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Alsfelder Stadtverordnete zu Gast in Baden-WürttembergModelle effizienter und nachhaltiger Wärmegewinnung

ALSFELD (ol). Eine Exkursion führte Vertreter der Alsfelder Kommunalpolitik nach Baden-Württemberg. Dort schaute man sich Nahwärmenetze an und informierte sich unter anderem über deren Betrieb.

Neue energiepolitische Impulse und Akzente erhofft sich eine fraktionsübergreifende Delegation der Alsfelder Stadtverordnetenversammlung von einer Exkursion, die sie zu innovativen Projekten nach Ludwigsburg, Tamm und Ilsfeld geführt hat.

Schnellstmögliches Handeln ist erforderlich, um die überlebensnotwendige Energiewende zu schaffen: darin waren sich Christa Haidu aus der SPD-Fraktion und Konrad Rüssel sowie Walter Windisch-Laube von der ALA-Fraktion einig, heißt es in der Pressemitteilung der Alsfelder Kommunalpolitiker.

Dieter Welker von der UWA (als Vertreter der Alsfelder Regierungskoalition) hingegen sieht in den vorgestellten Modellprojekten eine Erweiterung des Wissens hin zum potentiell Machbaren und macht darauf aufmerksam, dass man Alsfeld nicht 1:1 mit den genannten finanzstarken Kommunen vergleichen könne. Offen bleibe für ihn, in welchem Umfang beziehungsweise in welchem Zeitfenster die Alsfelder Finanzen weitere Schritte möglich machen.

Dem halten die ALA-Vertreter mit Verweis auf UN-Generalsekretär Guterres entgegen, dass nur durch entschlossenes, unter den gegebenen Umständen auch wagemutiges Handeln möglichst vieler überhaupt noch eine Ausfahrt vom ‚Higway to hell‘ gefunden werden könne und dass die notwendigen grundsätzlichen Umdenkprozesse nicht allein an ihrer kurzfristigen Finanzierbarkeit zu messen seien.

Alle Fotos: Monika Laube

Die Delegation eingeladen hatte der Geschäftsführer der Energieagentur des baden-württembergischen Kreises Ludwigsburg, der aus Alsfeld stammende Anselm Laube. Er führte die kommunalpolitische Gruppe zu drei Projekt-Standorten in seinem Zuständigkeitsbereich, wo auf sehr unterschiedliche Weise mittelgroße Nahwärmenetze betrieben werden, und gab eingehende technische sowie wirtschaftliche Erläuterungen.

Jedes der in Augenschein genommenen Wärmenetze speist sich aus mehreren Komponenten der Energiegewinnung und -generierung, arbeitet unter Berücksichtigung der individuellen Gegebenheiten auf Grundlage eines Mix aus Solarthermie, Wärme(rück)gewinnung aus Biomasse und Abwasser sowie Energie aus Holz- und Blockheizkraftwerken. Windkraft spiele in Baden-Württemberg dagegen bislang nur eine geringe Rolle.

Als Modellprojekt wurde der Delegation das Nahwärmenetz der Stadt Tamm von deren Bürgermeister Martin Bernhardt persönlich vorgestellt, der sich zusammen mit dem planerisch verantwortlichen Diplom-Ingenieur Laube am Wochenende die Zeit nahm, den Besuchern aus dem Vogelsbergkreis das städtische Millionenprojekt nahezubringen.

Rohrverlegung in Tamm

In der jüngsten Stadt Baden-Württembergs, mit einer vergleichbaren Größe wie Alsfeld (12.800 Einwohner, allerdings konzentriert auf zwei zusammengewachsene Stadtteile) konnte in kürzester Zeit mit Förder- und Eigenmitteln ein nachhaltig-ökologisch betriebenes Nahwärmenetz begonnen werden, durch das bis 2028 ein großer Teil aller Privathaushalte und sämtliche städtischen Gebäude zentral mit Heizwärme versorgt werden können.

Die zur Begehung der Projektstandorte angereisten Alsfelder Stadtverordneten, allesamt auch Ausschussmitglieder, werden nun zusammen mit ihren Fraktionskollegen eingehend prüfen, was von den in und um Ludwigsburg gewonnenen Erkenntnissen auch im Vogelsbergkreis umsetzbar ist und welche technischen Möglichkeiten sich in Alsfeld effizient verwirklichen lassen, heißt es weiter.

Die entsprechenden Vorausplanungen müssten dann, so die Haltung der ALA-Vertreter, wegen der unvermeidlichen Vorlaufzeit so schnell und unbürokratisch wie möglich in aller nächster Zeit beginnen.

Solarthermiefeld Ludwigsburg

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