
Qualitätssicherung im RettungsdienstReanimationsfeedback im Rettungsdienst eingeführt
VOGELSBERGKREIS (ol). Im Vogelsbergkreis wurde ein neues Reanimationsfeedback-System eingeführt, das Einsatzkräften innerhalb von 48 Stunden eine strukturierte Rückmeldung zur durchgeführten Wiederbelebung bietet. Grundlage sind die während des Einsatzes erhobenen medizinischen Daten, die automatisiert ausgewertet werden. Ziel ist es, die Qualität der kardiopulmonalen Reanimation weiter zu verbessern und Mitarbeitende bei der Bewältigung hochkomplexer Einsatzsituationen zu unterstützen.
Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 136.000 Personen einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand. Für die betroffenen Patienten ist eine schnelle und präzise Reanimation entscheidend. Für die Mitarbeitenden im Rettungsdienst sind diese Einsätze mit einer hohen Belastung verbunden, denn bei einer Wiederbelebung muss jeder Handgriff sitzen. Der DRK Rettungsdienst Mittelhessen (RDMH) und der Vogelsbergkreis wollen Notfall- und Rettungssanitätern mit einem Feedback mehr Transparenz über die Qualität der erfolgten Reanimation ermöglichen, das berichtet der RDMH in einer Pressemitteilung.
„Eine der Besonderheiten bei der kardiopulmonalen Reanimation, also der Behandlung eines Herz-Kreislaufstillstands, ist, dass wirklich parallel hochkomplexe Entscheidungen getroffen und sehr präzise, gleichzeitig kraftraubende manuelle Handlungen vollzogen werden müssen. Das haben wir so bei keinem anderen Notfall. Der Vorteil ist aber, dass dieser Ablauf, viel mehr als bei allen anderen Notfällen durchstandardisiert ist. Das macht es gleichzeitig notwendig und möglich, die Qualität, sowohl was die einzelnen Handlungen als auch den ganzen Ablauf angeht, zu überwachen und den Beteiligten ein Feedback zu geben. Und das nicht aus einem Training, sondern aus dem realen Einsatz! Die Daten sind schon da, bis jetzt haben wir damit aber nichts oder zu wenig angefangen – das ändern wir jetzt! Das ist ein weiterer Baustein in der qualitativ hochwertigen und modernen notfallmedizinischen Versorgung im Vogelsbergkreis“, erklärt Dr. med. Dennis Humburg, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Vogelsbergkreis.
Im Oktober wurde dafür das sogenannte Reanimationsfeedback an den Start gebracht. Innerhalb von 48 Stunden erhalten alle an der Reanimation beteiligten Mitarbeitenden ein Feedback. Grundlage dafür sind die beim Einsatz erhobenen medizinischen Daten, die in eine Datenbank eingespeist werden. Daten daraus werden automatisiert in ein Feedbackformular überführt und dem Einsatzdienstpersonal zur Verfügung gestellt. Erfasst werden dabei u.a. die Gesamtdauer der Reanimation, die Anzahl der erfolgten Defibrillation und die Angaben zur Drucktiefe der Thoraxkompressionen.
„Der Fokus liegt darauf, die Qualität der Versorgung gemeinsam zu stärken. Zugriff auf die Formulardaten haben ausschließlich die Personen, die aktiv an der Wiederbelebung beteiligt waren. Mitarbeitende können so den Verlauf der Reanimation mit den ERC- Guidelines, also den europäischen Leitlinien zur Reanimation vergleichen“, erklärt Rainer Ruppert, Betriebsleiter beim DRK Rettungsdienst Mittelhessen und ergänzt: „Abweichungen werden während eines so stressigen Einsatzes oft selbst nicht wahrgenommen.“
Ein nachträgliches Reanimationsfeedback ermöglicht den Einsatzkräften eine strukturierte Auswertung der Abläufe, ohne den Stress der akuten Einsatzsituation. Mögliche Verbesserungspotenziale werden so deutlich und sorgen dafür, dass sich die Qualität der Wiederbelebung verbessern kann. Das Reanimationsfeedback ist damit ein wichtiger Baustein moderner Qualitätssicherung im Rettungsdienst – zum Wohl von Patienten und Einsatzkräften gleichermaßen.

Foto: RDMH


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