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Sprachmittler-Pool der Evangelischen Dekanate im Vogelsberg professionalisiert sich weiterVon den Grundlagen der fachkundigen Sprachmittlung

ALSFELD (ol). Zur zweiten Fortbildung in diesem Jahr war vor wenigen Tagen die Dolmetscherin Jana Liebau nach Alsfeld gekommen. Hier im Evangelischen Dekanat ist seit Juli 2016 der Pool an ehrenamtlichen Dolmetschern – Sprachmittler genannt – angesiedelt, der sich überwiegend aus Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund zusammensetzt und der es im zweiten Jahr seines Bestehens auf etwa 150 Einsätze bringen wird, wie die zuständige Koordinatorin Traudi Schlitt bekannt gibt.

„Unsere Klienten kommen sowohl aus der kommunalen Verwaltung als auch aus Schulen, Arztpraxen, Kitas, der Polizei, der Wirtschaft und vielen anderen Bereichen“, führte Schlitt aus, „da ist es nicht nur wichtig, sowohl in der Muttersprache als auch in der deutschen Sprache fit zu sein, sondern auch gute Techniken zum Dolmetschen an der Hand zu haben.“ Laut Pressemitteilung des Dekanats, sei regelmäßige Fortbildungen anzubieten daher ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit für den Pool, dazu kommen kleinere Infoveranstaltungen und regelmäßige Austauschtreffen. Zu der Fortbildung eingeladen waren auch die Integrationslotsen der Caritas – auf dieses Weise konnte die ganze Region von diesem Angebot profitieren.

Die diesmalige Referentin sei selbst als Dolmetscherin – überwiegend in Brüssel – tätig und könne daher viel Praxisorientierung mit in die ganztägige Fortbildung einbringen. So sollen die Sprachmittler erfahren haben, warum es nicht gut sei, wenn Familienmitglieder dolmetschen – sie lernten verschiedene Techniken kennen und übten sich auch im Notieren von Sachverhalten während des Sprechens. In verschiedenen simulierten Situationen sollen sie auch über ihre Rolle nachgedacht haben: Sprachmittler sollten sich jeglicher Interpretation und Parteinahme enthalten und zu beiden Parteien gleichermaßen neutral sein.

Referentin Jana Liebau im Gespräch mit den ehrenamtlichen Sprachmittlern der Ev. Dekanate. Foto: Traudi Schlitt

Weitere Sprachmittler gerne gesehen

Ein hoher Anspruch, bedenke man doch, dass die Lebensrealität geflüchteter Menschen, die den größten Anteil an anderssprechenden Gesprächspartnern stellen, den Sprachmittlern doch selbst häufig sehr nah sei. Dazu komme, dass aufgrund der verschiedenen Kulturen stets mehr als nur gedolmetscht werden müsse – ganz häufig müssen bestimmte Sachverhalte, die an sich vorausgesetzt werden können, erst erklärt werden. Diesen Spagat hinzubekommen, daran arbeiten die Sprachmittler genauso wie an ihrem Selbstschutz. Denn nicht immer seien die Termine unproblematisch: Anhörungen bei der Polizei oder Traumasprechstunden bei Psychotherapeuten hinterlassen laut Pressemitteilung auch bei Sprachmittlern ihre Spuren. So sei auch die Abgrenzung stets ein wichtiges Thema.

Trotz dieser Herausforderungen sei das Engagement der Sprachmittler ungebrochen, freute sich Traudi Schlitt. In den gängigen Sprachen gelinge es ihr fast immer, die Anfrage zu bedienen, gab sie an. Schwieriger werde es bei kurzfristigen Anfragen oder seltenen Sprachen wie beispielsweise Amharisch, Somali oder Tigrinya. „Besonders in diesen Sprachen könnten wir noch ein paar gute Leute brauchen“, sagte die Koordinatorin, „aber auch in den häufig angefragten Sprachen wie Kurdisch, Arabisch, Dari, Farsi oder Paschtu freuen wir uns immer über Zuwachs.“

Weitere Informationen:
Interessierte Sprachmittler können sich direkt bei Traudi Schlitt im Evangelischen Dekanat in Alsfeld melden (schlitt@alsfeld-evangelisch.de oder 06631/9114923). Sie erhalten in der Regel eine Aufwandsentschädigung für ihre Arbeit sowie eine Fahrtkostenerstattung.

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