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KKA-Vortragsabend: Krampfadern – was kann ich tun?Gefäßspezialistin informiert zu Therapieansätzen bei Krampfaderleiden

ALSFELD (ol). Meist bekommen wir es nicht wirklich mit, doch für den Körper ist es Schwerstarbeit. Im besten Falle eine unbemerkte: Das Blut aus den Füßen wieder zurück in Richtung Herz gegen die Schwerkraft zu transportieren. Das macht Salima Nabitaka, Oberärztin der Gefäßchirurgie am Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld (KKA), gleich zu Beginn des Vortragsabends zum Thema „Krampfadern“ in der Cafeteria deutlich.

Krampfadern und die Therapie bei Beschwerden stehen an diesem Abend im Mittelpunkt. Denn immer wieder sorgen die Krampfadern, medizinisch korrekt „Varikosen“ genannt, für Beschwerden. Die Gefäßkrankheit, die in den oberflächlichen Beinvenen auftritt, zeichnet sich durch unregelmäßig geschlängelte und dauerhaft erweiterte Venen aus, heißt es in der Pressemitteilung des KKA.

Von den drei Venensystemen im Bein, den tiefer liegenden Beinvenen, den Stamm- oder Oberflächenvenen und den Verbindungsvenen zwischen Oberflächenvenen und Tiefenvenen, sind in der Regel die beiden letztgenannten betroffen, weiß die Expertin. „Entgegen der Schwerkraft wird in den Beinvenen das Blut vom Fuß nach oben in Richtung Herz gepumpt. Dabei helfen die Venenklappen und die sogenannte Waden-Muskel-Pumpe“, sagt Nabitaka.

Schließen die Venenklappen nicht mehr richtig, strömt ein Teil des Blutes in der Richtung fußwärts zurück, es kommt zu Stauungen in den Venen und die Venen erweitern sich zunehmend. Eine bekannte Folge sind die immer wieder an den Beinen sichtbaren verschlungenen dunklen Venen – Krampfadern oder Varikosen. „Risikofaktoren sind beispielsweise eine vererbte Bindegewebsschwäche, zunehmendes Alter, stehende Tätigkeiten, Schwangerschaft oder Übergewicht“, führt sie weiter aus.

In verschiedenen Stadien können schließlich – neben Problemen kosmetischer Natur – Spannungsgefühle, schwere Beine, Schwellungsneigung, Schmerzen beim langen Stehen, abendliche Ödeme oder Juckreiz entstehen. Meist liegt dann eine sogenannte primäre Form des Krampfaderleidens vor. „Eine sekundäre Varikose entsteht beispielsweise durch eine Thrombose in einer tieferliegenden Beinvene. Das Blut sucht sich einen anderen Weg, überlastet dabei aber die oberflächlichen Venen“, führt Nabitaka aus. Schreitet die Krampfaderbildung fort, können weiter Entzündungen, Hautveränderungen, Thrombosen oder offene Beine auftreten.

Um die Beschwerden zu lindern oder die negativen Auswirkungen zu behandeln, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. „Mehr Bewegung, ein angepasster gesünderer Lebensstil, gezieltes Training und das Tragen von speziellen Kompressionsstrümpfen oder das Bein wickeln, können die Venen bei ihrer Arbeit unterstützen“, sagt die Medizinerin.

Venenstripping-Verfahren

Allerdings gibt es Krankheitsbilder, bei denen diese Maßnahmen nicht hilfreich sind und die operative Therapieplanung angepasst werden muss, heißt es weiter. Das sogenannte Venenstripping-Verfahren, bei dem die betroffenen Venen entfernt werden, und minimale invasive Behandlungsverfahren zum Beispiel die Radiofrequenzablation, bei der gezielt die geschädigten Teile der Beinvene mittels Hitze verödet werden, führt Nabitaka aus.

Sind es beim Stripping jeweils ein Schnitt in der Leistengegend und am Knöchel, reicht bei der Radiofrequenzablation eine Venenpunktion am Unterschenkel oder Knöchel. „In einer ambulanten OP wird dann ultraschallüberwacht ein kleiner Katheter, der mit Hochfrequenzenergie betrieben wird, in der Beinvene vorgeschoben und Hitze wird an die Venenwand abgegeben, die Venenwand schrumpft und die Vene wird dicht verschlossen“, beschreibt Nabitaka das seit zwei Jahren am Kreiskrankenhaus Alsfeld eingesetzte Verfahren.

Anders als beim Stripping wird sehr gewebeschonend verfahren, da die Vene an ihrer Stelle bleibt und dort behandelt wird. Der ambulante Behandlungsaufenthalt im Krankenhaus ist mit schonender Betäubung oft viel kürzer und komplikationsärmer. Die Wundheilungsstörungen sind ausgesprochen unwahrscheinlich. Arbeitsfähigkeit besteht in der Regel innerhalb weniger Tage nach Radiofrequenzablation.

Nach dem Verschluss der kranken Vene bei der Radiofrequenzablation oder nach dem Ziehen der kranken Vene aus dem Bein beim Venenstripping findet das Blut selbst den Weg in die gesunden Venen. „Nach der ambulanten OP stehen dann am folgenden Tag, nach sechs Monaten sowie nach einem Jahr Ultraschall-Nachsorgeuntersuchungen an“, sagt Nabitaka.

Abschließend weist die Medizinerin darauf hin, dass man mit gezielter Prophylaxe viele Komplikationen umgehen kann. Sollten doch Beschwerden auftreten, soll lieber früher als zu spät Rat und Hilfe gesucht werden. „Am Kreiskrankenhaus Alsfeld ist das beispielsweise in der Gefäßsprechstunde möglich, in der immer dienstags und donnerstags Hals-, Bauch-, Becken- und Beingefäße untersucht und gezielte Therapie besprochen werden können“.

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