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Betrugsmasche im Internet – die Geschichte von Paul M.Angeblicher Microsoft Mitarbeiter knöpft Geld ab

VOGELSBERGKREIS. Die meisten Menschen würden die Frage, ob ihr PC genügend geschützt sei, mit Sicherheit bejahen. Dennoch gibt es immer wieder erfolgreiche Betrügereien, und nicht allzu selten verlieren zunächst Ahnungslose ihr Geld an vermeintliche Helfer. Eine Masche: Angebliche Microsoft-Mitarbeiter rufen wahllos bei Personen an und täuschen sie nach allen Regeln der Kunst. Als ein Opfer kann  Paul M. aus Oberhessen erzählen, wie es ihm erging.

Paul M.* ist keineswegs ein IT-Spezialist. Nichtsdestotrotz arbeitet er zuhause mit PC und Laptop und will vor allem eins: nichts falsch machen. Nach dem dritten verpassten Anruf eines scheinbaren Microsoft-Mitarbeiters lässt er sich auf ein Gespräch ein und verständigt sich auf englisch. Der Mann scheint sympathisch zu sein und nimmt sich viel Zeit. Sein Anliegen: Der Laptop von Paul M. sei aufgrund einer abgelaufenen Lizenz nicht ausreichend gegen Viren geschützt. Vonnöten sei dringend die Installation einer Sicherheitssoftware um größeren Schaden zu verhindert. Woher er das wisse? Sie alle seien sehr darauf bedacht, immer das Beste für ihre Kunden im Blick zu haben.

Und mir-nichts-dir-nichts hat er den nichtsahnenden Kunden am Haken. Nach einigen Gesprächsminuten verspricht der angebliche Mitarbeiter leichte Hilfe durch Direktzugriff aus der Ferne. Mithilfe einer legalen Software, kann der Techniker auf den PC zugreifen: Faszinierend und zugleich erschreckend mutet es an, wenn man beobachtet wie die Maus sich wie von Zauberhand bewegt. Doch was auf den ersten Blick praktisch erscheint, hat es faustdick hinter den Ohren: Durch den Fernzugriff kann der vermeintliche Microsoft-Mitarbeiter auf Daten zugreifen, neue Programme und Software installieren und auch die Zugangsdaten für das Internet abrufen.

Nicht allzu selten fallen ihnen dabei Passwörter für Internetportale oder E-Mailadressen in die Hände – doch das ist nur ein Ziel der Täter. Hinter dem ganzen steht vor allem eine Absicht: Geld mitgehen lassen.

Auch Paul M. steht dieses Szenario bevor: Er müsse eine Kostenpauschale von 150 Euro für einen dreijährigen Virenschutz zahlen. Die Bezahlung könne man direkt veranlassen, so der englischsprachige Anrufer. Dazu seien lediglich die Kreditkartennummer und die Kontonummer nötig.

Schneller als er wirklich drüber nachdenken kann, hat der Oberhesse die gewünschten Informationen weitergegeben – doch immer mehr macht sich nun ein mulmige Gefühl breit. Kurz vor der Transaktion möchte Paul M. wissen, welche eventuellen Rückversicherung er hat, beispielsweise eine schriftliche Vertragsbestätigung – die Konversation findet nun schriftlich statt. Direkt wird der vorgebliche Spezialist unhöflich und möchte eine schnelle Antwort. Die will ihm Paul M. jedoch nicht geben und stellt weitere Fragen rund um den Vertrag und den Geldtransfer, der nun über Portugal laufen soll: Er sei sich nun doch nicht sicher und bräuchte noch etwas Bedenkzeit. Das scheint für den Gesprächspartner das Stichwort zu sein: Mit den Worten, „Then you will loose your computer now“, schließt er das Gesprächsfenster – ein paar zusätzliche Klicks und schon hat er per Fernsteuerung auch den Laptop heruntergefahren.

Was tut man in einem solchen Moment? Die Versuche den Laptop erneut hochzufahren scheitern – der Betrüger hat bereits ein neues Passwort eingerichtet. In einer solchen Situation ist schnelles Handeln gefragt: Aufgrund der Fernsteuerung kann der angebliche Mitarbeiter auch auf Internetzugangsdaten zugreifen. Den jeweiligen Router am besten sofort „reseten“ und damit auf den Anfangszustand bringen und beim jeweiligen Anbieter die Zugangsdaten ändern, raten Kenner, „Wenn Kontodaten weitergegeben wurden, sollte man sofort die betroffenen Karten beim Bank – und Kreditinstitut sperren lassen“, sagt ein Alsfelder IT-Spezialist, der damit inzwischen Erfahrungen gemacht hat: Mehrere Menschen hätten sich in letzter Zeit bei ihm mit ebendiesem Problem gemeldet. „Das kann wirklich fast jedem passieren – einem sollte klar sein, dass man nicht allein da steht“, so der Computerfachmann weiter.

Der nächste Schritt sei auf jeden Fall eine Anzeige bei der Polizei, im besten Fall sollte man sich auch die Telefonnummer notieren, mit der die meist aus dem amerikanischen Raum stammenden Anrufer sich melden. Der betroffene PC oder Laptop sollte auf jeden Fall direkt zu einem Spezialisten gebracht werden, damit alle sich darauf befindlichen Programme deinstalliert werden und weitere Probleme verhindert werden können. Inzwischen hat auch Microsoft selbst auf die Betrugsanrufe reagiert und bekannt gegeben, dass sie keinen ungefragten Kontakt aufnehmen würden.

Paul M. ist noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen – aber auch mit einem großen Schrecken: „So etwas passiert mir nie wieder!“, so der 43-jährige. „Ich habe es eigentlich nur gut gemeint und dachte, ich tue etwas sinnvolles – jetzt weiß ich, dass man sich vorher viel besser informieren und an Fachberater wenden sollte.“ erzählt er. Inzwischen hat er Anzeige erstattet und hofft, dass die Verantwortlichen gefunden werden können: „Jeder sollte gut aufpassen, wie er seinen PC schützt und lieber zwei Mal nachfragen – falls einem doch etwas ähnliches wie mir passiert, ist schnelles Handeln das wichtigste!“. Denn nur dadurch können schlimmere Schäden vielleicht noch verhindert und Daten besser geschützt werden.  * Name geändert

Von Friederike Gerbig

 

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