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SERIE: Dritte Wanderung im Test: Wie ist die Weitblicktour? – Etwas Kondition nötigWeite und Wald wechseln sich beim Wandern ab

ULRICHSTEIN. Wer die sanften Hügel und Täler, die abwechslungsreiche Landschaft des hohen Vogelsbergs zu Fuß erleben möchte, der ist auf der Weitblicktour rund um Ulrichstein goldrichtig: Zwölf Kilometer windet sich der Rundweg mit Wald und den weiten Blicken, die den Namen gaben. Aber vorsicht: Ein bisschen Kondition sollte man schon mitbringen, ergibt die Selbsterfahrung mit Ehefrau.

Ein goldener Oktober-Tag mit mehr als 15 Grad und viel blauem Himmel: Da bietet sich als Wanderroute eine „Weitblicktour“ gerade an, so wie sie auf der Wanderseite Extratouren der Vogelsberg-Touristik genannt wird. Start ist in Ulrichstein, dort kann man bequem auf dem Lindenplatz parken und braucht nur an der Straße nach dem ersten Vulkan-Symbol schauen: Dieses Schild markiert den Weg auf voller Länge sehr zuverlässig. Apropos Länge: Diesen Rundweg gibt es gleich in zwei Ausführungen: 12 und 17 Kilometer lang. Wer nicht trainiert ist, sollte es bei der kürzeren Variante belassen. Wer gar nicht trainiert ist, sollte den ganzen Weg lassen – oder viel Zeit für Pausen an den Steigungen mitnehmen. Drei Stunden veranschlagt der Wanderführer für die Runde. Die braucht es auch im Normalfall.

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Sanfter Start: Es geht bergab ins Gilgachtal

Der Start fällt noch richtig sanft aus, wenn man gegen den Uhrzeigersinn marschiert: Auf Feldwegen geht es an Wiesen und Hecken vorbei hinab ins Gilgbachtal. Das ist zum Einstieg richtig angenehm, und die weite Sicht bis Kölzenhain und Feldkrücken verwöhnt das Gemüt schon auf den ersten Metern. Die Tücke beim Bergabschlendern wird später bewusst: Das alles muss man auch wieder raufmarschieren.

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Vogelsberger Wanderwege selbst erfahren

In der Reihe gibt es zwei weitere Beschreibungen von Wanderwegen:
unterwegs auf der Schächerbachtour bei Homberg/Ohm
und dem Vogelsberger Höhenweg am Hoherordskopf

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Aber erst einmal sorgt der Wald am Gilgbach für die erste Abwechslung. Es ist ein Naturwald, steht auf einem Schild zu lesen, das – ganz deutsch – vor den Gefahren in der Natur warnt: Es könnte ein Ast auf den Kopf fallen. Dem Wanderer stellt sich die Frage, ob diese Gefahr im „normalen“ Wäldern nicht besteht, und welcher Schlaumeier auf die Idee gekommen sein mag, im Wald vor Bäumen zu warnen. Aber egal: Ein schöner, in der Tat angenehm naturbelassener Weg führt durch das Wäldchen vorbei an einem überdachten Rastplatz mit Informationstafel über die Entstehung von Blockhalden. Soviel sei verraten: Es hat etwas mit dem Vulkan zu tun. Waldwege sind nicht immer so gut zu laufen – auch nicht auf der Weitblicktour – weil sie als Waldwirtschaftswege für die schwere Rückefahrzeuge meist tief geschottert sind und den Knöcheln einiges abverlangen.

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Auch das begleitet den Wanderer: der Blick auf die Windräder rund um Ulrichstein.

 

Aber bis zum ersten Rastplatz – nach etwa 20 Minuten Marsch – ist der Weg noch sehr angenehm. Die erste Herausforderung folgt 500 Meter weiter: gute 400 Meter straffe Steigung, die Landesstraße zum Ulrichsteiner Kreuz passierend. Der Puls geht hoch, die Jacke wird zu warm. Dafür lohnt der weite Blick über Wiesen und Tal die Anstrengung einige Minuten später. Eine Verwöhnbank lädt zur ersten kurzen Pause in der wärmenden Sonne. Erste bergab-bergauf-Etappe geschafft, und die Weite gibt dem Blick etwas Erhabenes.

Wechselhafte Strecke: rauf und runter, Wald und Weite

In dem Wechsel geht es denn auch weiter. Die Weitblicktour ist auch eine Wald- und Wiesentour: Die Natur wechselt sich ab. Es geht viel sanft bergab und entsprechend auch wieder hinauf. In einem etwas langweiligen Stück Nadelwald nach einer Stunde und 20 Minuten Marsch gibt ein Hinweis auf den Judenpfad Anlass zum Grübeln: Woher mag der Name kommen? Auch hier gibt ein Informationsschild in der Nähe Auskunft. Nach etwas mehr als sechs Kilometern besagt ein anderes Schild: Nun kann man sich entscheiden: direkt zurück in Richtung Ulrichstein oder eine Zusatzrunde einlegen?

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Fast geschafft: Die Burgruine von Ulrichstein ist Höhepunkt und (fast) Abschluss der Wanderrunde.

 

Wir wählen die kürzere Strecke und sind damit gut beraten. Denn weitere drei ganz hübsche Steigungsstrecken zehren an unseren Kraftreserven. Drei Rastplätze, zwei Liegebänke, zwei normale Sitzbänke bieten auf der Strecke eigentlich genügend Möglichkeiten zum Ausruhen. Doch die Weitblicktour zieht sichtlich genügend Wanderer an, dass diese Rastmöglichkeiten für uns meist besetzt waren. „Nicht einmal richtig Pause gemacht“, notiere ich nach zwei Stunden und 20 Minuten bei den Memos im Handy. Und kurz darauf: „Zivilisation naht!“ Da marschieren wir nämlich mit Blick auf Ulrichstein den Berg hinab – und vor lauter Begeisterung kurz vor dem Ziel an einer Markierung vorbei. Jedenfalls müssen wir uns einen  Teil Rest des Weges selbst suchen, ehe wir dann wieder in der Stadt einen „Vulkan“ entdecken.

Es bedarf noch einer letzten richtigen Anstrengung, dann erreichen wir den Höhepunkt der Weitsicht: die Ulrichsteiner Burgruine oben auf dem Berg. Die Wanderung ist fast geschafft. Verschwitzt lassen wir den Blick auf die Vogelsberger Natur schweifen: Schön ist es hier oben – und schön war auch diese Runde! Da schmeckten der anschließende Kaffee-und-Kuchen-Abschluss in der Stadtmitte doch doppelt so gut.

Von Axel Pries

Weitere Eindrücke von der Weitsichttour:

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Ein Gedanke zu “Weite und Wald wechseln sich beim Wandern ab

  1. Ihr macht das prima.Es macht Spass die Berichte zu lesen und die Bilder zu betrachten.Vielleicht geh ich auch mal mit meinem Göttergatten die eine oder andere Tour
    wandern.

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