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Schnelles Internet: Wie soll sie werden, die Breitbandversorgung?Die Glasfaser kommt in jedes Dorf

Von Axel Pries VOGELSBERGKREIS – Nun soll sie kommen, von vielen Vogelsberger Internetnutzern lange erwartet: die flächendeckende Versorgung mit leistungsfähigem Internetzugang auch im kleinen Dorf. Ein Kreistagsbeschluss hat das Projekt in Bewegung gesetzt – basierend auf einem Gutachten, das die Investitionen beschreibt. Oberhessen-live hat einmal genauer reingeschaut: Bei der Glasfaserversorgung geht es um Millionen Euro, um Bagger in (fast) jedem Dorf – wenn die Gemeinde mitmacht.

Dann soll jedes Dorf mit einer Leistung von wenigstens 25 bis zu 55 Mbit angeschlossen sein – ein Vielfaches der jetzigen Möglichkeiten. Das diene nicht nur den privaten Nutzern, hat auch Landrat Manfred Görig gerade wieder festgestellt, sondern sei für Firmen auch ein klarer Standortfaktor.

Was der Kreistag Anfang Dezember beschlossen hat in Kürze: Der Vogelsbergkreis und der Wetteraukreis gründen beide eigene Breitbandbeteiligungsgesellschaften, die unter der Regie des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe den Ausbau des DSL-Netzes mit Glasfaserkabeln betreiben sollen. Dazu – und auch das verdeutlich die Dimension des Projekts – hat der ZOV eine eigene Breitbandinfrasturkturgesellschaft Oberhessen GmbH gegründet. Ausführende sind aber die kreiseigenen Gesellschaften. Jene Vogelsberger ist inzwischen in Gründung – und die Städte und Gemeinde sollen sich mit 70 Prozent beteiligen. Oder anders: einem bis 1,5 Euro je Einwohner.

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Gaben exklusiv Auskunft: Thomas Schaumberg, Erich Ruhl und Eckhard Köhler-Hälbig. Foto: aep

Hinter diesem übersichtlichen Wert verbirgt sich eine große Kraftanstrengung, zeigt das Gutachten auf, das das Unternehmen Athanus Partners GmbH im Auftrag der Kreise erstellte. Basierend auf Daten von 2013 geht das Gutachten von 25 Millionen Euro aus, die im Kreis aufgewendet werden müssen.

Wo die hinfließen, und wie das Ganze unter welchen Voraussetzungen funktionieren könnte, bekam Oberhessen-live in einem exklusiv-Gespräch mit beteiligten Fachleuten erklärt: Thomas Schaumberg, dem Leiter der Kreisentwickjlungsgeselslchaft Vogelsberg Consult, Eckhard Köhler-Hälbig, Geschäftsführer der in Gründung befindlichen Vogelsberger Breitbandgesellschaft, und Erich Ruhl, der die Vorgänge als Pressesprecher von Anfang an begleitete.  Alle drei überraschen zunächst mit einer Feststellung: Was bislang an konkreten Daten genannt wurde, musste etwas vorsichtig gehandhabt werden, da sich in dem einen Jahr seit Gutachtenerstellung bereits viel verändert haben könnte.

550 Kabelverzweiger

Grundsätzlich gelte: Was jetzt als Technologie angeboten wird, soll die vielen Funklösungen ersetzen, mit denen Gemeinden und Dörfer sich über Jahre beholfen haben. Diese Funkbrücken dienten nur als Zwischenlösung, erklärt Köhler-Hälbig, der in der Kreisverwaltung das Amt für Wirtschaftsförderung leitet. Künftig solle es in jeder Gemeinde einen Telekom-Knotenpunkt geben, von dem aus per Glasfaser insgesamt 550 neue Kabelverzweiger bedient werden – die wiederum mit normalen Kupferdraht Signale an die Haushalte senden. Heißt: Es müssen nicht Tausende Kilometer Glasfaserkabel verlegt werden, sondern „nur“ etwas mehr als 500 – je nach Anzahl der beteiligten Kommunen. Beispiel Feldatal: Da könnte ein Knotenpunkt in Groß-Felda eingerichtet werden, von dem aus Glasfaserkabel entlang der Straßen nach Windhausen und Zeilbach gezogen werden – mit Geräten, die ähnlich wie bei Drainagerohren eine schmale Furche ziehen. Köddingen und Stumpertenrod wären nicht betroffen: Diese Feldataler Dörfer werden bereits von Ulrichstein aus versorgt.

Die Prämisse ist die Flächendeckung, wie sie Thomas Schaumberg formuliert: „Es ist uns egal, ob ein Ort 50 Einwohner hat oder 500.“ Die Technologie solle die Flächen abdecken und auch zukünftig ausbaufähig sein – womit der Kreis das „Marktversagen“ korrigiere, so nannte es Erich Ruhl: „Wir wollen überall gleiche Lebensverhältnisse.“ Die großen Anbieter würden die Investition eines Kabelanschlusses auch für kleine Dörfer schlicht scheuen, weil keine Gewinne zu erwarten seien

Zehn Jahre lang Verluste

 

Diese Flächendeckung hat ihren Preis: 25 Millionen Euro werden in dem Gutachten genannt, die eine Amortisierung erst in 30 Jahren erwarten ließen. Während einer zehnjährigen Anlaufphase müsse jährlich mit 750 000 Euro Verlust gerechnet werden. Da kommen je nach Größe größere Anforderungen auf jede eine einzelne Kommune zu. Wieder das Beispiel Feldatal: „Das wäre ein sechsstelliger Betrag“, erläutert Eckhard Köhler-Hälbig. Alsfeld wäre mit Siebenstelligkeit dabei. Die gerade gegründete Gesellschaft habt dabei übrigens nur koordinierende Funktion. Investieren müssen die Gemeinde selbst.

Im Video: So funktioniert die Technik


Nicht alle 19 Vogelsberger Kommunen werden dabei sein. Wartenberg hat bereits einen Vertrag mit der Telekom, die Stadt Lauterbach eigene Vorstellungen mit den Stadtwerken, und auch Schlitz strebt eine eigene Lösung an. Alle anderen Städte und Gemeinden haben die Aufforderungen zur Teilnahme inzwischen erhalten und behandeln sie in den Parlamenten. Das soll einigermaßen zügig gehen, wünscht sich Geschäftsführer Köhler-Hälbig. Denn 2014 schon soll die genaue Planung abgeschlossen sein, damit 2015 mit dem Ausbau in den ersten Gemeinden begonnen werden kann. Wenn alles klappt, ist ab 2017 jeder Vogelsberger Haushalt mit schnellem Internetzugang versorgt. Immerhin: Die Bürgermeister hätten bereits zustimmung signalisiert, meint Kreispressesprecher Ruhl. Und Köhler-Hälbig appelliert: „Ich kann nur jeder Kommune empfehlen: Macht in der Gesellschaft mit, damit Ihr eine Chance auf den Ausbau habt.“

Nachfolgende Grafiken verdeutlichen die Funktion des Ausbaus und das Ausmaß der anstehenden Arbeiten nach aktuellem Stand:

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Funktionsschema: Das soll neu werden mit einem Breitbandnetz.

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Investition I: So viele Kabelverzweiger müssen in jeder Kommune eingerichtet werden.

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Investition II: die Übersicht. Das muss alles neu angelegt werden. Der genaue Bedarf wird allerdings erst im kommenden Jahr ermittelt.

 

 

 

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