Wirtschaft3

Firma mit Werk in Alsfeld in Schwierigkeiten - Mitarbeiter sollen wohl auf Geld verzichtenWellemöbel: Insolvenzverwalter skeptisch, ob Rettung klappt

ALSFELD (jal). Die Firma Wellemöbel mit einem Werk in Alsfeld hat Insolvenz angemeldet, es ist bereits die dritte für das Unternehmen. Der Anwalt, der sich um das Sanierungsverfahren kümmert, ist skeptisch, ob eine erneute Rettung gelingt. 

Die Chancen darauf habe Frank Kebekus, der vorläufige Insolvenzverwalter, als „sehr schwierig“ beschrieben, berichtet die Neue Westfälische. Wellemöbel hat seinen Stammsitz in Bad Lippspringe bei Paderborn, insgesamt arbeiten 530 Mitarbeiter bei dem Unternehmen, in Alsfeld war zuletzt von 65 Arbeitsplätzen die Rede. Weil sie seit September keinen vollen Lohn mehr erhalten haben, sind bereits einige Mitarbeiter vor Gericht gezogen.

Die Frage nach dem ausstehenden Lohn könnte die entscheidende für die Zukunft des Unternehmens werden. Wie Radio Hochstift berichtet, sollen die Mitarbeiter in Bad Lippspringe vor die Wahl gestellt worden sein: Entweder sie verzichten auf das Geld – oder es ist Schluss. Bei einer Betriebsversammlung der Welle-Tochterfirma Howelpa mit Sitz in Paderborn-Mönkeloh soll es geheißen haben, wenn nicht mindestens 80 Prozent der Beschäftigten auf den ausstehenden Lohn von drei Monaten verzichten würden, werde das Werk im Januar bereits geschlossen. Ein Mitarbeiter habe daraufhin von einem „erneuten Tiefschlag“ gesprochen.

Der Düsseldorfer Anwalt Kebekus war bereits schon einmal in die Rettung des Unternehmens Wellemöbel involviert. Das erste Verfahren fand 2002 und 2003 statt und hatte eine Ausgliederung der Produktion zufolge. Das zweite Verfahren gab es 2014 und 2015, in diesem Zuge wurden Arbeitsplätze gestrichen und die Arbeitszeiten verlängert. Seit dem Beginn der neuen Schwierigkeiten hatte die Firmenleitung von dem Plan gesprochen, ein riesiges Grundstück zu verkaufen und sich dadurch zu sanieren.

Kebekus, so heißt es in dem Bericht, wolle sich zunächst erneut in die Zahlen des Unternehmens einarbeiten. Die Auftragslage, soviel sagte er schon jetzt, beurteilte er als „auch schwierig“. Weil kein Geld da sei, könne auch kein Material gekauft werden, um weiter zu produzieren. Aus dem Alsfelder Werk hieß es zuletzt, dass es zum Beispiel an Leim fehle. „Wir werden versuchen, eine zügige Entscheidung über eine Reanimation herbeizuführen“, wird Kebekus zitiert.

Feiertage machen schnelle Lösung schwierig

Dieser Freitag war der letzte Arbeitstag in der Firma für dieses Jahr, am 2. Januar enden die Betriebsferien. Zuletzt gab es schon Kurzarbeit. Kebekus ist skeptisch, ob es gelingt, eine Entscheidung im vorläufigen Insolvenzverfahren bis Anfang Januar auf den Tisch zu bekommen. Durch die Feiertage seien viele Ansprechpartner nicht erreichbar.

„Gerade kurz vor Weihnachten ist die unübersichtliche Situation besonders schlimm für die Mitarbeiter, die auf ihr Gehalt warten und die sich über ihre berufliche Zukunft Sorgen machen“, kommentierte Alsfeld Bürgermeister Stephan Paule die Vorgänge gegenüber Oberhessen-live. Seitens der Firmenleitung seien keine Informationen an die Stadt herangetragen worden, wie es weitergehen solle.

Paule weiter: „Der Verlust von zuletzt 65 Arbeitsplätzen wäre für Alsfeld tragisch. Daher hoffe ich, dass das Werk hier erhalten bleibt und die Firma aus der Insolvenz heraus kommt. Sollte das nicht gelingen, werden wir als Stadt aktiv im Rahmen unserer Möglichkeiten mithelfen, dass es in heimischen Unternehmen eine Zukunft für die Mitarbeiter gibt.“ Nachgefragt, wie die Stadt den Mitarbeitern denn konkret helfen könne, sagte Paule: „Wie bei der Brauerei und Toom: Wenn es die Betroffenen wünschen, zum Beispiel mit der Weiterleitung von Bewerbungen in unseren Verteiler heimischer Unternehmen, gegebenenfalls auch Beratungsgespräche.“ Es sei aber natürlich erst einmal zu hoffen, dass diese Hilfe nicht notwenig werde und die Firma weitermachen könne.

Mitarbeiter haben Leistungsverweigerungsrecht

Insolvenzverwalter Kebekus erinnerte gegenüber der Neuen Westfälischen daran, dass es jetzt auch auf die Mitarbeiter ankomme. Diese hätten ein Leistungsverweigerungsrecht in der aktuellen Situation. Er habe jedoch Verständnis dafür, dass der Betriebsrat gerade keine allgemeine Aussage darüber treffen könne, ob die Mitarbeiter bereit seien eine erneute Sanierung mitzumachen oder ob sie lieber gehen würden. Die Arbeitnehmervertreter müssten neu in die Belegschaft „hinein“ hören.

„Die Loyalität von denen, die da geblieben sind, ist unbeschreiblich – aber ohne Geld geht es auch für sie nicht“, hatte ein Mitarbeiter der Firma vor einigen Tagen gegenüber Oberhessen-live gesagt. Auch als die Eröffnung des Insolvenverfahrens bekannt wurde, blieb er optimistisch. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, hatte er da gesagt. Am Freitag vermochte doch auch er nicht genau einzuschätzen, wieviele seiner Kollegen bereit sein würden, bei einer Sanierung weiterzuarbeiten. „Die Ungewissheit bleibt erst einmal“, sagte er.

3 Gedanken zu “Wellemöbel: Insolvenzverwalter skeptisch, ob Rettung klappt

  1. Ich war in die Insolvenz im Jahre 20003 als Berater involviert und habe in Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter Kebekus die Erfahrung gemacht, dass das ganze damals genau so wie heute begann: die Mitarbeiter sollen die Zeche bezahlen (auf Lohn verzichten), damit die fürstliche Vergütung des Insolvenzverwalters nach dem vorläufigen Verfahren Ende Januar gesichert ist. Dieses Spielchen ist das Gleiche wie bei den beiden vorausgegangenen Verfahren. Meine Empfehlung: Ende mit Schrecken, statt Schrecken ohne Ende. Die ausstehenden 3 Monatslöhne werden ja durch das Arbeitsamt übernommen.

  2. Kebekus heißt der Insolvenzverwalter, nicht Kebus- ist derselbe, der schon AirBerlin in der Insolvenz verwaltete. Schlechte Recherche oder nicht zugehört?

    1. Hallo, vielen Dank für den Hinweis – Sie haben natürlich Recht. Wir haben den Fehler korrigiert.

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren