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Dieter Baumann begeisterte als Kabarettist seine Fans zum Auftakt von „Alsfeld bewegt“Besuch mit Knöllchen, Gedicht und neuen Freunden

ALSFELD (pm). Mehr als 200 sportinteressierte und kabarettbegeisterte Menschen waren am Freitagabend ins Autohaus Roth gekommen, um zu erleben, was der „Lebensläufer“ Dieter Baumann über sich selbst, die Götter und Olympia (man beachte die Reihenfolge!) zu sagen hatte. Und das war nicht wenig, denn mit den heutigen Göttern im Olymp hat der Olympiasieger von 1992 wohl so seine Probleme.

Nicht nur, dass er der Olympiabewerberstadt Hamburg riet, da müssen schon „alles laufen wie geschmiert“, er ging auch ans Eingemachte der Götternachfolger rund um IOC-Chef Thomas Bach. Dass dieser für seine ehrenamtliche Tätigkeit 700.000 Dollar pro Jahr erhalte, war bei der Aufzählung von Klüngeleien und Geldflüssen unter den Funktionären noch das Harmloseste, interessant hingegen wurde es, als Baumann die Verknüpfung Bach–Putin–Beckenbauer–Gazprom bei der Vergabe der Winterspiele im schneefreien Sotchi darstellte – ein schlechter Witz, der eher für ungläubiges Kopfschütteln im Publikum sorgte.

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Was man mit einem Walkingstock noch so alles machen kann, zeigte ein sichtlich tanzbegeisterter Dieter Baumann.

Dennoch war der Abend mit dem Läufer und Kabarettisten eine wirklich witzige Angelegenheit, nicht zuletzt, weil „der Dieter“ sich wieder ausgiebig mit seinem Publikum befasste: Wer läuft und wer läuft nicht? Er machte Bekanntschaft mit Uwe, einem 29-maligen Marathonläufer, mit Frank und Beatrix aus der ersten Reihe und mit dem Olympia-Quiz-Profi Mario, die er alsbald alle vier in sein Programm einband und damit auch jede Menge Improvisationstalent bewies.

Für viele Lacher sorgten Baumanns Erinnerungen aus den olympischen Dörfern: Er verriet, dass alle Athleten zu Beginn der Spiele fünf Kondome ausgehändigt bekämen – ob sie ausreichten, weiß man nicht, nur dass es der Läufer selbst schwer hatte, bei der Luftpistolenschützin zu landen…

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„Laufen ist einfach“ postulierte der Läufer angesichts der perfekten Ausstattung, die er weitgehend für überflüssig hält.

Sportlegenden vergangener Tage ließ Baumann ebenso auferstehen wie die beim Publikum viel geliebten Exoten, und selbst diejenigen Zuschauer, die zu Zeiten von Baumanns Olympiasiegen noch gar nicht geboren waren, hatten an diesem Abend ihren Spaß, als sie gemeinsam mit dem Kabarettisten in die Welt der Olympioniken eintauchten. Das Publikum lernte, wie man einem mongolischen Hünen einen bunten Hut abtrickst, wie man es als Rodler der Südseeinsel Tonga schafft, den rigiden Werbeauflagen des IOC ein Schnippchen zu schlagen, und wie man dazu kommt, möglichst viele internationale Anstecknadeln zu ergattern, die man sich an den weitgereisten Hut stecken könne.

Und just an diesem Hut fand am Freitagabend im Autohaus Roth noch etwas ganz anderes seinen neuen Platz: ein Knöllchen, verteilt von der Alsfelder Ordnungsmacht, während der Olympiasieger sich im Rathaus in das Goldene Buch der Stadt eintrug. Ein typisches Alsfelder Erinnerungsstück, an dem Baumann sicher noch lange seine Freude haben wird.

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Initiator Achim Spychalski-Merle begrüßte mehr als 200 Gäste im Autohaus Roth.

Seine Freude sucht der Läufer übrigens inzwischen auch in kleinen Gedichten – sein Publikum forderte er daher nicht nur auf, sich während der Veranstaltung einen kleinen Vierzeiler einfallen zu lassen, sondern auch Gedichte per Mail an ihn zu schicken, um auf der eigens dafür eingerichteten Rubrik auf seiner Website veröffentlicht zu werden. Am Ende des Programms würde er übrigens mit einem netten Verslein belohnt.

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Mit Knöllchen als Gruß aus Alsfeld: Baumanns Olympia-Hut.

Dass Dieter Baumann Yoga nicht für Sport hält, war das eine, dass er aber auch einen gewissen Unmut gegen Nordic Walker hegt, das andere. Und um den Menschen, die mit ihren Stöcken laut schwatzend und scherzend stets die komplette Breite eines Weges einnehmen, andere Aspekte des Sports zu zeigen, legte er einen heißen Tanz mit Stöcken aufs Parkett. Auch sein Sport-Strip fehlte nicht – an dessen Ende stand er als „überausgestatteter“ Vorderfußläufer mit Höhlenlampe, MP3-Player, Kompressionsstrümpfen und Five-Finger-Shoes auf der Bühne. Ein Bild für die Götter. Und für das Alsfelder Publikum, das auf diese Weise, gestärkt an Leib und Geist, fit war für den Stadtlauf am kommenden Tag

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