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Leben und Wohnen im Alter: Das Romröder Projekt "LuWiA" wird immer teurer – Empörung über erste Kostenschätzungen – Abriss für das alte Oberforstamt?600.000 Euro mehr: Es muss neu geplant werden

ROMROD (aep). Gestartet wurde dieses Projekt mit einer großen Idee: Leben und Wohnung im Alter – mitten in der Stadt in einem historischen Haus. Kurz: „LuWiA“ soll Romrod ein Stück attraktiver zum Wohnen machen und nebenher helfen, das alte Forsthaus zu erhalten. Doch jetzt sieht es so aus, als ob das Ganze neu überdacht werden muss: Die Kosten sind über den Sommer stark gestiegen. Am Donnerstagabend goss Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg zwei Ausschüssen reinen Wein ein: Die Kostenschätzungen vom Anfang sind völlig überholt.

Die Alten leben miteinander und kommen mit jungen Leuten zusammen – sie leben mitten im Ort auf dem Gelände des alten Oberforstamts, das in dem Zuge als Teil der Anlage auch erhalten werden kann. So lautete die Idee, die im Mai 2014 in einen Beschluss des Stadtparlaments mündete, für die im Februar 2015 Verträge mit einem Mieter unterzeichnet wurden. 4,6 Millionen abzüglich 4,5 Millionen Euro Förderung wollte die Stadt dafür aufbringen – doch inzwischen hat sich herausgestellt, dass dieses Projekt wenigstens 5,3 Millionen Euro kosten würde. Der Wechsel des Architekturbüros brachte die Kostensteigerung zutage, erläuterte Birgit Richtberg den Mitgliedern des Haupt- und Finanz sowie des Bau- und Umweltausschusses.

 

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Tagender Ausschuss: Die Bürgermeisterin erläutert gerade das Projekt „LuWiA“.

Das renommierte Architekturbüro Gans hatte die Planung vorgenommen, die zu den ersten Kostenschätzungen führte. Demnach war geplant, das unter Denkmalschutz stehende, alte Forsthaus zu sanieren und  in einen Neubau zu integrieren. Beides zusammen soll 47 Pflegeplätze beherbergen, dazu Tagespflege- und Kurzzeitpflegeplätze, Begegnungsräume. Für die Bauausführung sei dann aber ein Vergabevergabe nötig geworden, in dem der Architekt Herbod Gans zugunsten des Architektur-Büros BBO aus Bielefeld verlor. Der neue Architekt Thomas Otte überprüfte die bisherige Schätzung auf Weisung der Stadt Romrod, zog auch ein Büro für die technische Gebäudeplanung hinzu  und kam zu ganz anderen Ergebnissen.

976.000 statt der vorherigen 763.00 Euro

Die Diskrepanz zwischen den Expertisen beginnt demnach bereits bei den Baunebenkosten, für die Otte 976.000 statt der vorherigen 763.00 Euro veranschlagte. Gebühren und Prüfhonorare seien zu niedrig kalkuliert worden, stellte Thomas Otte am Donnerstag im Rathaus fest. „Wie kann so etwas passieren?“, platzte an der Stelle der HFA-Vorsitzende Arndt Planz heraus. Die Frage nach Regress stand im Raum, doch Bürgermeisterin Richtberg winkte ab: Nach Auskunft des Städte- und Gemeindebundes sei die Situation zwar „moralisch sehr schwierig“, aber rechtlich schwer zu beurteilen. Das würde „ein ewiger Rechtsstreit.“

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Architekt Thomas Otte stellt sein Büro und seine Schätzungen vor.

Auch an anderer Stelle hatte Architekt Gans offenbar nicht so genau hingeschaut, ergaben Überprüfungen der Statik und des Dachbodens des alten Hauses: Viel mehr Holz erwies sich als faul. Ein Bodengutachten, so stellte der Experte Wolfgang Stein vor, habe ergeben, dass das alte Haus bei Fundamentarbeiten selbst zusätzlich abgestützt werden müsse – man müsste unter das Haus graben – und das Fundament der Halle auf dem Nachbargrundstück über die Grenze ragt. Das müsse berücksichtigt werden, damit es nicht beschädigt wird. Auf die wachsende Empörung in den Ausschüssen erklärte der neue Architekt, dass sein Vorgänger eben einige Bereiche der Anlage optimistischer angefasst habe.

Er habe Probleme, über die Mängel in der Planung einfach hinweg zu gehen, befand dagegen Kevin Planz (SPD): „Das sind Steuergelder, über die wir hier sprechen.“ Von 4,644 Millionen auf 4,975 nach dem Architektenwechsel und dann nach weiteren Prüfungen auf 5,265 Millionen Euro: Das ist die Steigerung, die zutage trat.

Die neuen Kosten seien ja noch rechtzeitig entdeckt worden, beschwichtigte aber auch die Bürgermeisterin. Die Frage sei nun, wie die Stadt damit umgeht. Es gebe mehrere Optionen: das Projekt weiter zu betreiben wie gehabt und zu versuchen, neue, zusätzliche Fördergelder aufzutreiben, denn die zusätzlichen Kosten bleiben komplett bei der Stadt hängen. Oder aber, die Idee scheint Anhänger zu haben, das alte Forstamt aufzugeben und völlig neu zu planen – auch mit einem völlig neuen Bauvorhaben. Dafür müssten die Denkmalschutzbehörden überzeugt werden, dass es unwirtschaftlich sei und dem Gemeinnutz widerspreche, das alte Haus zu erhalten. Es aufzugeben, würde Zuschüsse kosten, aber Baukosten kalkulierbarer machen – und möglicherweise senken.

Der SPD-Stadtverordnete Reiner Weitzel brachte auf den Punkt, vor welcher Entscheidung die Stadtverordneten in den nächsten Monaten stehen: „Wollen wir so viel Geld stemmen? Können wir so viel Geld stemmen?“ Eine Empfehlung gab es am Abend noch nicht.

2 Gedanken zu “600.000 Euro mehr: Es muss neu geplant werden

  1. Geehrter Herr Diestelmann, in den letzten Tagen lese ich häufig Kommentare von Ihnen auf verschiedenen Plattformen und Medien. Sie mögen vielleicht vergesslich sein, ich und die meisten Leser sind es allerdings nicht. Es stünde Ihnen deutlich besser sich zu manchen Themen nicht mehr und nicht in dieser Art öffentlich zu äußern. Falls Ihnen der Grund hierfür nicht bekannt ist: es ist der selbe Grund warum Herr Calmund keine Werbung für Salat macht.

  2. Wen hat das denn überhaupt noch richtig überrschen können? Prestigeprojekte, die wegen hoher Zuschüsse für die Investition gefeiert werden und jeder 2. Romröder/in wusste , dass die Rechnung nicht aufgehen wird. Aber die Bürgermeisterin und die Kommunalpolitiker sind über die wahren Kosten erstaunt…wie erstaunlich..

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