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"Durchbruch" in der Eigenversorgung - SGV bietet der neuen Stadtregierung Zusammenarbeit anSchutzgemeinschaft Vogelsberg begrüßt Reaktivierung des Wasserwerkes in Hattersheim

VOGELSBERG/FRANKFURT (ol). 2011 hatte es die Hessenwasser GmbH noch auf ihrer Stilllegungsliste stehen, jetzt wird es technisch fit gemacht und damit für die Frankfurter Regelversorgung reaktiviert: Das Ertüchtigen des Wasserwerks Hattersheim stellt einen echten Durchbruch für eine stärkere Eigenversorgung Frankfurts dar, findet die Schutzgemeinschaft Vogelsberg.

In der Pressemitteilung der Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) heißt es, für den Regelbetrieb soll in Hattersheim allerdings nur die Sauganlage des ehemaligen Großwasserwerks mit einer Leistung von sechs bis sieben Millionen m³ pro Jahr wieder ans Netz gehen. „Ein Grund hierfür ist sicherlich der recht hohe Grundwasserspiegel, wie er in Frankfurt oft anzutreffen ist“, so die Schutzgemeinschaft.

In Hattersheim stehe das Grundwasser schon zehn Meter unter der Oberfläche an. Außerdem seien diese technischen Anlagen seit 2002 im Stand-By gehalten worden. Auch wenn sich dies zunächst positiv anhört, es wäre laut der SGV noch weitaus mehr möglich: Denn in Hattersheim stand, so steht es in der Mitteilung, früher mit einer Förderung von 16 bis 17 Millionen m³ pro Jahr eines der größten Wasserwerke des Ballungsraums Rhein-Main. Diese Menge entspreche in etwa dem gesamten Wasser, das die OVAG gegenwärtig aus all ihren Fernwasserwerken jährlich nach Rhein-Main verkaufe.

Freude bei der SGV

Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg, die sich seit über drei Jahrzehnten für eine Verringerung des Wasserexports in das Rhein-Main-Gebiet stark macht, freut sich über diesen ersten Schritt. Das mache deutlich, dass die Verantwortlichen mittlerweile etwas verstanden hätten, nämlich, dass es in Zeiten des Klimawandels ein ‚weiter so‘ nicht geben könne.

„Immerhin werden durch die Eigenförderung mit dem Brunnen Hattersheim auch die klimagestressten Fernwasserbrunnen im Vogelsberg und im Burgwald erheblich entlastet“, so die SGV. So fördere zum Beispiel die OVAG im Wasserwerk Schotten-Rainrod 3,5 Millionen m³ für den Ballungsraum, während aus dem Wohratal in einem Jahr zwei Millionen m³ nach Rhein-Main fließen.

Betrachte man sich den ‚Regionalen Wasserbedarfsnachweis 2011‘ des Ballungsraums allerdings genauer, wird laut der Schutzgemeinschaft schnell klar, dass Frankfurt noch viel größere Reserven in seinen Wasserwerken aktivieren könnte. So könnten der Schutzgemeinschaft zufolge an der Staustufe Griesheim vier Millionen  m³, im Wasserwerk Oberforst-haus 1,4 Millionen m³ und im Werk Praunheim II 8,3 Millionen m³ gewonnen werden. „Inwiefern auch andere Wasserwerke wie Hattersheim II oder Praunheim III, deren mögliche Fördermengen insgesamt bei rund zehn bis 15 Millionen m³ liegen, wieder in Betrieb gehen könnten, ist zu prüfen“, erklärt die Schutzgemeinschaft.

Interessant seien in diesem Zusammenhang auch die Planungen des Wasserverbandes Kinzig, der ebenfalls zur Eigenversorgung von Frankfurt zählt. Dieser wolle in rund vier Jahren zusätzlich einige Millionen Jahres-m³ direkt aus dem Kinzigstausee gewinnen, ohne dabei das Grundwasser zu belasten, heißt es weiter.

Stadteigenes Gewinnen von Trinkwasser

Bei all diesen Wasserwerken gehe es um das stadteigene Gewinnen von Trinkwasser. Rechne man noch die Aktivierungspotentiale von kleinen Stadtteil-Wasserwerken wie Bergen-Enkheim und die Versorgungspotentiale mit Nicht-Trinkwasser dazu, könnte Frankfurt seine aktuelle Eigenversorgung stufenweise um etwa 20 bis 25 Millionen m³ pro Jahr aufstocken.

„In Zeiten unsicherer Grundwasserneubildung wäre dies ein wichtiger Beitrag zur Absicherung der Frankfurter Daseinsvorsorge, die der Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) in Verbindung mit dem Naturschutz der Fernwassergewinnungsgebiete überaus wichtig ist. In jedem Fall aber ist das Reaktivieren der Sauganlage Hattersheim ein Meilenstein auf dem Weg in eine zukunftsfähige Wasserwirtschaft“, erklärt die SGV.

Jetzt sei die künftige Frankfurter Stadtregierung gefordert, konsequent ein Versorgungskonzept – umzusetzen, mit dem laut SGV so schnell wie möglich alle Potentiale einer Eigenversorgung ausgeschöpft werden. Die wesentlichen, konkreten Maßnahmen dafür habe die SGV der Politik in den letzten beiden Jahrzehnten wiederholt angetragen und in ihrer Dokumentation im Januar 2020 nochmals ausführlich begründet. Der neue Magistrat und das frisch gewählte Stadtparlament hätten jedenfalls die Chance, Frankfurt in Sachen „Klimaanpassung seiner Wasserwirtschaft „zu einer internationalen Vorzeigestadt zu machen. Die SGV trägt nach wie vor gerne ihren Teil dazu bei und bietet ihre Zusammenarbeit an. Näheres dazu findet sich unter www.sgv-ev.de.

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