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Regierungspräsident zu Besuch bei der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Vogelsberg BurgwaldGemeinsam Holz vermarkten: Ein vorbildliches Vorzeigeprojekt

MÜCKE (ol). Unterwegs in der Sommerzeit: Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich informierte sich kürzlich in Nieder-Ohmen über die Forstwirtschaftliche Vereinigung Vogelsberg Burgwald.

Hessen ist neben Rheinland-Pfalz das waldreichste Bundesland: Fast die Hälfte (42,3 Prozent) der Fläche ist mit Wald bedeckt. Genutzt werden Wälder nicht nur zum Wandern oder Radfahren, sondern auch als Wirtschaftsfaktor. Bislang hatten Kommunen ihre Wälder über Hessen Forst bewirtschaften lassen. Aus kartellrechtlichen Gründen ist das jedoch verboten worden, heißt es in der Pressemitteilung des Regierungspräsidiums. Die Vorgaben des Bundeskartellamts seien ein Kahlschlag mit Folgen für die Kommunen, die sie vor große Herausforderungen stellen.

Was also tun? Eine Antwort darauf liefern mehrere Kommunen aus zwei Landkreisen. Sie haben sich zusammengetan, um Baumstämme gemeinschaftlich zu vermarkten. Im Rahmen seiner Sommer-Besuchsreihe informiert sich Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich vor Ort in Nieder-Ohmen bei der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Vogelsberg Burgwald (FWV VB) GmbH. Das Regierungspräsidium Gießen hatte die GmbH genehmigt.

Begrüßt wird er gleich von fünf Bürgermeistern sowie dem neuen GmbH-Geschäftsführer Henning Boßmann plus Dackeldame Annie. Der Regierungspräsident bereist regelmäßig den RP-Bezirk mit seinen fünf Landkreisen zwischen Limburg und Schlitz, Münchhausen und Hungen.

„Über eine interkommunale Zusammenarbeit an dieser Stelle aktiv zu werden, das ist eine Variante, die nicht nur sehr gut ist, sondern als Vorzeigeprojekt auch vorbildlich“, betont Regierungspräsident Ullrich bei seinem Besuch, der wetterbedingt nicht im Forst, sondern dem Dorfgemeinschaftshaus im Mücker Ortsteil Nieder-Ohmen stattfindet. Bislang gebe es im gesamten RP-Bezirk lediglich einen weiteren Zusammenschluss dieser Art unter den 101 Städten und Gemeinden. „Kommunen, die sich zusammenschließen, können dadurch eine Kompetenz erwerben, wie es alleine niemals möglich wäre.“ Begleitet wird er von Hendrik Hochhaus, RP-Mitarbeiter im Dezernat für Forsten und Naturschutz, sowie von Dezernatsleiter Reiner Diemel.

Einer der größten Zusammenschlüsse

Nach dem Aus der Vermarktung durch Hessen Forst seit Jahresbeginn musste eine Lösung her. Für die Region Vogelsberg-Burgwald ist sie gefunden. Mit der Möglichkeit der potenziellen Holzvermarktung auf einer Waldfläche von fast 29.000 Hektar ist dieser Zusammenschluss einer der größten, von dem es im RP-Bezirk derzeit auch nur einen weiteren gibt. „Ich freue mich, dass wir mit der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Vogelsberg Burgwald nun am Start sind“, sagt der Mücker Bürgermeister Andreas Sommer. Der aktuelle Holzboom sei keineswegs absehbar gewesen. „Zeitweise haben wir in der Vermarktung sogar draufgelegt.“

Der Bürgermeister von Herbstein, Bernhard Ziegler, ist selbst Waldbesitzer und hat sich bereit erklärt, die GmbH als Geschäftsführer federführend bei ihren ersten Schritten zu begleiten. Was am Anfang wenig aufwendig dargestellt worden sei, „hat am Ende doch sehr viel Zeit beansprucht“, wie er berichtet. Er habe diese Aufgabe aber gerne und mit Herzblut übernommen. Alle Hindernisse seien beiseite geräumt. „Dieser Schritt war der richtige“, zeigt sich Peter Funk, Bürgermeister von Münchhausen, von dem Projekt überzeugt.

„Der Prozess ist nun eingeleitet“, ergänzt Bürgermeister Thomas Groll (Neustadt), „und wir sind jetzt alle gespannt, wie wir aus dem Startblock rauskommen.“ Ende Dezember ist die Vereinigung in Lauterbach gegründet worden. Gründungsmitglieder waren die Forstbetriebsgemeinschaften Grebenhain, Marburg-Kirchhain, Westlicher Vogelsberg und Wetter. Bislang seien in der GmbH nur Städte und Gemeinden mit einer Gesamtwaldfläche von circa 7.500 Hektar organisiert, wie Edwin Schneider, Bürgermeister in Ulrichstein, feststellt. „Für die Kommunen ist nun alles in trockenen Tüchern.“ Deshalb würde er es besonders begrüßen, wenn auch der kleine Privatwaldkunde noch Anschluss finden würde.

Neuer Geschäftsführer Henning Boßmann startet

Der Steuermann in der GmbH hat nun auch das Ruder übernommen. Henning Boßmann heißt der neue Geschäftsführer, ist Förster mit abgeschlossenem Master-Studiengang und gebürtiger Niedersachse aus Wolfenbüttel. Zusammen mit dem Rauhaardackel Annie hat er bereits seinen Lebensmittelpunkt in den Vogelsbergkreis verlegt und freut sich auf seine Tätigkeit und die räumliche Nähe zu seiner Lebensgefährtin, die ebenfalls in der Region lebt.

Die Distanzen zwischen den unterschiedlichen Wäldern werden eine der Herausforderungen sein. „Wir werden natürlich Erfahrung sammeln müssen, wenn es etwa um gemeinsame Treffen geht“, hatte Bürgermeister Sommer eingangs gesagt. Von einem Ende des Waldgebiets zum anderen sind es rund eineinhalb Autostunden. Henning Boßmann hat dafür schon eine Strategie. Massensortimente wie Fichten werden über eine spezielle Software vom Büro aus vermarktet. Zu den wertvolleren Laubhölzern fährt er selbst raus.

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