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Schmuck und Handwerkskunst aus Mexiko schaffen Sicherheit und PerspektivenFreude geben – hier wie da!

ALSFELD (ol). „Pakilia“ – in Nahuatl, der Sprache der Azteken, heißt das „Freude geben“. Hinter einem Unternehmen gleichen Namens steckt ein junges Team aus Frauen, die sich dem fairen Handel mit Kunsthandwerkern aus Mexiko verschrieben haben. Entstanden aus einem Studentenprojekt, ist „Pakilia“ inzwischen Lieferant von fairen Läden und somit auch mit einem außergewöhnlichen Schmucksortiment im Alsfelder Weltladen vertreten. Vor wenigen Tagen nahm Melly Baumann vom Deutschland-Team der in Mexiko und Deutschland gleichermaßen agierenden Organisation interessierte Menschen in den neuen Räumen des Alsfelder Weltladens mit auf eine Reise in das Herkunftslandes ihres Silberschmucks.

„Zu den Standbeinen unseres Vereins gehören Verkauf und Bildungsarbeit“, stellte Sabine Kehm vom Einkaufsteam des Weltladens zur Begrüßung das Selbstverständnis des Weltladens dar. Weiter heißt es in der Pressemitteilung, die sei begeistert von den Produkten, die Pakilia stets aus Mexiko mitbringe, genauso wie von dem engagierten Einsatz der jungen Frauen, die den Menschen in Mexiko wirtschaftliche Sicherheit und Perspektive bieten, wie Baumann später noch ausführen würde. „Wenn man Bildungsarbeit dann mit so schönen Produkten verbinden kann, wie wir es heute tun, dann macht das natürlich besondere Freude“, so Kehm, die auf gut besetzte Stuhlreihen blickte.

Zu Beginn ihrer Präsentation stellte die Referentin das Land dar: Ein Land mit einer langen Geschichte und einer vielfältigen Kultur. Reizvolle, abwechslungsreiche Landschaften – von Stränden über verschneite Berge bis hin zu Wüsten – bietet es. „Das Land, die Kultur und seine Menschen sind eine Reise wert“, lud Baumann ein, Mexiko zu entdecken.

Sabine Kehm vom Einkaufsteam des Alsfelder Weltladen freute sich sehr über ein volles Haus und eine begeisterte Referentin. Alle Fotos: Traudi Schlitt

Doch Mexiko sei auch das Land der gesellschaftlichen und sozialen Gegensätze, so Baumann: Großer Reichtum stünde krasser Armut gegenüber – wie sehr die Bevölkerung gespalten ist, zeigte eine eindrucksvolle Luftaufnahme, die schöne, helle Häuser direkt neben einem grauen heruntergekommenen Viertel zeigte – getrennt durch eine Mauer, sodass die einen nichts mit den anderen zu tun haben, höchstens als Arbeitgeber und Dienstboten.

Erste Silbermine wurde im 16. Jahrhundert entdeckt

Die Lieferanten von Pakilia haben ihre kleinen Silberschmieden in den schlechteren Gegenden der alten Silberstadt Taxco gefunden. Bekannt als „Silberstadt“ – die erste Silbermine wurde hier bereits im 16. Jahrhundert entdeckt -, ist die Stadt zwar Anziehungspunkt für Touristen und Schmuckfreunde, berichtete Baumann, allerdings hätten gerade die kleinen Kunsthandwerker aufgrund einer gestiegenen industriellen Fertigung erhebliche Einbußen zu verzeichnen.

Nur einmal pro Woche hätten sie auf dem Silbermarkt die Chance ihre Produkte zu verkaufen. Ihren Kunden sowie möglichen Wiederverkäufern seien sie hilflos ausgeliefert, wenn diese die Preise drücken wollten.

Melly Baumann von Pakilia gewährte Einblicke in das Leben der mexikanischen Kunsthandwerker.

Zum einen liege dies natürlich an ihrer schwachen Marktposition, zum anderen auch an dem mangelnden Wissen um wirtschaftliche Kalkulation. Für inzwischen 18 Kleinbetriebe, in der Regel mit zwei Personen und familiär betrieben, setzen sich seit sieben Jahren die Frauen von Pakilia ein. Noch als Studentinnen gründeten Julia Maier und Miriam Müller das Unternehmen, um genau diesen Menschen zu einer sicheren und fairen Abnahme ihrer Produktion zu helfen. Inzwischen sind sie mit einem Team dauerhaft in Mexiko vertreten. Sie kennen ihre Lieferanten, ihre oft bewegenden Geschichten und pflegen persönliche, freundschaftliche Beziehungen mit ihnen.

Mehr Selbstbewusstsein im sozialen Umfeld, aber auch im Geschäftlichen

Sie unterstützen diese durch faire Preise und die Vorfinanzierung der Lieferung, Weitergabe von wirtschaftlichem Knowhow und gemeinsame Produktweiterentwicklung für den europäischen Markt. Baumann zeigte Bilder von den Betrieben, von dem oft sehr einfachen Arbeitswerkzeug, das eine hohe Handwerkskunst voraussetzt, und von den unterschiedlichen Modellen, die in den einzelnen Werkstätten gefertigt werden. Für jedes Schmuckstück, das man später in Europa kauft, bekommt man den Namen und ein Bild des Kunstschmieds dazu, man kann Einzelteile und Produktvariationen nachbestellen – der Kontakt zu den Herstellern und den Kunden ist unkompliziert und direkt.

„Das Schönste an alldem ist“, so Melly Baumann in ihrer Präsentation, „dass wir unseren Lieferanten zu einem guten Auskommen verhelfen und zu mehr Selbstbewusstsein im sozialen Umfeld, aber auch im Geschäftlichen.“ Mit Luz Amalia beispielsweise hat es eine Frau geschafft, aus den immer noch sehr patriarchalischen Strukturen des Landes auszubrechen.

In einem unterhaltsamen und sehr informativen Vortrag stelle Melly Baumann die Arbeit von Pakilia vor.

Mit ihrer kleinen Goldschmiede, in der sie einen Mitarbeiter beschäftigt, kann sie nun nicht nur ihre eigene, sondern auch die Familie von Pancho ernähren und auch ihren Sohn zur Universität schicken, berichtet die Frau, der die Familie bis vor wenigen Jahren noch untersagt hatte, zu arbeiten. Auch gegenüber anderen Lieferanten, die unfaire Praktiken anwenden, können sich die Pakilia-Anbieter nun behaupten. Die Produktreihe von Pakilia wächst und wächst.

Von filigranen puren Stücken über breite, robuste Werke führt der Weg inzwischen auch zu einer Malerin, die die bunte Totenkultur des Landes aufgreift. All das gibt es nun auch in Alsfeld. Das Team des Alsfelder Weltladen freut sich, das Engagement von Pakilia zu unterstützen – und die danken es dem Verein, indem sie mexikanische Handwerkskunst nach Alsfeld liefern.

Viele Zuhörerinnen hatten sich von Melly Baumann für den fair gehandelten Schmuck aus Mexiko begeistern lassen.

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