr Vorhaben weiter in die Tat umsetzen, spielt sich im Mehrfamilienhaus, das sie bewohnen, noch weit mehr ab: der pensionierte Richter Fromm, die jüdische Frau Rosenthal, der Gelegenheitsdieb Barkhausen und seine Familie und die treuen nationalsozialistischen Persickes. Jeder von ihnen erlebt das Dritte Reich auf unterschiedliche Art und Weise – und steckt doch mittendrin. Ihre Geschichten begleiten das Schicksal der Quangels von der Nachricht über den Fall ihre Sohnes, über ihren Widerstand gegen das Regime, bis hin zu ihrer Verhaftung, zahlreichen Verhören und schließlich dem Tod.

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Der Autor wurde im Jahr 1893 unter dem Namen Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen geboren, sein Pseudonym Hans Fallada ist angelehnt an Figuren der Grimmschen Märchen. Zu den bekanntesten Werken des deutschen Schriftstellers zählt der Welterfolg „Kleiner Mann – was nun?“ aus dem Jahr 1932. Auch durch spätere Werke, wie etwa „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“ (1934) und „Wolf unter Wölfen“ (1937) wurde er weltweit bekannt. Noch heute werden seine Erzählungen vielerorts gelesen, erst vor wenigen Jahren wurden seine Werke in neuer Aufmachung vom Verlag „Aufbau“ veröffentlicht.

„Jeder stirbt für sich allein“ basiert auf dem historischen Fall des Ehepaars Otto und Elisa Hampel, die in der Zeit von 1940 bis 1942 Botschaften gegen das Regime Hitlers verbreiteten und schlussendlich denunziert worden waren. Hans Fallada erfuhr durch eine Gestapo-Akte von den Geschehnissen und beschloss die Geschichte öffentlich zu machen. Ende 1946, kurz vor seinem Tod, schrieb er den Roman innerhalb von knapp einem Monat. Er starb am 5. Februar 1947.

Vermutlich auch aufgrund der damaligen Umstände, ist der Roman ein starkes und intensives Werk: Der Leser erfährt erschreckend authentisch das Leben der „normalen Leute“ während des Nationalsozialismus. Die Charaktere sind lebhaft, detailliert und individuell, schnell bekommt man ein Gespür für „die guten“ und „die bösen“ Protagonisten. Die Geschichten der anderen Hausbewohner umrahmen das Schicksal der Quangels geschickt: Trotz der verschiedenen Lebenssituationen und der sozialen und politischen Stellung, steuern alle immer wieder auf die Kernthematik des Nationalsozialismus, auf das Leben unter dem Regime, hin. Durch Sprünge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen baut sich ein großer Spannungsbogen auf, der bis zum erschütternden Ende des Romans aufrechterhalten wird.

Seit November dieses Jahres ist die Verfilmung von „Jeder stirbt für sich allein“ in den deutschen Kinos zu sehen. In den Hauptrollen spielen Emma Thompson und Brendan Gleeson das Ehepaar Quangel, auch der deutsche Schauspieler Daniel Brühl ist als Kommissar auf der Leinwand zu sehen.

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