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Lokal wird mit Reservierungsanfragen überhäuftAlsfelder Kartoffelsack schließt am 31. Januar

ALSFELD (ls/jal). Alsfeld verliert sein kulinarisches Aushängeschild: Das Restaurant Kartoffelsack schließt. Am 31. Januar ist der letzte Tag der Kultgaststätte. Das Personal kann sich vor Anfragen kaum retten – weil etliche Fans noch einmal in dem beliebten Lokal essen möchten, bevor es zu spät ist.

In Lokal direkt neben dem historischen Rathaus stehen deswegen an diesem Donnerstagabend das Telefon nicht mehr still. „Zum 31. schließen wir den Kartoffelsack“, erklärt Wirtin Martina Becker auf Reservierungs-Anfragen. „Unsere Mitarbeiter haben alle bereits neue Jobs gefunden und manche davon beginnen bereits ab dem 1. Februar“. Die Website des Restaurants ist bereits nicht mehr erreichbar.

Dass die Wirtin, die zusammen mit ihrem Mann das Lokal hinter dem historischen Rathaus betreibt, nach mehr als 20 Jahren aufhören würde, war schon im Oktober bekannt geworden. Doch damals hieß es noch, das Restaurant rund um die Kartoffel würde den Februar über weiter geöffnet haben. Das jetzige Ende war also vorauszusehen – und kommt dennoch überraschend. Über die Gründe, warum der Vertrag für das Lokal nicht verlängert wird, wollte sich das Ehepaar im Herbst nicht äußern. Daran hat sich nichts geändert.

Das Haus, in dem der Kartoffelsack untergebracht ist, gehört Herbod Gans. OL sendete dem Homberger Architekten diese Woche eine Mail mit Fragen zu, weil Gans die ehemalige Disco „Zabou“ in Alsfeld gekauft hat. In der Anfrage ging es auch um die Frage, wie es mit dem Kartoffelsack weitergehen soll, was die Suche nach einem Nachfolger macht. Doch die Mail blieb unbeantwortet.

Paule: Restaurant ist wichtiger Bestandteil der Stadt

Einen nahtlosen Übergang wird es offenbar nicht geben. Doch Bürgermeister Stephan Paule zufolge gibt es durchaus Leute, die sich für das Restaurant interessieren. „Die Stadt hofft darauf, dass der Eigentümer mit einem der Interessenten ‚handelseinig‘ wird. Über die Wirtschaftsförderung haben wir Unterstützung angeboten und auch Kontakte zu möglichen Interessenten hergestellt“, sagte der CDU-Politiker Oberhessen-live.

Dabei betonte Paule die Bedeutung, die das Lokal für Alsfeld bislang hatte – und die Bemühung der Verwaltung, den Schaden abzufedern: „Der Kartoffelsack ist aufgrund seines Standorts im Herzen der Stadt und aufgrund seiner Kapazität, so dass auch größere Besuchergruppen dort essen gehen können, ein wichtiger Bestandteil der Stadt. Ein langer Leerstand wäre schlecht für Alsfeld, daher habe ich allen Beteiligten jede Unterstützung der Stadt angeboten die möglich ist, inklusive der zurzeit möglichen Förderprogramme wie ‚Lokale Ökonomie’“. Dabei handelt es sich um ein EU-Programm zur Förderung des „Unternehmergeistes im städtischen Umfeld“.

Der Kartoffelsack war über die Grenzen der Stadt hinaus für seine gutbürgerliche, deutsche Küche bekannt. Ab dem 31. Januar ist damit definitiv erst einmal Schluss.

5 Gedanken zu “Alsfelder Kartoffelsack schließt am 31. Januar

  1. So, so, im Kartoffelsack geht demnächst das Licht aus. Man muss den Eindruck gewinnen, die bisherigen Pächter hätten gern weiter gemacht, konnten sich aber mit dem Immobilien-Hoarder Gans nicht einigen. Aber jeder tut geheimnisvoll und rückt mit den Tatsachen nicht heraus. Da kommt der Verdacht auf, dass es wieder mal die Gier der Verpächter ist, die erfolgreiche Gastronomie-Konzepte zum Scheitern bringt. Ich habe das sehr persönlich mit erlebt, als d-i-e Pizzeria in der Hersfelder Straße vor Jahren schließen musste, weil der Verpächter sich mehr und mehr an dem wirtschaftlichen Erfolg des hervorragend laufenden Restaurants beteiligen wollte und die Pacht exorbitant erhöhte. Mit dem Pächter, der über den konfliktreichen Auseinandersetungen einen Herzinfarkt erlitt und später am Bahnhof (neben Herkules) – heißt wohl heute noch „Milano“ – dann neu eröffnen und seine hervorragende Arbeit weiterführen konnte, habe ich mich damals lange unterhalten. Wer sein Metier beherrscht und sein Lokal in Schwung bringt, muss leider damit rechnen, dass die Immobilienbesitzer versuchen, den Gewinn abzuschöpfen. Ich vermute auch, dass ein Teil der Leerstandsproblematik in der Stadt seinen Grund in zu hohen Pachtforderungen der Ladenvermieter hat. Die Restaurantbranche leidet zusätzlich darunter, dass die Leute ihr Konsumverhalten geändert haben (kleine Portionen, und die schnell und billig) und fast jeder Supermarkt inzwischen einen Imbiss eröffnet hat. Meckes und Co., die man in den Innenstädten aber nicht haben will, brummen ja nach wie vor. Und der Trend geht zum Foodtruck, während die Sterne-Restaurants eins nach dem anderen pleite gehen.

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