Politik0

Homberger Stadtparlament befürwortet Einkaufszentrum Marburger StraßeMit einer Stimme Mehrheit ein neuer Anlauf

HOMBERG (aep). Es soll doch weitergehen mit dem geplanten Einkaufszentrum zwischen Marburger und Friedrichstraße in Homberg/Ohm. Am Ende einer kontroversen, teilweise polemischen Diskussion beschloss Hombergs Stadtparlament am Donnerstagabend die Anstrengung eines so genannten Zielabweichungsverfahrens, um die Gelände der ehemaligen Grundschule und des DRK-Gebäudes daneben als Sondergebiete für großflächigen Einzelhandel zur Wohnbebauung ausweisen zu können. Die Entscheidung fiel mit 12:11 Stimmen denkbar knapp aus.

Zur Erinnerung: Pläne für dieses Areal und damals auch noch in Kombination mit einer Nutzung des Bahnhofsgeländes waren in der Ohmstadt bereits seit mehreren Jahren in der Diskussion. Bis das Stadtparlament vor zwei Jahren eine Einkaufs- und Wohnzentrum-Planung für das alte Grundschulgelände beschloss. Doch Interessenten sprangen bei der Realisierung ab, derweil Pläne für einen Ausbau des Einkaufszentrums zwischen Homberg und Ober-Ofleiden an der Ohmstraße bei manchen Stadtverordneten neue Zustimmung erhielten. Und im Hintergrund gab es auch noch die sieben Jahre alten Pläne des Architekten Herbod Gans, das Gebäude des letzten Drogerie-Marktes in der Frankfurter Straße so umzubauen und das Umfeld aufzurüsten, das sich ein neuer Drogist findet.

OL-Homberg2-1311

Sie fühle sich benutzt, klagte die Stadtverordnete Jutta Stumpf und kritisierte nicht nur den Inhalt des Vorhabens, sondern auch das Vorgehen der Bürgermeisters.

Aber die alten Pläne seien für die Frankfurter Straße seien heute nicht mehr umsetzbar, erläuterte Bürgermeister Béla Dören in einer langen Erklärung zu dem Zielabweichungsverfahren, in der er viele seiner Argumente für die Ansiedlung des Einkaufszentrums nahe der Frankfurter Straße noch einmal aufführte. Unter anderem auch, dass Ideen zur Wiederbelebung „der kleinteiligen Einzelhandelsstruktur der Altstadt“ fehlgeschlagen seien. Seine Erklärungen gingen nicht nur an die Stadtverordneten, sondern auch an gut 50 Zuhörer, die das Dorfgemeinschaftshaus in Nieder-Ofleiden füllten. Dören hob dabei auch hervor, dass das Argument, die alten Bewohner der Stadt müssten über kurze Wege zu Versorgungsmärkten kommen, eher für das Einkaufszentrum Marburger Straße sprächen, denn die meisten Senioren wohnten direkt in der Innenstadt.

„Je länger das Plädoyer, desto schuldiger der Angeklagte“

Er bekam heftige Kritik zunächst von der fraktionslosen Stadtverordneten Jutta Stumpf zu hören, die ihre Argumentation für eine Beibehaltung der Wiederbelebungspläne in der Frankfurter Straße mit einer Bemerkung einleitete, die den Bürgermeister in die Nähe eines Schuldigen rückte, der sich zu verteidigen habe. Unter Rechtsanwältin sage man: Je länger ein Plädoyer dauert, desto schuldiger sei der Angeklagte. Wogegen der Bürgermeister sich dann verwahrte. Im sachlichen Teil ihres Vortrag erklärte sie, dass für sie die Homberger Innenstadt die Frankfurter und die Marktstraße sei. „Wir müssen unbedingt in diesen Bereich Leben reinbekommen.“ Sie plädierte für das Vorhaben des Architekten Herbod Gans, einen Drogisten direkt dort anzusiedeln. Und sie kritisierte, dass der Bürgermeister mit seinem Zielabweichungsverfahren offenbar schon beim Regierungsräsidium vorstellig gewesen sei – sie also dessen Plan nur noch abnicken solle. „Ich fühle mich benutzt!“ Der Architekt Gans saß im Publikum. Ja, bestätigte er gegenüber Oberhessen-live, es gebe einen konkreten Interessenten, der allerdings abgesprungen sei, weil es jene Pläne für die Marburger Straße gebe.

Kritik an dem Zielabweichungsverfahren kam auch von der CDU-Stadtverordneten Petra Wolf, die erklärte: „Die Marburger Straße hat mit der Innenstadt nichts zu tun!“ Auch Amtsvorgänger Volker Orth gab zu bedenken, dass viele Homberger an dem alten Schulgebäude und der DRK-Unterkunft hingen. Eine Drogerie in die Altstadt zu bringen, sei sinnvoller.

OL-Homberg1-1311

Plädoyer für das Einkaufszentrum Marburger Straße: Bürgermeister Dören bei seinem Vortrag.

Michael Krebühl (Freie Wähler) wiederum sprach sich für das neue Einkaufszentrum aus, damit die Investitionen, die die Stadt dort mit dem Erwerb des Geländes tätigte, sich irgendwann einmal auszahlen könnten. „Wir müssen alles tun, um das wieder zu vermarkten!“ Auch Holger Zuleger (SPD) sprach sich für das Verfahren aus und erinnerte daran, dass das Parlament im August 2012 den Beschluss bereits einmal gefasst habe – einstimmig. „Ich weiß nicht, warum wir nach zwei Jahren da immer noch rumdiskutieren.“

„Man darf nicht zu konservativ verfahren“

Zuletzt sprach auch der FDP-Vertreter Hanns-Michael Diening sich für das Einkaufszentrum aus. Nachdem die direkte Wiederbelebung der Altstadtbrachen gescheitert sei – „Es fehlen großflächige Ankermieter“ – müsse die Stadt in der Nähe Alternativen schaffen: „Das einzige in diesem Bereich ist diese Fläche!“ Und die sei zu Fuß auf jeden Fall viel eher erreichbar als die Ohmstraße. Er beklagte, dass das Thema in Homberg bereits viel zu lange diskutiert werde, denn man habe seinerzeit einen Investor gehabt, der deswegen bereits abgesprungen sei. Eingeleitet hatte er sein Plädoyer mit einer grundsätzlichen Feststellung: „Wenn man für Homberg etwas erreichen will, darf man nicht zu konservativ verfahren.“ Sonst entwickele man sich nicht weiter.

Mit der Abstimmung dafür wird der Bürgermeister versuchen, mit der Zielabweichung vom Regionalplan, neue, günstige Bedingungen für ein Einkaufszentrum zu schaffen, um mit neuen Investoren verhandeln zu können. Dabei sei, so stellte er selbst fest, aber noch offen, ob das Regierungspräsidium überhaupt zustimmt – und ob sich dann Investoren finden. So ein Verfahren habe es in Homberg erst dreimal gegeben.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren