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Die Alsfelder Brauerei meldet sich zurück: "Neu in alter Frische"Ehrgeiziges Ziel: die Nummer eins in Hessen

ALSFELD (aep). Es klingt nach sehr ehrgeizigen Plänen, mit denen die Brauerei in Alsfeld ein halbes Jahr nach der Erholung von der Insolvenz jetzt an die Öffentlichkeit tritt: Mit neuem Bier, mit neuen Etiketten und noch mehr „Bio“-Anspruch will man über die Grenzen der Region Alsfeld und Hessen hinaus Marktanteile erobern. Das erklärte der Gesellschafter Martin Steffes-Mies bei einem Pressegespräch und formte das Vorhaben zu einem kernigen Satz: „Wir wollen das Bier für Hessen sein.“ Das Credo dazu: „Neu in alter Frische!“

Geschäftsführer Dieter Resch, der Gesellschafter und Generalbevollmächtigte Jochen P. Schwiersch sowie Martin Steffes-Mies luden Medienvertreter der ganzen Region zum Gespräch, und wenn die neuen Herren der Alsfelder Landbrauerei das Unternehmen und ihre Pläne erklären wollen, dann beginnt der Vortrag immer noch bei der langen Geschichte des 1858 gegründeten Unternehmens. Aber bei der Beschreibung des Status Quo und beim Ausblick spricht Martin Steffes-Mies durchaus von einem „Startup“-Unternehmen, so tiefgreifend sei der Relaunch der Marke Alsfelder Bier ausgefallen. Man will raus aus der Ecke des Althergebrachten und mit frischen Ideen neue Kundschaft gewinnen. Die Begriffe Natur, Bio und Heimat spielen dabei eine große Rolle.

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„Wollen das Bier für Hessen sein“: Gesellschafter Steffes-Mies (r.) bei der Pressekonferenz.

„Wir sind überzeugt, dass wir hier eine starke Marke haben“, stellt Steffes-Mies fest. Eine Marke „mit starken Wunzeln in der Heimat“ – die allerdings an neue Entwicklungen angepasst werden müsse. Dafür entwickelten die Brauerei-Herren ein komplett neues Erscheinungsbild und versprechen nach dem Neustart im September 2013: „Wir machen wieder was Gutes draus.“ Die neuen Etiketten fallen in der Tat sofort auf: Aus den einst glänzenden „Wappenschildern“ sind einladend warmtonige Etiketten geworden – mit griffigen Namen drauf.

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„Wir sind jung, wir packen das an“: Marketing-Chefin Claudia Richey bei ihrem Vortrag.

Zu dem neuen Image gehören aber nicht nur Etiketten, erläutert Claudia Richey, die neue Marketing-Chefin der Brauerei, „sondern ein Füllhorn an Maßnahmen“. Etwa eine Menge Werbung mit einem „frischen, zeitgemäßen Auftritt“, der die neue Botschaft vermittele: „Wir sind jung, wir packen das an“. Der Slogan „Neu in alter Frische“ soll das heimische Publikum auf die Neuerungen vorbereiten. Und mit witzigen Werbesätzen – „Ich will eins auf den Deckel“ – traue sich die  Brauerei jetzt auch an Selbstironie. Das Ganze wolle man auch über soziale Netzwerke im Internet und überhaupt mit mehr Online-Auftritt kommunizieren: „Wir möchten, das man mit uns spricht.“

Die Konzentration auf das Brauen

Besonderes Augenmerk legt die neue Führung nun auch auf den Anschluss an Vertriebswege, über die das Alsfelder Bier weit über alte Grenzen hinaus bekannt und verkauft werden soll – immer mit dem Anspruch der besonderen Reinheit. Das recht ehrgeizig anmutende Ziel erklärt Martin Steffes-Mies: „Das Alsfelder Bier soll Nummer eins in Hessen werden.“ Mit einer „sympatisch, ehrlichen Art“, wolle man sich als kleine Brauerei gegen „Fernseh-Biere“ durchsetzen – und mit der Konzentration  auf das Kerngeschäft wolle man der Brauerei auch die Kraft dafür geben. Das heißt: Den Vertrieb und die gastronomischen Bereiche habe die Brauerei an Partner vergeben, konzentriert sich einfach auf die Bierproduktion.

Wer Nummer eins werden will, muss an Großen wie der Licher Brauerei vorbei. Das weiß auch der Gesellschafter: „Die Großen beäugen uns schon und sehen, was wir tun.“

Für den Sprung über Hessens Grenzen hinaus setzt die Brauerei besonders auf die „Naturburschen“: sechs Biersorten – in einem Gesamtsortiment von 21 verschiedenen Bieren übrigens – die nach den Ansprüchen von Bio-Produkten hergestellt werden und in der Erscheinung ein einheitliches Bild ergeben. Das geht über die traditionelle Brauweise hinaus: „Das Reinheitsgebot deckt den Bio-Anspruch nicht ab“, stellt Steffes-Mies fest.

Bei diesen Alsfelder Bieren kommen die Inhaltsstoffe von biologisch produzierenden Betrieben aus der Region: hergestellt ohne Pestizide und ohne Gentechnik. Dafür schmückt denn auch das Bio-Siegel die Etiketten vom Pilsener, Bock, Emmer, Dinkel, Radler und seit neuestem: dem Porter. Und weil es gerade sechs „Naturburschen“ sind, gibt es die auch im Probier-Secherpack. Getrunken werden diese Sorten auch gerne im Vogelsberg, sollen aber vor allem in den großen Städten der ganzen Republik begehrtes Landprodukt werden.

Daheim bleibt aber auch manches wie gehabt: Das Alsfelder Pils ist noch das Alsfelder Pils, verspricht die Marketing-Chefin. Das „Leos“ behält auch noch die altgen Etiketten. Und das Alsfelder Rathaus-Pils, das behält auch den beliebten Bügelverschluss.  So setzt die Brauerei in der Heimat auch auf Heimat. Martin Steffes-Mies appeliert: „Wir brauchen die Unterstützung der Bevölkerung.“

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Warme, einheitliche Töne auf den Flaschen: die neuen Etiketten – hier bei den „Naturburschen“.

 

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