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ENGLAND VON INNEN: Reportage von der PferderennbahnDer Ort, wo viele Männer nur heimlich hingehen

ALSFELD/ENGLAND. An welche Sportart denken Sie bei Großbritannien? Fußball vielleicht? Oder Cricket? Rugby? Wie wär’s mit Tennis? All das ist wahnsinnig beliebt auf der Insel. Genau wie Pferderennen. Unser Redakteur Juri Auel hat seinen Sommer in England verbracht und einen echten Rennliebhaber auf den Race Course begleitet. Eine Reportage über ein todsicheres Wettsystem, Postboten under cover und die Frage, was Rosamunde Pilcher-Schnulzen mit deutschen Schrottplätzen zu tun haben. 

Fotos? Auf auf dem Race Course? Für die Zeitung? John Balment klingt so gar nicht begeistert darüber, dass sein deutscher Reporter-Kollege ihn zum Pferderennen begleiten möchte. Viele Männer seien dort inkognito unterwegs. „Die sagen ihren Frauen, sie müssten Überstunden schieben“, erklärt John die missliche Lage.

Manchmal sieht man tatsächlich Postboten in Uniform über das Gelände stolpern, die eigentlich Dienstfrei hätten. Erst als er hört, dass die Bilder nicht in Newton Abbot, sondern lediglich irgendwo im Internet in Deutschland zu sehen seien werden, beruhigt John sich. „Na gut“, sagt er mit seiner leicht kratzigen Stimme. „Das wird schon gehen.“

Kreatives Chaos: John Balment an seinem Schreibtisch im Mid-Devon Advertiser. Hinter ihm an der Pinnwand hängt eine Doppelseite der Pferderenn-Zeitung Racing Post.

Kreatives Chaos: John Balment an seinem Schreibtisch im Mid-Devon Advertiser. Hinter ihm an der Pinnwand hängt eine Doppelseite der Pferderenn-Zeitung Racing Post.

John Balment, 68, war fast sein ganzes Leben lang Lokaljournalist. Bis auf das eine Jahr, das er als Gemüsehändler überbrücken musste. Die Gegend rund um das kleine Städtchen Newton Abbot tief in Englands Süden kennt kaum jemand besser als er. John ist ein liebenswerter, kauzig-konservativer Reporter alter, englischer Schule. „Schmeiß nicht wieder Bomben auf unser Land, wenn du im Flieger nach Hause sitzt“, hat er kurz vor meiner Abreise gescherzt.

Wenn er eine seiner beliebten Weltkriegs-Kolumnen buchstäblich in die Tastatur hämmert, holt John kräftig Schwung. So, als ob er den Widerstand einer alten Schreibmaschine überwinden müsste, bei der das E manchmal klemmt.

Mit diesem „bloody Computer“ ist er nie richtig warm geworden. Bloody, das wohl britischste aller Schimpfwörter, was soviel wie verdammt oder verflucht bedeutet, ist Johns Lieblingswort. Er sagt es ständig, manchmal drei, vier mal in einem Satz. Natürlich nicht am Telefon, wenn er Storys recherchiert. Aber wenn er erzählt. Vom letzten Rennen, bei dem er mit seinen Kumpels war und leider wieder aufs falsche Pferd gesetzt hat, zum Beispiel. Dann ist wirklich alles bloody bei John.

5122 Pfund und 63 Pennys

„Setz‘ immer das Gegenteil von dem, was er dir rät“, haben die Kollegen halb im Scherz, halb ernst gemeint gesagt. John gilt nicht gerade als Glückspilz. Aber vor ein paar Wochen, da hat er es ihnen gezeigt. 5122 Pfund und 63 Pennys hat er da gewonnen. Es ist ein überwältigendes Siegerlächeln, was er aufsetzt, wenn man ihn daran erinnert.

Ein Freitag in September, die Zeiger stehen auf 11.52, als John in die Redaktion kommt, um seinen jungen Kollegen fürs Rennen abzuholen. Der Witwer wohnt zusammen mit der Familie seiner Tochter direkt neben dem 500 Jahre alten Zeitungshaus und erholt sich eigentlich gerade von seiner zweiten Augen-OP. Fürs Rennen ist er fit genug. Im April, da will John dann tatsächlich in Rente gehen.

Das Prozedere, welches folgt, ist immer gleich: Bevor es auf den Race Course geht, schaut John in der Royal British Legion vorbei. In einem unscheinbaren Gebäude in einer Seitenstraße haben die Veteranen der britischen Armee ihren Treffpunkt eingerichtet. Ein Flachbildfernseher in einer Fensternische zeigt den Sportkanal, allerlei Wappen und Fotos zieren die Wände. Irgendwo, ziemlich weit weg vom Schuss, hängt auch ein Porträt Ihrer Majestät.

Wichtiges Ritual: John Balment (links) trifft sich mit seinen Freunden im Club der Royal British Legion, dem Treffpunkt für Veteranen der britischen Armee.

Wichtiges Ritual: John Balment (links) trifft sich mit seinen Freunden im Club der Royal British Legion, dem Treffpunkt für Veteranen der britischen Armee.

John, der selbst nicht gedient hat, trifft sich hier mit seiner „Crew“, wie er seine Racing-Kumpels nennt. Er nimmt auf der dunkelroten Sitzecke Patz und stellt das frisch gezapfte Ale auf den Tisch. Es knistert leise, als er das von der Barfrau vorbereite Schinkensandwich aus der Frischhaltefolie heraus friemelt. Man fachsimpelt, tratscht, lacht lauthals. In der Racing Post, der Pflichtlektüre für jeden Fan von Pferderennen, werden die Favoriten angekreuzt. Die fünf Freunde kennen sich schon seit Jahrzehnten. Dieses Ritual, so merkt man, bedeutet ihnen viel. Es ist ihr kleines Stückchen Freiheit vom Alltag.

Die Uhr tickt, das erste Rennen ist um zehn vor zwei. Gemeinsam trinkt man aus und macht sich auf den Weg zur Pferderennbahn, etwas außerhalb der Stadt. Am Tor wird John freundlich begrüßt. Auf Handschlag und Smalltalk folgt eine Geste des Kartenkontrolleurs. „Na, geh schon“, gibt er seinem Gegenüber zu verstehen. John muss eigentlich nie Eintritt bezahlen.

Das verschwundene Presseticket

Aber mit dem Presseticket für seinen Kollegen gibt es ein Problem. Das ist nämlich verschwunden. Ein deutsches Kamerateam, was eigentlich in Cornwall dreht, sei heute auch auf der Rennbahn, heißt es. Die hätten das vermutlich versehentlich bekommen. Deutsches Kamerateam? Cornwall? Das kann doch eigentlich nur eines bedeuten. „Die drehen hier für Rosamunde Pilcher!“, schießt es mir durch den Kopf.

Welche anderen deutschen Filme als die ZDF-Dauerschnulzen gibt es schon, die in Cornwall gedreht werden? Der Plot ist ja bei jeder der gefühlt 3782 Episoden der selbe: Frau mit Arschloch-Ehemann verliebt sich in den sexy Fremden, ihre reiche Familie mit Herrenhaus findet das eher so semi-gut, der Großvater sucht einen würdigen Erben für seine Firma und am Ende stürzt jemand mit seinem Bentley bei einem tragischen Unglück über die Klippen ins Meer. Da würde so ein Besuch auf der Pferderennbahn doch gut reinpassen. Was die Filmemacher genau hier wollen, weiß der Herr am Eingang leider nicht. Man könnte die Deutschen aber leicht finden: Eine Frau habe einen großen, roten Hut auf. Wie hilfreich diese Beschreibung tatsächlich war, wird sich später herausstellen.

Informationszentrale: Auf den Monitoren in der Wetthalle flackern die Ergebnisse von den anderen Rennbahnen Englands.

Informationszentrale: Auf den Monitoren in der Wetthalle flackern die Ergebnisse von den anderen Rennbahnen Englands.

Das erste Rennen fängt gleich an, John ist in Eile. Sein Ziel: die Wettannahme. Auf Röhrenmonitoren aus dem letzten Jahrhundert, die an der Wand der langen Halle angebracht sind, flackern die Ergebnisse von den anderen Rennbahnen des Landes. Auf dem Boden verteilt liegen hellblaue Einmal-Kugelschreiber und weiße Zettel. Es erinnert ein wenig an die Bilder aus der New Yorker Börse, die man während der Finanzkrise ständig im Fernsehen gesehen hat. Dort sah der Boden ähnlich aus.

John schnappt sich ein blankes Wettticket aus einer Halterung an der Wand. Das längliche Blatt Papier sieht ein bisschen so aus wie ein Lotto-Tippschein. Nur dort, wo man eigentlich die Kreuzchen macht, ist leerer Raum, wie auf einem Notiz-Zettel. Dort schreibt John rein, wie er auf was setzen möchte. Man kann auf alles wetten, was man sich nur vorstellen kann, sagt er. Wer gewinnt, wer verliert, wer hinter wem und wann im Ziel sein wird. John entscheidet sich für letzteres. Precision Five wird gewinnen, gefolgt von Dry Ol, Party, gefolgt von Bantam, kritzelt er auf den kleinen Zettel.

Im Gespräch: John unterhält sich vor einem Rennen auf der Strecke mit ein paar Bekannten über gute Wetten.

Im Gespräch: John unterhält sich vor einem Rennen auf der Strecke mit ein paar Bekannten über gute Wetten.

Schon als kleiner Junge liebte er es, zum Rennen zu gehen, erzählt er. Da man als Zehnjähriger noch keine Wetten abschließen kann, setzte sein Vater die ersten Pfund für ihn. Was ist es, das John immer wieder hierher zieht? Ist es die Freude am Spiel oder lockt auch die Chance auf ein ordentlichen Gewinn? „Beides“, sagt John knapp, und lacht danach sein herzliches, krächzendes Lachen.

Er gibt seinen Wettschein der Dame hinter dem Sicherheitsglas. Als es kurz rattert und das Papier durch einen kleinen Scanner kriecht, weiß John noch nicht, dass seine gesetzten zehn Pfund bald jemand anderem gehören werden. Die drei Pferde auf seinem Ticket gewinnen zwar, allerdings galoppieren sie in einer völlig anderen Reihenfolge über die Ziellinie.

John verfolgt seine Niederlage zusammen mit seiner Crew auf einem der Stehplätze etwas am Rande der Rennbahn. Er nimmt’s mit Humor und notiert etwas in seiner Zeitung. „Bloody Horses“, denkt er sich bestimmt gerade.

Das war wohl nichts: John nacht sich nach dem ersten verlorenen Rennen Notizen.

Das war wohl nichts: John nacht sich nach dem ersten verlorenen Rennen Notizen.

Während die Crew die Gewinnchancen für das nächste Rennen studiert, ist Patrick Masterson mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Der Mann Mitte fünfzig mit dem grauen Bürstenschnitt und den starren Augen ist der Manager des Race Courses in Newton Abbot, seit 25 Jahren schon. An einem Tag wie heute müsste er eigentlich jederzeit überall sein. „Guten Tag, wie geht’s?“, sagt er auf Deutsch mit britischem Akzent, als der Reporter auf ihn zukommt. Ein kleiner Gruß, der an Zuhause erinnert. So was hört man gern.

Die Rennbahn ist keineswegs ein Treffpunkt für die englische Highsociety. Es ist vielmehr ein Sport, dessen Fans aus allen Gesellschaftsschichten kommen, erzählt Patrick Masterson nun wieder in Englisch bei einer kleinen Tour über das Renngelände. Um die 7.000 Zuschauer kommen an einem Renntag auf seine Bahn und lassen zwischen 30.000 und 90.000 Pfund in den Wettbüros da.

„Du verlierst nur Geld dabei“

Er selbst wettet nie, auch wenn es ihm als Insider nicht verboten ist. „Das ist so unsicher“, sagt der Manager. „Jeder sagt, ‚wette auf das Pferd, das ist das beste.‘ Aber keiner weiß es genau, du kannst es nicht vorhersagen. Du verlierst nur Geld dabei.“

Die billigen Plätze in Newton Abbot  kosten 12 Pfund, es geht aber auch um einiges teurer. Im Gold-Paket für 93 Pfund enthalten sind, neben der guten Aussicht aus einer der VIP-Logen und Tee soviel man trinken kann, außerdem Zugang zu einem Buffet der gehobeneren Klasse. Nachdem wahlweise ein Krabbencocktail, weiche Hühnerleber oder mit Eichenholz geräucherter Lachs als Starter verspeist wurden, gibt es das Beste von Huhn, Schwein und Lamm.

Ist der Chef der Pferderennbahn in Newton Abbot: Managing Director Patrick Masterson.

Ist der Chef der Pferderennbahn in Newton Abbot: Managing Director Patrick Masterson.

Der deutsche Gast würde gerne ein Blick in die Boxen werfen, vielleicht mit einem Jockey sprechen. „Das geht jetzt leider nicht mehr“, sagt Patrick Masterson. Anti-Doping-Vorschriften. In der Rennphase dürfen sich nur noch wenige ausgewählte Personen hinter den Kulissen bei den Pferden aufhalten.

Es ist kein Sport für die Oberschicht, hatte der Rennexperte gesagt. Mit dem Bild, was der gemeine Kontinentaleuropäer von britische Pferderennen im Kopf zu haben vermag, hat das Event in Newton Abbot tatsächlich wenig zu tun. Die Menschen sind auffallend schlicht gekleidet.

Kritischer, britischer Zeitungsleser: Ein Blick ins Publikum kurz vor einem Rennen.

Kritischer, britischer Zeitungsleser: Ein Blick ins Publikum kurz vor einem Rennen.

Auf den Drehbühnen brüllen junge Kerle in Polohemden ihren Favoriten auf den letzten Metern zum Sieg. Ein älterer Herr mit karierter Schiebermütze und grauem Anzug liest in einer Zeitung und wirkt dabei irgendwie schon sehr britisch, während sich im Vordergrund die Clique eines Junggesellenabschiedes mit bunten Stolen (laut Duden soll das tatsächlich der richtige Plural von Stola sein) um den Hals gewickelt, besoffen in die Arme fällt.

Wartet vor den Rängen auf zahlreiche Wetten: Ein Buchmacher.

Wartet vor den Rängen auf zahlreiche Wetten: Ein Buchmacher.

Und die Frauen? Manche trägt ein nettes Kleid, aber nirgendwo sieht man einen der ausladenden, verrückten Hüte, die man hier erwartet. Na, ja, bis auf die zwei Frauen dahinten, die gerade mit einem Pulk von Leuten, die Kameras und Mikros mit sich rummasten, die Treppe hochgehen. Die tragen welche. Die eine einen blauen, die andere einen roten.

Im Gewühl: Die Schrottplatz-Promis

Sekunde. Frauen? Kameras? Ein roter Hut? Da war doch was! Das muss das deutsche Filmteam sein. „Entschuldigung, ihr seit doch aus Deutschland, oder?“, bricht es aus mir heraus. Vor mir steht ein kleiner Kerl mit grasgrüner Wollmütze und Knubbelnase. „Ja, wir sind aus Deutschland“. „Super“, sag ich. „Und was dreht ihr? Rosamunde Pilcher, nehm‘ ich an.“ „Ne‘, wir sind die Ludolfs“, entgegnet mir der kleine Kerl.

Immer schön in die Kamera: Manni Ludolf beim Dreh mit dem Fernsehteam.

Immer schön in die Kamera: Manni Ludolf beim Dreh mit dem Fernsehteam.

Ach du Schreck. Ich habe ihn im ersten Moment doch wahrhaftig gar nicht erkannt. Vor mir steht Manni Ludolf, Bruder von Uwe, Peter und dem verstorbenen Horst-Güner Ludolf, Deutschlands wohl bekanntesten Schrotthändlern. Vor 13 Jahren entdeckte ein Fernsehteam des SWR die Brüder, die zusammen im Westerwald eine Autoverwertung betreiben. Aufgrund ihrer ehrlichen und etwas schrägen Art wurden andere Fernsehmacher auf sie aufmerksam. Mehrere Dokumentationen auf Kabel 1 und dem Männer-Sender DMAX folgten. Mittlerweile sind die Ludolfs echte Reality-TV-Stars, mit eigenen Fanclubs, einem Kinofilm und Kultstatus. Die Jungs sind ungefähr das krasseste Gegenteil, was man sich sich zu dem Rosamunde-Kitsch vorstellen kann.

Während Peter Zuhause den Schrottplatz schmeißt, sind Manni und Uwe Ludolf in geheimer Mission unterwegs: Zusammen mit ihren huttragenden Frauen Jana und Karin sowie Uwes Sohn Tommy im Schlepptau drehen sie eine neue Doku-Soap: Die beiden Brüder holen ihre Flitterwochen in Cornwall nach, begleitet von zwei TV-Kameras. Das Uwe seit über 36 Jahren verheiratet ist und Manni und Jana sich auch schon vor über drei Jahren das Ja-Wort gegeben haben, ist nicht weiter relevant. „Das ist für einen neuen Sender“, sagt Manni. Wie der heißt, darf noch nicht verraten werden.

Drehen gerade gemeinsam in England für eine neue Doku-Soap: Manni, Jana, Karin, Uwe und Tommy Ludolf.

Drehen gerade gemeinsam in England für eine neue Doku-Soap: Manni, Jana, Karin, Uwe und Tommy Ludolf.

Beim Durchwühlen durch die Menge zieht das Team die Blicke auf sich. Es ist schon witzig, dass ausgerechnet zwei deutsche Schrottplatz-Sternchen die einzigen sind, die bei einem britischen Pferderennen mit wuchtigen Hüten auffallen. Fernsehmacher denken eben auch gern in überholten Klischees.

Der Renntag neigt sich dem Ende entgegen, Zeit, John wiederzufinden. Wir wollten noch zusammen einen Tipp abgeben. Bevor John wettet, studiert er genau die Datenlage. In der Racing Post findet er alles, was er dazu brauch: Das Alter der Pferde, ihr Gewicht, Gewinnwahrscheinlichkeiten. Ich versuche ein weitaus sicheres System. Neben dem ganzen Zahlenkram sind die Trikots der Jockeys abgebildet. Nummer 7, der Reiter von Bulletproof, wird ein schwarzes Oberteil mit gelben Streifen auf den Schultern tragen. Sieht gefährlich aus. „Das ist ein tolles Trikot“, sage ich. „Das Pferd soll gewinnen.“

John hält mich wohlmöglich für völlig übergeschnappt, aber er notiert meinen Wunsch, mit einer kleinen Änderung: „Mach es so: du sagst das Pferd kommt unter die ersten drei und zeitgleich wettest du das Gegenteil. Somit gewinnst du in jedem Fall“, sagt John. Wenn das mal kein perfektes System ist. „Prima“, sage ich, als John meinen Tipp auf den Zettel schreibt.

Die 7, eine Glückszahl: OL-Reporter Juri Auel setzte auf den Sieg von Bulletproof.

Die 7, eine Glückszahl: OL-Reporter Juri Auel setzte auf den Sieg von Bulletproof.

Ein paar Minuten später, als die unverständliche Stimme aus dem Lautsprecher des Sieg von Nummer 7 verkündet, klopft mir Johns Crew anerkennend auf die Schulter. Man lacht, der verrückte Deutsche hat tatsächlich den richtigen Riecher gehabt. Zusammen mit John gehe ich zum Wettschalter. Zehn Pfund hatte ich gesetzt, bei einer Chance von 1 zu 4 macht das 30 Pfund Reingewinn.

John und seine Jungs, die meistens aus einer Gemeinschaftskasse zusammen tippen, hatten weniger Glück. Um die 60 Pfund haben sie an diesem Freitag verspielt. Das könne man noch als guten Tag gelten lassen, scherzt John. Er setzt meistens nicht viel mehr als zehn Pfund pro Rennen. Zu groß ist das Risiko bei diesem Hobby, buchstäblich seine Existenz zu verspielen. Auf dem Heimweg durch seine kleine Stadt, denkt er bestimmt an seinen großen Tag: Den Tag, an dem John mit 5122 Pfund und 63 Pennys in der Tasche von der Rennbahn nach Hause ging.

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Von Juri Auel  – mehr über den Autor 

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