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Nachspiel für den großen Brand in der BückingstraßeMuss Alsfeld die Löschkosten erst einklagen?

ALSFELD (aep). Lange hat es gebrannt im vergangenen Sommer in der Alsfelder Georg-Dietrich Bückingsstraße, und nun sieht es so aus, als ob die Stadt auf ihren Kosten bei der Bekämpfung des Riesenbrandes lange sitzenbleibt. Es geht um viel Geld: über 120.000 Euro. Und es geht um die Versicherungen zweier Unternehmen, die die Verantwortung von sich schieben. Die Stadt erwägt nun auch den Klageweg.

Als in jenen Augusttagen der Brand nach drei Tagen Dauereinsatz für die Alsfelder Feuerwehr endlich gelöscht war, bedeckte ein riesiger Schaumteppich das ganze verwüstete Areal auf dem Gelände der Alsfelder Kleiderwerke GmbH. Die Gebäude waren völlig zerstört oder schwer beschädigt – und es stellte sich heraus: In der verkohlten Trümmerwüste lässt sich weder herausfinden, wo das Feuer seinen Ursprung genommen hat, noch wodurch es verursacht wurde.

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Freifläche statt Halle: das verbrannte Areal von oben.

In dem einen Gebäude lagerten große Mengen Grillanzünder des Essener Grillanzünder-Produzenten Boomex, was die Löscharbeiten nicht erleichterte. Doch darüber, ob das Lagergut Ursache des Brandes war, ergaben die polizeilichen Ermittlungen auch kein Ergebnis, erklärte später die Staatsanwaltschaft auf Anfrage von Oberhessen-live.

Tatsache aber ist: Die seitens der Feuerwehr aufgewandten Löschmittel – insbesondere der teure Schaumeinsatz – summierten sich zu Kosten in Höhe von 102.000 Euro. Dazu kamen noch 22.400 Euro für die Erneuerung der durch die Löschmittel abgetöteten Bakterienkulturen in der Alsfelder Kläranlage. Geld, das die Stadt aufbringen musste – und eigentlich von der Versicherung eines Gebäudeeigentümers erstattet bekommt sollte. Oder bei fehlendem Versicherungsschutz eben von dem Eigentümer direkt.

Bei den Beteiligten handelt es sich in diesem Fall um die Alsfelder Kleiderwerke als Eigentümerin, unter deren Markenzeichen Dreinaht in dem großen Gebäude Berufskleidung entstand, und den Grillanzünder-Hersteller Boomex. Als die Stadt bei deren Versicherungen mit den Kosten vorstellig wurde, bekam sie angesichts des unklaren Ermittlungsergebnisses erst einmal Absagen, erklärt Bürgermeister Stephan Paule gegenüber Oberhessen-live: Solange kein Verursacher ermittelt wird, werde man nicht zahlen, da die eigene Beteiligung an den Kosten nicht feststeht. In der Praxis hieße das: gar nicht.

Doch so einfach wolle man sich nicht abspeisen lassen, meint der Rathauschef: „Wir lassen da nicht locker.“ Um gegenüber den Versicherungen einen besseren Stand zu haben, werde nun über den Rechtsbeistand der Stadt – den Hessischen Städte- und Gemeindebund – geprüft, welche rechtlichen Möglichkeit Alsfeld zur Durchsetzung der Forderungen hat. Und dann werde man sehen: „Es muss ja nicht gleich eine Klage sein.“ Die Stadt könne erst einmal einen rechtlich gesicherten Bescheid erstellen – und gegebenfalls später klagen. Darüber, das räumt auch Bürgermeister Paule ein, kann aber noch viel Zeit vergehen.

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