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Vogelsbergkreis schafft bereits die nächste Generation digitaler Tafeln anIn Sachen Digitalisierung ganz weit vorn

VOGELSBERG (ol). Was da alles machbar ist – Landrat Manfred Görig und der Leiter des Amtes für schulische Bildung und Betreuung, Berthold Habermehl staunten nicht schlecht als sie sich im Unterricht von Andrea Noeske in der Schule an der Wascherde über die technischen Möglichkeiten der neu angeschafften Tafel-Displays informierten.

Nicht nur die alte Kreidetafel hat im Vogelsberg ausgedient, mittlerweile wird sogar schon die erste Generation von Activboards ausgetauscht und durch ultra-moderne Displays ersetzt, heißt es in einer Pressemitteilung des Kreises. In einem ersten Schritt werden 125 dieser interaktiven Displays angeschafft, die an möglichst vielen Schulen im Kreis installiert werden sollen.

Kostenpunkt: 900.000 Euro. Sukzessive werden dann auch die weiteren ausgedienten Boards erneuert, „insgesamt haben wir für die Beschaffung von Anzeige- und Interaktionsgeräten ein Fördervolumen von 3,2 Millionen Euro eingeplant“, erklärt Landrat Manfred Görig, der sich in der Schule an der Wascherde informiert, was die neue Generation dieser Geräte zu leisten vermag.

Die Boards der ersten Generation seien in die Jahre gekommen, schließlich habe der Vogelsbergkreis schon im Jahr 2006 das digitale Zeitalter im Klassenraum eingeläutet und die grünen Wandtafeln durch die elektronische Variante ersetzt. „Jetzt ist es an der Zeit, den Altbestand auszutauschen, denn es gibt keine Updates mehr, keine Ersatzteile und keine Platinen“, schildert Berthold Habermehl, der Leiter des Amtes für schulische Bildung und Betreuung den Hintergrund.

Von daher wurden nun im Rahmen des Bund-Länder-Programms „DigitalPakt Schule“ die ersten 125 Geräte der neuen Generation angeschafft, die laut Andrea Noeske, Lehrerin an der Schule an der Wascherde, „ungeahnte Möglichkeiten“ bieten und sehr leicht zu bedienen seien.

Noch Einfacher

Mit den White Boards der ersten Generation seien sie nicht mehr zu vergleichen. Auf denen mussten die Tafelbilder zum Beispiel noch mit Hilfe von Beamern präsentiert werden. Jetzt könne man sich direkt auf den Monitor einwählen – vom PC aus, vom iPad oder auch vom Handy. „Heftführung oder Tafelbild – die lassen sich auf dem iPad schreiben und direkt auf dem Board anzeigen“, stellt Andrea Noeske heraus. „Einwählen kann man sich überall, das erleichtert vor allem auch das Homeschooling.“

„Wir sind auf einem guten Weg, das gefällt mir richtig gut“, kommentiert Landrat Manfred Görig die Anschaffung. Gleichzeitig fordert er, die Lernmittelfreiheit auf die digitale Zeit auszuweiten. „Es kann doch nicht sein, dass wir in Sachen Digitalisierung so weit vorn sind, die Kinder aber immer noch die Bücher im Ranzen haben und für den Unterricht einzelne Seiten abfotografieren, um sie auf das Board aufspielen zu können.“ Görig hofft auf einen Vorstoß des Landes. „Es muss doch möglich sein, dass wir uns mit den Schulbuchverlagen verständigen, wir zahlen die Lizenzen und sparen uns die Schulbücher. Das ist doch der eigentliche Sinn der Sache.“

7 Gedanken zu “In Sachen Digitalisierung ganz weit vorn

  1. Nur damit der Jubel und das Eigenlob aus der Provinz den landesweiten Blick auf die Digitalisierung unserer Schulen nicht vernebelt:
    Gerade berichtete die Hessenschau über einen landesweit eher beklagenswerten Ausrüstungsstandard des hessischen Schulwesens: https://www.hessenschau.de/tv-sendung/wie-laeuft-die-digitalisierung-an-hessens-schulen-,video-168082.html
    In dem Filmbeitrag sieht man nicht nur jede Menge grüne Tafeln, sondern erfährt zugleich, dass es an allen Ecken und Enden der digitalen Schulausstattung klemmt, angefangen vom fehlenden W-Lan in den Klassenräumen über die nicht vorhandene Standardisierung der Hardware bis hin zu einer überall verfügbaren und durchgängig einsatzfähigen Software sowie ausreichenden Personals für die Wartung. Zentrale Aussage des Kommentars: „Die Zufriedenheit der Landesregierung wird an vielen hessischen Schulen belächelt.“
    Nur im Vogelsbergkreis lächelt man offensichtlich im satten Bewusstsein des digitalen Fortschritts.

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    1. Wenig bewirkt der Rückenwind
      Wenn es nur Flatulenzen sind
      (Chin. Glückskeks-Botschaft)

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  2. “ … ungeahnte Möglichkeiten bieten und sehr leicht zu bedienen seien.“ :-))))
    Mal ehrlich: Manche altbackenen Lehrer waren während dem gesamten Homeschooling bis heute noch nicht Mal in der Lage sich für 19,90 Euro (Steuerlich absetzbar) eine einfache Webcam bei A….n zu bestellen, damit vernünftiger OnIine-Unterricht gemacht werden könnte bzw. konnte. Die hatten mutmaßlich Angst die Elternteile könnten sehen, wie „toll“ sie ihren Unterricht gestalten.
    Schult erstmal verpflichtend diese Digitalitätsverweigerer unter den Lehrern in Sachen Technik! Dann können wir uns vielleicht Mal über IPads im Wert von 359,00 Euro (9. Generation) pro Schüler/in unterhalten.
    Auch die Finanzierung dessen ist nachwievor ungeklärt.
    Ich kann meinem Sohn das iPad finanzieren, eine alleinerziehende Mutter oder auch eine Flüchtlingsmutter kann es eben nicht.

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  3. Schön schön,
    Dafür sind die Toiletten für die Schüler noch von vor 50 Jahren und in sachen
    Homeschooling sind wir auch nicht wirklich weiter…

    Setzen 6

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  4. Es kann doch nicht sein, dass… Doch, doch. Denn es muss auf die Interessen der altbackenen Schulbuchverlage Rücksicht genommen werden, die seit Erfindung der Kultusministerien dafür gesorgt haben, dass die Schüler*innen mit nach Fächern, Schulformen, Jahrgängen und bildungspolitischen Parteipräferenzen gefiltertem Häppchenwissen versorgt wurden, das sich zudem mühelos überwachen und genehmigen ließ. Wie wäre es, auch diesen alten Zopf abzuschneiden und nur noch Themen vorzugeben, zu denen dann einzelne Überflieger, Expertengruppen usw. im eigenen Studio ihre selbst produzierten Lehrfilme oder ganze Unterrichtseinheiten erarbeiten und auf dem „Markt“ anbieten könnten wie heute schon die Nachhilfe-Videos bei youtube? Dafür bekommt jeder Schüler dann eine Art staatlich gesponserte Kreditkarte, um die Abrufe des Lehrstoffs vergüten zu können. Und die Lehrstoff-Influenzer müssen sich einem Wettbewerb stellen um die beste didaktischen Qualität.

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    1. Ist Schule als Herdenbetrieb mit Rudellernen, Hausmeister, Lehrerzimmer, Pausengong und Pausenbrot – so wie die meisten von uns sie kennen – heute überhaupt noch zeitgemäß? Im Grunde hat man doch schon mit Eintritt des Corona-Chaos und dessen Schönfärberei durch einen Kultusminister, der aus der Augsburger Puppenkiste entlaufen zu sein scheint, zugegeben, dass die über Jahrhunderte zementierten Strukturen der Jahrgangsklassen und diese auf Selektion nach Noten basierende Chancenzuweisung weitgehend wertlos sind. Plötzlich war der ach so wichtige Schulbetrieb weg (Homeschooling), und Politik bzw. Bildungsbürokratie taten so, als sei dieses das Normalste von der Welt. Macht doch einfach in den leer stehenden Ladenlokalen der Innenstädte Selbstlernzentren auf und lasst sich jeden in seinem individuellen Tempo auf eine Lernstandsprüfung mit entsprechenden Zertifikaten vorbereiten. Studium dann als digitalisiertes Fernstudium für jeden, der dazu Lust hat. Und wer sich parallel dazu in einem handwerklichen Beruf ausbilden lässt, bekommt Extra-Punkte. Da hätten wir bald viele Fachkräfte, viel Expertenwissen und wenig akademischen Dünkel.

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