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Chefarzt Dr. Steffen Lancee informiertKKA-Vortragsabend: „Was tun, wenn die Leiste bricht?“

ALSFELD (ol). Beim Vortragsabend in der Cafeteria des Kreiskrankenhauses des Vogelsbergkreises in Alsfeld (KKA) erläutert Chefarzt Dr. Steffen Lancee Entstehung, Diagnose und Therapie von Hernien. Im Fokus stehen minimalinvasive, netzgestützte Verfahren sowie die Abgrenzung zu anderen Ursachen von Leistenschmerzen. Zudem gibt es Einblicke in das seit 2014 zertifizierte Hernienzentrum am KKA und dessen Qualitätssicherungsarbeit.

„Schon auf Papyrusrollen aus dem alten Ägypten ist die Behandlung von Leistenbrüchen dokumentiert, bei denen versucht wurde, die Auswölbung im Leisten- und Bauchbereich mit Tape und Verbänden zu therapieren“, leitet Dr. Steffen Lancee, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie sowie ärztlicher Leiter am Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld (KKA), seinen Vortragsabend in der Cafeteria des Hauses ein. Er informiert an diesem Abend über die Entstehung von Hernien, die moderne Therapie sowie über die Arbeit am zertifizierten Hernienzentrum im KKA allgemein, berichtet die Kreisverwaltung in einer Pressemitteilung.

„Hernien, also Nabel- und Leistenbrüche, sind letztendlich Löcher in der Bauchwand, die sich entweder bilden oder erworben sind“, sagt Dr. Lancee. „Durch diese Löcher wölbt sich dann Gewebe aus dem Bauchraum hervor, was wiederum ab einer gewissen Größe Beschwerden macht. Hauptursache für die Entstehung ist ein erhöhter Druck im Bauchraum“, so der Mediziner weiter. Dieser Druck kann etwa durch Husten, Übergewicht, bei einer Schwangerschaft, beim Heben schwerer Lasten oder Verdauungsproblemen entstehen. „Außerdem gibt es eine erbliche Komponente, die zu einem erhöhten Risiko führt“, ergänzt Dr. Lancee. Auch Operationsnarben könnten Sollbruchstellen sein, von denen es allerdings auch natürliche gibt: „Beispielsweise ist die Bauchdecke im Leistenbereich oder am Nabel von Natur aus durchbrochen und dadurch anfälliger für Hernien“, weiß der Experte.

Über die Zeit kann die Bauchwand weiter geschwächt werden. Lässt sich der Bruch zurückschieben, ist keine Eile geboten. „Im besten Fall ist es Fettgewebe, das sich durch den Bruch nach außen wölbt. Im schlimmsten Fall dagegen ein Stück Dünn- oder Dickdarm. Dann ist Eile geboten, denn es kann zu Entzündungen im Bauchraum und absterbendem Gewebe führen“, mahnt der Mediziner. Eine detaillierte Untersuchung macht daher bei akut auftretenden Schmerzen großen Sinn. Sie erfordert aber – gerade auch bei Leistenbrüchen – eine große Sorgfalt. „Denn zum Beispiel für Leistenschmerzen gibt es 20 verschiedene ursächliche Diagnosen, von Hüft- oder Rückenschmerzen bis hin zu Verdauungsproblemen oder etwa einem Bruch“, sagt Dr. Lancee.

„Die Beschwerden dürften sich seit der Zeit des antiken Ägyptens nicht geändert haben – doch die Therapie ist um einiges weiter“, stellt der Mediziner fest. Ist die Hernie als Ursache für die Beschwerden ausgemacht, gibt es nur eine sinnvolle Behandlung: die Stabilisierung der geschwächten Bauchwand mittels Operation. „Bei Hernien, die sich zurückschieben lassen, ist eine planbare Operation innerhalb einer sechsmonatigen Frist nach der Diagnose angezeigt, um mit einem relativ schonenden Eingriff spätere Notfälle und größere Probleme zu vermeiden“, sagt der ärztliche Leiter. „Bei einem eingeklemmten Bruch ist Eile geboten und eine Not-Operation ist nötig, um die geschwächte Bauchwand zu stabilisieren.“

Dafür stehen am zertifizierten Hernienzentrum in Alsfeld verschiedene Methoden zur Verfügung. In der Regel kommen dabei Netze zum Einsatz, die von innen über die Bruchstelle gelegt werden und in der Bauchdecke verwachsen. Meist können Brüche in der Leistengegend minimalinvasiv mit drei kleinen Schnitten an Nabel und Bauch operiert werden. „Nach rund sechs Wochen ohne schwere körperliche Belastung sind die Netze so weit eingewachsen und das Operationsgebiet verheilt. Dadurch wird die Gefahr eines Wiederholungsbruchs deutlich gesenkt“, berichtet der Mediziner. Wird minimalinvasiv operiert, gibt es außerdem ein kleineres Zugangstrauma, weniger Gefahr von Wundheilungsstörungen und postoperativen Schmerzen, ergänzt Dr. Lancee.

Zertifiziertes Hernienzentrum und Teilnahme an Qualitätssicherungsstudie

„Das KKA ist seit 2014 zertifiziertes Hernienzentrum. Seither sind Daten von mehr als 1.700 Hernien-OPs am KKA detailliert in eine breit angelegte Qualitätssicherungsstudie der Herniamed-Gesellschaft eingeflossen“, berichtet der ärztliche Leiter. Verwendete Materialien, sich ändernde Operationsverfahren oder ausführliche Verlaufskontrollen werden darin erfasst, „und geben uns wichtige Anhaltspunkte, die OP-Ergebnisse in unserem Haus stetig zu verbessern“, sagt Dr. Lancee. Und die Daten zeigen deutlich: „Mit den Ergebnissen der rund 250 Hernien-OPs am KKA brauchen wir uns nicht zu verstecken. Ganz im Gegenteil – in fast allen Bereichen liegen wir besser als der Gesamtschnitt“, unterstreicht Dr. Lancee abschließend.

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