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Alexander-von-Humboldt-Schule verabschiedet Studienleiter Gerd Jüngling in den Ruhestand„Die Alexander-von-Humboldt-Schule geformt und weiterentwickelt“

LAUTERBACH (ol). Eine Ära ging zu Ende, als am vergangenen Mittwoch Studienleiter Gerd Jüngling an der Alexander-von-Humboldt-Schule verabschiedet wurde. Das gesamte Kollegium sowie ehemalige Kollegen und Mitstreiter zollten dem zukünftigen Pensionär Respekt und Anerkennung und dankten ihm für die Verdienste, die er sich um das Lauterbacher Gymnasium erworben hat.

Die Feierstunde in der Aula des Gymnasiums leiteten zwei Stücke des schuleigenen Klarinettenquartetts ein: Unter der Leitung von Markus Euler und gemeinsam mit ihm spielten Flora Günther, Nils Rodemer und Henrik Starch zwei Tänze von Brahms und Dvořák. Schulleiterin Gitta Holloch verabschiedete zunächst mit Monja Wolf und Kristin Kirchner zwei Lehrerinnen im Vorbereitungsdienst, die nach ihrem Referendariat und im Fall von Kristin Kirchner einer sich anschließenden befristeten Anstellung an der AvH an anderen Gymnasien Anstellungen gefunden haben.

Schulleiterin Gitta Holloch überreichte Gerd Jüngling nach einer sehr wertschätzenden und persönlichen Rede die Verabschiedungsurkunde. Alle Fotos: Traudi Schlitt

Verlässlich, engagiert, einfühlsam und immer schülerfreundlich

Den scheidenden Studienleiter Gerd Jüngling würdigte Holloch anschließend in einer sehr persönlichen und wertschätzenden Rede nicht nur als verlässlichen Studienleiter, sondern auch als intellektuellen Lehrer, innovativen „Technik-Freak“ und Kollegen mit hintergründigem Humor. Gerd Jüngling war 1991 in Lauterbach in den Schuldienst eingetreten. Zuvor hatte er eine graphische Ausbildung absolviert und war nach dem Studium der Germanistik und der Gesellschaftslehre als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Kassel, als pädagogischer Mitarbeiter des Bildungswerks der nordhessischen Wirtschaft und als Mitarbeiter des Ludwig-Noll-Vereins für psychosoziale Hilfe tätig. Außerdem ist er Mitautor des Buches „Einführung in die praktische Gerontopsychiatrie“.

Im Namen des Kollegiums und des Personalrats überbrachte André Tolksdorf die besten Abschiedswünsche.

1998 wurde Gerd Jüngling Studienleiter und hat sowohl sein Kollegium als auch die Schülerschaft durch seine verlässliche, engagierte und einfühlsame Art überzeugt, wie Holloch darlegte: „Du argumentierst immer schülerfreundlich“, so ihr Lob. Schüler wie Eltern dankten Jüngling für seine Art Wissen zu vermitteln, sagte die Schulleiterin weiter. Sein breitgefächertes Wissen auf vielen Gebieten habe er nicht nur an die Schülerinnen und Schüler weitergegeben, sondern sie damit intellektuell herausgefordert. Als innovativer technikaffiner Mensch habe Jüngling den neuen Entwicklungen auf dem IT-Sektor nicht nur sehr offen gegenübergestanden, sondern diese aktiv mitgestaltet. Holloch erinnerte hier an Jünglings Mitwirkung an der LUSD-Software, der Lehrer- und Schüler Datenbank, deren Einführung für das Land Hessen eine große Herausforderung war. Mit seiner Mitarbeit habe der Studienleiter sogar das HKM beeindruckt, was zu einer Abordnung zum LUSD-Support führte.

Holloch: „Du hast die Schule geformt“

Neben diesen Eigenschaften zeichne besonders sein hintergründiger Humor den scheidenden Studienleiter aus, so Holloch weiter in ihrem launigen Rückblick, der mit zahlreichen Anekdoten gespickt war, die verrieten, wie wertschätzend und kollegial der Umgang miteinander war und wieviel Spaß man dabei auch hatte. Man freue sich schon auf die Skype-Zuschaltung des Pensionärs, den es aus Hessen wegzieht, denn man könne sich kaum vorstellen, dass die Schule ohne diesen ganz besonderen Menschen funktionieren könne. „Du hast die Schule geformt“, unterstrich Holloch abschließend, viele Neuerungen seien aus intensiven gemeinsamen Diskussionen und Konferenzen entstanden. Häufig sei Gerd Jüngling bei Entscheidungen die letzte Instanz gewesen. Seinen Abschied nach fast 50-jähriger Berufstätigkeit hat Jüngling gut vorbereitet: Er hinterlässt seinem Nachfolger Karsten Krämer ein gutsortiertes, aufgeräumtes Erbe.

Auch Regine Hommel von der Fachschaft Deutsch lobte seinen Teamgeist.

Im Namen des Kollegiums und des Personalrats überbrachte André Tolksdorf die besten Abschiedswünsche. Er bescheinigte Jüngling Kollegialität, Leidenschaft und Individualität und dankte ihm für sein erfolgreiches und pflichtbewusstes Wirken an der Schule. Für die Fachschaft Deutsch sprach Regine Hommel. Sie ist dem Studienleiter besonders verbunden, hatten beide vor 27 Jahren doch zu gleicher Zeit an der AvH begonnen, als blutige Anfänger, wie Hommel betonte, da es für beide nach den Staatsexamina in diesen Zeiten zunächst keine Anstellung als Lehrer gegeben hatte. Sie lobte Jünglings Teamgeist und sie unterstrich sein Engagement, im Deutschunterricht immer auch die emanzipatorische Kraft von Literatur und Sprache zu vermitteln. Sibel Yildirim von der Fachschaft PoWi dankte Jüngling für seine kooperative, sachliche, sehr humorvolle Art, mit deren Hilfe man viele Probleme habe lösen können.

Sachliche und humorvolle Art: Dafür dankte Sibel Yildirim.

Verabschiedung nicht ohne Standing-Ovation

Zu guter Letzt meldete sich der Verabschiedete selbst zu Wort und blickte gemeinsam mit seinen Gästen zurück auf seine Laufbahn. Die 1968er-Jahre hätten ihn sehr geprägt, so Jüngling, der damals sein literarisches Spektrum von Karl May über Karl Marx hin zu Adorno und Horkheimer erweiterte, WG-Erfahrungen sammelte und den Wehrdienst verweigerte. Die Jahre zwischen seinen Staatsexamina und der Festanstellung in Lauterbach bezeichnete er als wertvolle, lehrreiche Zeit, von der er auch im Nachhinein viel profitiert habe.

„Ich habe fertig“ – Gerd Jüngling freut sich auf den Ruhestand und bricht zu neuen Ufern auf.

Jüngling dankte dem Schulleitungsteam für die kooperative Arbeit und zeigte sich sehr erfreut über die Lauterbacher Schülerinnen und Schüler, die insgesamt kooperativ und erfolgreich seien. Zum Abschied lud Jüngling alle ein, ihn in seiner neuen Heimat Görlitz zu besuchen. Gewohnt humorvoll schloss der scheidende Studienleiter mit den vielsagen Worten: „Ich habe fertig!“ Doch noch nicht ganz, denn ohne stehende Ovationen ließ sein Kollegium ihn nicht gehen.

Mit stehenden Ovationen dankte das Kollegium Gerd Jüngling für dessen jahrzehntelanges Engagement in Lauterbach.

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