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Bündelung von wirtschaftlicher und medizinischer Kompetenz im Zuge des KrankenhausstrukturgesetzesThomas Faust neuer Vorstand der Eichhof-Stiftung Lauterbach

LAUTERBACH (ol). Seit dem 1. September ist Thomas Faust neuer Vorstand der Eichhof-Stiftung Lauterbach und Geschäftsführer des Krankenhauses Eichhof sowie der Tochtergesellschaften. Der bisherige Finanzchef folgt auf Mathias Rauwolf, der auf eigenen Wunsch ausschied. Faust will die wirtschaftliche Sanierung des Hauses vorantreiben, die Mitarbeitenden stärker einbinden und die Umsetzung des Krankenhausstrukturgesetzes aktiv gestalten.

Wechsel in der Führungsetage am Eichhof: Der langjährige Finanzchef Thomas Faust, Health Care-Manager und Controller IHK, ist seit 1. September dieses Jahres neuer Vorstand der Eichhof-Stiftung Lauterbach und in dieser Funktion ebenfalls Geschäftsführer des Krankenhauses Eichhof sowie der weiteren Tochtergesellschaften Eichhof Pflege gGmbH mit dem ambulanten Pflegedienst Sozialstation Eichhof und dem Seniorenzentrum Schlitzerland, der Krankenhaus Eichhof Service gGmbH, der MVZ Eichhof gGmbH sowie der Vogelsberger Lebensräume gGmbH. Dies gab die Eichhof-Stiftung in Lauterbach in einer Pressemitteilung bekannt. Notwendig wurde dieser Schritt, da der bisherige Vorstand Mathias Rauwolf auf eigenen Wunsch aus der Stiftung ausgeschieden ist.

„Wir haben als zweitgrößter Arbeitgeber im Vogelsberg mit fast 1.000 Mitarbeitenden in allen gemeinnützigen Gesellschaften der Stiftung eine hohe Verantwortung gegenüber der Belegschaft. Mit unserem Wunschkandidaten Thomas Faust senden wir ein starkes Signal an die Öffentlichkeit und die Politik, dass wir in Zeiten von Strukturreformen und gesetzlich geforderten Veränderungen in der Krankenhauslandschaft handlungsfähig sind“, erklärt der Sprecher des Trägers, Stiftungsratsvorsitzender Dr. Gerhard Schlitt. Mit Thomas Faust sei nun ein Mann an der Spitze, der insbesondere das Krankenhaus von der Pike auf kenne und den Rückhalt beim Personal, vor allem aber auch im Stiftungsrat genieße, so Schlitt.

Dem neuen Vorstand zur Seite stehen der Ärztliche Direktor und Chefarzt Innere Medizin/Gastroenterologie Dr. Johannes Roth sowie der Chefarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin Dr. Martin Grapengeter, die bereits seit mehreren Monaten zusätzlich zu ihren Kernaufgaben gemeinsam mit dem Stiftungsrat das Krankenhaus Eichhof fit für Veränderungen der Zukunft machen und vor allem die wirtschaftliche Situation des Hauses deutlich verbessern wollen.

„Ich bin sehr dankbar, dass die ärztlichen Kollegen mit ihrer hohen medizinischen Expertise mein Bestreben den Krankenhausstandort zu erhalten und damit die Versorgung der Bevölkerung weiter zu sichern, begleiten und intensiv unterstützen“, erklärt der neue Vorstand Thomas Faust. Das Krankenhaus Eichhof habe zwar bereits den systemrelevanten Status anerkannt bekommen, die wirtschaftliche Sanierung des Hauses, das in den vergangenen Jahren jährlich mit fast drei Millionen Euro aus Rücklagen der Stiftung gestützt werden musste, stehe jedoch nun im Vordergrund, so der 47-Jährige. Für die Umsetzung des Krankenhausstrukturgesetzes, das vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf den Weg gebracht wurde, und den Erhalt der Arbeitsplätze bedürfe es jetzt weitergehender Maßnahmen. Anders als sein Vorgänger wolle er die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr einbinden, die Kommunikation verbessern und auf Ideen und Anregungen aus der Belegschaft eingehen.

Medizinische Versorgung sichern

„Wir sind angetreten, um die kaufmännische und medizinische Kompetenz zu bündeln. Dazu müssen wir mit anderen Krankenhäusern kooperieren, um weiterhin eine umfangreiche medizinische Versorgung der Patienten im Vogelsberg zu sichern“, erklärt Chefarzt Dr. Johannes Roth. Dies gehe nur gemeinsam im Schulterschluss mit den politischen Mandatsträgern, die wie beispielsweise der Landkreis einen Sicherstellungsauftrag und damit auch eine politische Verpflichtung hätten.

Ein zentrales Instrument der Reform stelle die Einordnung in Leistungsgruppen dar, so der Ärztliche Direktor. Stationäre Leistungen müssten nach fachlichen Kriterien gebündelt werden, um Qualität und Spezialisierung zu fördern. Um möglichst viele Leistungsgruppen abbilden zu können, bedürfe es einer breiten fachärztlichen Aufstellung sowie entsprechender Fallzahlen. Dies stelle insbesondere kleinere und mittlere Häuser vor erhebliche Herausforderungen.

Vertikale Versorgungslogik statt isolierter Strukturen

Chefarzt Dr. Martin Grapengeter sieht Bedarf bei der Versorgungslogik: „Wir müssen nach außen unser Angebot schärfen und uns kooperativ und leistungsgerecht aufstellen.“ Die strukturellen Vorgaben dürften sich nicht nur auf Krankenhäuser der Regelversorgung beziehen. Vielmehr sei ein vertikales Denken innerhalb der Versorgungslandschaft notwendig. Das bedeute, dass eine effiziente und patientenzentrierte Versorgung auch die gezielte Weiterleitung an Kliniken der Vollversorgung einschließt – jedoch ohne dabei unnötig große Distanzen für Patientinnen und Patienten in Kauf zu nehmen.

Um Versorgung wohnortnah und gleichzeitig auf hohem fachlichem Niveau sicherzustellen, bedürfe es einer stärkeren Vernetzung zwischen Kliniken unterschiedlicher Versorgungsstufen. Kooperationen zwischen Regelversorgern – etwa zwischen den Einrichtungen Lauterbach und Alsfeld – könnten dazu beitragen, personelle und strukturelle Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Ziel sei es, medizinische Fachkompetenz zu bündeln, Versorgungslücken zu schließen und Patienten nicht über 40 oder 50 Kilometer transportieren zu müssen, um notwendige Behandlungen zu erhalten, erklären die erfahrenen Mediziner im dreiköpfigen Gremium.

„Eine solche Transformation erfordert eine gezielte Reorganisation der bestehenden Abteilungsstrukturen. Dabei geht es nicht nur um Effizienz, sondern auch um die Bündelung von medizinischem Know-how, das an geeigneten Standorten konzentriert werden muss“, beschreiben beide Mediziner die zukünftigen Aufgaben. Spezialisierte Fachabteilungen könnten im Rahmen von Leistungsgruppen gemeinsam betrieben oder im Netzwerk sinnvoll verteilt werden – unter der Prämisse einer abgestimmten, sektorenübergreifenden Versorgung.

Netzwerken als strategischer Erfolgsfaktor

Als wichtigen Erfolgsfaktor sehen die Verantwortlichen in Lauterbach die übergreifende Zusammenarbeit mit ärztlichen Kolleginnen und Kollegen anderer Häuser. Dr. Johannes Roth: „Netzwerke gewinnen in diesem Kontext zunehmend an Bedeutung. Sie ermöglichen den Austausch medizinischer Kompetenzen über Standorte hinwegund tragen zur kontinuierlichen Qualitätsentwicklung bei. Gerade in ländlichen oder strukturschwachen Regionen sind funktionierende medizinische Netzwerke ein Garant dafür, dass Versorgung wohnortnah, effizient und zukunftssicher organisiert werden kann.“

In Zeiten zunehmender Anforderungen an Effizienz, Qualität und Spezialisierung im Gesundheitswesen stehe das Krankenhauswesen vor einer tiefgreifenden strukturellen Neuausrichtung, betont der neue Vorstand Thomas Faust. Besonders systemrelevante Einrichtungen seien gefordert, sich an den Vorgaben des Krankenhausstrukturgesetzes zu orientieren, um auch zukünftig eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Versorgung sicherzustellen. Daran werde man nun intensiv arbeiten.

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