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Über 30 Zugwagen und ein Bajazz beim großen Springerzug in HerbsteinDer an der Spitze der Springer tanzt

HERBSTEIN (aep). Da tanzte er nun von Straße zu Straße mit beseeltem Lächeln: der Bajazz von Herbstein, jene legendäre Figur der Fastnachtvereinigung, die alljährlich am Rosenmontag im Mittelpunkt des großen Umzugs seht. Das war der Tag, auf den David Ruhl hingearbeitet hat, seit er die Position des Bajazz im Januar ersteigerte: An der Spitze des Springerzug zu tanzen, bedeutet den Höhepunkt der Fastnachtkarriere im Verein – vor über tausend Zuschauern und Dutzenden Kameras, die auch in diesem Jahr die Straßen der 2000-Einwohner-Stadt säumten.

Mit weit über 30 Motivwagen ist der Springerzug in Herbstein der größte im Vogelsberg und zieht mit seiner besonderen Tradition auch die Medien an: dem gesprungenen und getanzten Zug durch die Gassen, der den 13 Männern über die vierstündige Veranstaltung einiges an Kondition abverlangt. Die Position in diesem Zug muss man sich erarbeiten –  zuletzt ersteigern. Die normale Karriere in der Fastnachtvereinigung Herbstein – mit 764 Mitgliedern der größte Verein der Stadt – beginnt als Kind bei den Schwellköppen und kann dann mit dem Bajazz ihren Höhepunkt erlangen, wenn man bereit ist, bei der Ersteigerung mehrere Tausende Euro zu investieren. Was folgt, klingt stressig:  viel Training, damit der seltsame Tanz der Springer und des Bajazz auch funktioniert, und mehrere Auftritte bei anderen Fastnachtveranstaltungen.

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Im Mittelpunkt der Tradition: der Bajazz – in diesem Jahr verkörpert von David Ruhl.

Mit der Herbsteiner Tradition faszinierten der 22-jährige Zimmermann David Ruhl als „Sprungtanzmeister“ und die sechs Pärchen aber auch in diesem Jahr das Publikum an der Spitze des langen Zuges, der sich nur ganz langsam durch die Stadt bewegte – gebildet aus etlichen Karnevalvereiniungen und Vereinen der Region. Und alle müssen warten, wenn der Bajazz mit den Springern an den Häusern der Honoratioren anhalten, um mit der Dame des Hauses zu tanzen.

Wie im Karneval üblich, nahmen die Narren auch am Herbsteiner Rosenmontag einige aktuelle Themen aufs Korn. Die Bundeswehr in familienfreundlicher Teilzeit war eines, der Wandel des Schlagersängers Heino zum Rockstar ein anderes. Gleich mehrere Male galt der närrische Spott aber einer ganz hessischen Geschichte: dem Verschwendungsskandal des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst.

Eine Foto-Galerie vermittelt Eindrücke vom Springerzug in Herbstein.

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Mehrfach auf die Schippe genommen: der Limburger Bischof Tebartz-van Elst.

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