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Kritische Worte von Festwirten – Festplatz in Konkurrenz zu den Vereinen in der Stadt? – „Dauerhaft muss etwas passieren“Der Prämienmarkt hinterlässt Gesprächsbedarf

LAUTERBACH (awh). Der 245. Lauterbacher Prämienmarkt ist nun Geschichte. Das traditionsreiche Fest hat bei subtropischen Temperaturen und Bilderbuchwetter wieder Zehntausende Besucher in Vogelsberger Kreisstadt gelockt. Das Fest ist für die Akteure auch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Auf diesem Sektor gibt es auch durchaus kritische Stimmen.

Im Gespräch über den Festverlauf äußern sich der Generalunternehmer Andeas Walldorf (52 Jahre) aus Gießen, der selbst seit 20 Jahren die Geschicke auf dem Festplatz unter seiner Regie hat und dessen Vater Erich und Großvater Jacob seit 1948 den Festplatz auf der Bleiche betreuen, sowie der Festwirt Marco Katz aus Mücke-Sellnrod (35 Jahre), der erstmals das große Festzelt mit bis zu 800 Plätzen bewirtschaftete.

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Nicht zufrieden mit dem Besuch in seinem Zelt: Marco Kratz

Beide haben enormen Gesprächsbedarf mit der veranstaltenden Stadt Lauterbach. Während Andreas Walldorf in Verbindung mit dem 245. Prämienmarkt von einem „normalen Marktverlauf“ spricht, hofft Festwirt Kratz, dass er wirtschaftlich „mit einem blauen Auge davonkommt“. Auch, was am Haupttag die Verköstigung der vielen Besucher angeht, gab es allenthalben Kritik von Festbesuchern, dass es an einigen Orten nicht geklappt habe, die Gäste einigermaßen zeitnah zu „versorgen“. Ein Problem für beide ist, dass zu bestimmten Zeitpunkten die Besucher zu einem hohen Anteil in die Stadt hineingezogen und nicht den Weg auf die Bleiche fänden.

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„Ein Prämienmarkt über dem Durchschnitt“

Der bei der Stadt Lauterbach zuständige Fachbereichsleiter Erwin Fauß sprach von einem „guten Prämienmarkt über dem Durchschnitt“. Das von Andreas Walldorf und Marco Kratz gewünschte Gespräch sei bereits im Vorfeld vor dem Prämienmarkt vereinbart worden und werde noch vor den Ferien stattfinden.
In Sachen Festzelt räumte Fauß ein, dass es seit Jahren ein ständiges Hin und Her gebe, die Stadt Lauterbach habe allerdings keinen Vertrag mit dem Festwirt, dies sei Sache des Generalunternehmers Walldorf. Auch die eventuell zu langen Öffnungszeiten des gesamten Prämienmarktes sind für Erwin Fauß nichts Neues, allerdings habe der Generalunternehmer ja ein Interesse daran, dass der Platz möglichst lange geöffnet sei. Eventuell käme für ihn am Donnerstag und Freitag ein Ruhetag in Frage, „ab Donnerstag ist die Luft raus“, gestand er ein.

Fauß sieht ebenfalls eine Verlagerung des Marktgeschehens in den Innenstadtbereich, doch sei hier der Umfang der Veranstaltungen nicht verändert worden, ein Verein beteilige sich gar nicht mehr mit einem eigenen Stand. „Es liegt am Programm“, sagte Erwin Fauß zum Besuch des Festzeltes und dessen Frequentierung.

Der Fachbereichsleiter fand lobende Worte für die Zusammenstellung des Festplatzes auch zeigte sich erfreut, dass auch mehr Tiere beim 245. Prämienmarkt präsent waren (bis auf die Pferde). Etwas verwundert war er darüber, dass am Dienstag relativ wenig los gewesen. Sehr zufrieden war er über den Besuch sowohl am Vieh- als auch am Krammmarkt am Mittwoch als Haupttag. Der Strolchenlauf, zum zweiten Male mit im Programm, bezeichnete er als Bereicherung des Marktgeschehens, der auch nach dem Lauf das Zelt gut gefüllt habe.
Gesprächsbereitschaft wurde auch von Erwin Fauß signalisiert und auch gegenüber eventuellen Veränderungen zeigte er sich aufgeschlossen, egal, wie die nun aussehen mögen.
Eine Stellungsnahme von Kreisstadt-Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller (CDU) war nicht zu bekommen, weil er sich einige Tage außer Haus befindet. Ihre „Prämienmarktstaufe“ erlebte an diesem Markt auch die neue Marktmeisterin Denise Brähler, die diesen „Job“ wohl zu aller Zufriedenheit erledigte und bei allen wichtigen Veranstaltungen immer vor Ort präsent war.

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Insgesamt zu wenig Publikum im Festzelt

Während Generalunternehmer Andreas Walldorf im nächsten Jahr auf jeden Fall wiederkommen will, vermochte Festwirt Marco Kratz noch keine definitive Aussage machen. Kratz will erst einmal das Ergebnis der finanziellen Abrechnung abwarten und hofft auf konkrete Ergebnisse bei einem Gespräch mit dem Bürgermeister. „Kratz dazu: „Es hat im Vorfeld andere Rahmenbedingungen gegeben“, „und es müssen sich ein paar Dinge ändern“. Der Festwirt verweist auf enorm hohe Kosten für das Unterhaltsprogramm und bei der Aufstellung des Zeltes – die Verlegung des Fußbodens. Eine Erleichterung für ihn war, dass das Festzelt selbst aus seinem eigenen Fundus stammt.

Es sei dann aber bei der Wahl der Bierkönigin lediglich zu 80 Prozent voll gewesen, „Dienstag und Mittwoch hätten es mehr Besucher sein dürfen“, meint er. Es habe viel Laufkundschaft gegeben, und von seinem Gefühl her sei das Programm gar nicht wahrgenommen worden. Beim Vergleich mit dem Alsfelder Pfingstmarkt erklärt der Festwirt, dort sei mehr Betrieb gewesen, manchmal hätten auch die Buden auf dem Festplatz etwas früh geschlossen. Die Abstimmung mit Generalunternehmer Walldorf nennt er 100 prozentig. Sowohl Andreas Walldorf als auch Marco Kratz zollten dem städtischen Bauhof mit seinem Leiter Albrecht Harres ein großes Lob.

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Auch Generalunternehmer Andreas Walldorf, der den „Rummel“ auf dem Festplatz seit 20 Jahren unter sich hat, sieht Gesprächsbedarf mit der Stadt.

Als Problem für den etwas zu schwachen Besuch im Festzelt nennt Kratz die Länge des Marktes, hier schlägt er eine Verkürzung oder weniger Öffnungszeiten für das Festzelt vor, denn er erhofft sich dadurch eine bessere Verteilung der Besucher. Konkurrenz machen sowohl Walldorf und Kratz inzwischen auch die Vereine mit ihren eigenen Zelten in der Innenstadt, die durch ihre vielen Mitglieder Kundschaft an sich zögen, dass den Marktbetreibern dann verlorengeht. Die Vereine hätten zugleich keine Personalkosten.

„Dauerhaft muss etwas passieren“ mit dem Festzelt

„Zufrieden war ich absolut nicht“, resümmiert Marco Kratz, Kosten und Mühen habe er nicht gescheut, mit der Abwicklung sei er zufrieden gewesen, aber „es fehlten die Leute“. Nur an wenigen Tagen habe er ein rentables Ergebnis erzielt. Auch der Versuch, das Festzelt an einem anderen Standort aufzustellen, sei für ihn einen Versuch wert. „Dauerhaft muss etwas passieren“, betont Kratz, ansonsten befürchtet er, dass sich überhaupt kein Festwirt mehr für den Prämienmarkt findet. Auch ein ortsansässiger Würstchenstand direkt am Festplatz beklagt bis auf den Mittwoch einen ansonsten zu schwachen Umsatz.

Ein Faktor für die fehlenden Umsätze könnte auch das Monatsende sein, meint Andreas Walldorf: „Die Umsätze fallen, je länger der Monat ist“. Er spricht von branchenabhängigen Schwankungen bei den einzelnen Marktbeschickern. Während Walldorf selbst vier Unternehmungen, unter anderem auch im Bereich der Gastronmie in Lauterbach betrieb, waren es bei seiner gesamten Familie insgesamt zwölf. Für den gesamten Marktbereich auf der Bleiche hatte Walldorf 40 Beschicker aus der gesamten Bundesrepublik unter Vertrag. Auch seine 80jährige Mutter und der 25jährige älteste Sohn mit eigenem Geschäft seien in Lauterbach mit dabei gewesen.

„Ich fühle mich in Lauterbach zuhause“, sagt der Generalunternehmer über das Vogelsbergstädtchen, der dabei auf seine verwandtschaftlichen Verbindungen in den Vogelsberg verweist – seine Mutter ist aus Groß-Felda – und auf seine engen Beziehungen zu den Karnevalisten und zum Lezignan-Patenschaftsverein und seine Vorliebe zur Traditionskneipe „Anker“.

50 Markteinsätze hat der Generalunternehmer pro Jahr, und das im mittelhessischen Raum größte Unternehmen in diesem Bereich ist durchaus froh, dass auf Lauterbach nun drei Wochen Sommerpause folgen. Gefreut hat ihn, dass während der Woche in Lauterbach auch Schaustellerpfarrer Volker Drews wieder dabei war, allerdings keinen Gottesdienst abgehalten habe. Auch für Walldorf ist das „Sorgenkind“ das Festzelt. Angesichts der warmen Witterung beklagt er auch: „Der Platz ist sehr staubig“, er hat aber auch Lob parat: „Die Organisation ist hervorragend“ und „wir verstehen uns blind“.

Ein Gedanke zu “Der Prämienmarkt hinterlässt Gesprächsbedarf

  1. Zunächstmal müssten wie jedes Fest und jeder kleine Circus vernünftig Werbung gemacht werden. Ich kenne Leute aus Lauterbach, die wussten gar nicht das PM ist. 2. Ist es so schwer mal ganz einfache Programmpunkte auszuprobieren wie Weinprobe im Riesenrad oder eine Ladies Night/ Pärchenabend wo es an den Geschäften reduzierte Preise gibt.

    3. Viele Leute wären gerne in das Zelt gegangen aber es war geschlossen und wenn nur 30 Leute im Zelt sind abends, brauchen die Schausteller auch nicht mehr aufzulassen.

    4. Fakt ist die Bierstände um den See haben deutlich mehr Zulauf als auf dem Festplatz. Nach Aussagen von Kollegen kommen anscheinend Bands wie SIXX oder Desert Oaks sehr gut an. Da könnte man mal nachfragen ob diese nicht mal im Festzelt spielen wollen.

    5. Da am Familientag immernoch sehr viel los ist, denke ich das sich die Leute durchaus noch ein Tag mit Aktionen wünschen. Der Take Off zum BSP: ist schlecht gefahren 4 Euro…Der Cortina Jet ist recht gut gefahren 2,50…selbst am Dienstagabend.

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