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Insolvenz des Fernwärme-Anbieters EABEinigen Alsfeldern droht kalter Jahresbeginn

ALSFELD (ls). Der Fernwärme-Anbieter EAB ist insolvent – was in Alsfeld schon bald für kalte Wohnungen sorgen könnte, denn auf dem ehemaligen BGS-Gelände werden über 20 Menschen und das Turnzentrum des Hessischen Turnverbands von dem Anbieter versorgt. Während Stadt, Gas-Anbieter und Insolvenzverwalter „unter Hochdruck“ nach langfristigen Lösungen suchen, hat der Turnverband schon eine kurzfristige gefunden – auch für die Anwohner.

Am Kesselhaus des Heizkraftwerks der EAB im hinteren Bereich des früheren BGS-Geländes in Alsfeld steht es schwarz auf weiß: „Am Donnerstag, den 05. Januar 2023 wird die Gasversorgung bis auf weiteres eingestellt“, ist auf dem Schriftstück an der Tür zu lesen, das außerdem darauf hinweist, dass man sich für nähere Informationen mit der EAB Energieanlagen Betriebsgesellschaft mbH in Verbindung setzen solle.

Schon von Weitem sichtbar: Die mobile Heizzentralanlage vor dem Turnzentrum des Hessischen Turnverbands in Alsfeld wurde schon frühzeitig angeschafft, weil es schon im vergangenen Jahr zu Ausfällen der Heizung gekommen ist. Alle Fotos: ls

Versuche könnten da allerdings ins Leere laufen, das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet, Verantwortliche sollen einem hr-Bericht zufolge schon längere Zeit schwer erreichbar gewesen sein. Neben Alsfeld sorgte das Chaos um den Anbieter nämlich auch in Wetzlar für Verärgerung, kalte Duschen und Wohnungen.

Turnverband autark aufgestellt

Auch einigen Alsfelder dürfte dieses Schicksal bald drohen. Weil die EAB als Fernwärme-Anbieter kein Gas mehr einkaufen kann, hat der Energiezulieferer RhönEnergie angekündigt, die Versorgung mit Gas einzustellen. Mindestens 23 Anwohner in 13 Haushalten sind davon laut Bürgermeister Stephan Paule betroffen, darunter zwei Vereine, wie beispielsweise der Hessische Turnverband, der durch den Anbieter seit Bezug in 2004/2005 nicht nur das Turnzentrum mit seinen Verwaltungsräumlichkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten, sondern auch die Sporthalle, versorgt.

Ein großer Heizlüfter, der normalerweise Zirkuszelte heizt, sorgt für 16 Grad in der Sporthalle.

Dazu wird ein großer Schlauch in die Halle gelegt, wie hier von Julian Thümmler und Elena Möller.

Dort ist man schon gewappnet für den Ernstfall – mit einem Heizlüfter, der normalerweise Zirkuszelte beheizt, für die Sporthalle und einer mobilen Heizzentralanlage für das Turnzentrum. Das warme Wasser in den Duschen der Halle wird ohnehin über Strom erzeugt, erklärte Präsidiumsmitglied Elena Möller vor Ort. Eine dauerhafte Lösung sei das angesichts der hohen Strompreise allerdings nicht, doch zumindest für den kurzfristigen Moment sei es eine Hilfe.

Schon im vergangenen Jahr ist es zu Ausfällen gekommen, weshalb der Verband schon frühzeitig eine mobile Heizzentralanlage beauftragt hat, um Ausfälle zu kompensieren, sodass keine Seminare, Ausbildungen oder auch der Vereinssport abgesagt werden muss. Kontaktversuche blieben schon damals angeblich meist unbeantwortet. „Das ist gerade auch nach den Corona-Jahren für uns keine gute Ausgangslage gewesen. Da war es eh schon so, dass viel ausgefallen ist und entsprechend waren wir froh, dass es wieder läuft“, sagte Möller. Dass nun nach der langen Corona-Pause wieder ein weiterer Rückschlag kommt und es nicht seinen gewohnten Gang geht, sei kräftezehrend.

Eine mobile Heizzentrale sorgt für warme Räume in der Verwaltung und Herberge. „Zum Glück ist es aktuell so mild“, sagte Möller.

Neben Klassenfahrten, die im Turnzentrum untergebracht werden, finden Ausbildungen für Trainer statt, verschiedene Seminare und Lehrgänge, die Halle wird an zwei Tagen in der Woche für den Schulsport sowie für Vereinsport genutzt.

Anwohner können in der Sporthalle warm duschen

„Wir haben eine gute Ausgangslage, weil wir uns frühzeitig gekümmert haben und uns nun autark, also quasi unabhängig von dem Ausfall, gerade versorgen können. Aber für die Anwohner hier oben ist das deutlich schwieriger. Wir haben Winter und sie haben kein warmes Wasser und keine warme Heizung mehr“, erklärte Möller. Den Turnverein treffe es weniger schlimm als die Anwohner. Aus diesem Grund hat der Turnverband den Anwohnern angeboten, die Duschen in der Sporthalle zu nutzen, um zumindest einen kleinen Teil zur Milderung beitragen zu können.

Das Kesselhaus des Heizkraftwerks der EAB.

Schon in den vergangenen Jahren hat sich der Verband mehrfach darüber informiert, ob eine Umstellung der Energiezufuhr auf erneuerbare Energien möglich sei. Da will der Hessische Turnverein jetzt weiter dranbleiben, auch wenn es gerade noch die Probleme mit den Lieferverzögerungen gebe. „Das betrifft uns mit der großen Anlage hier natürlich auch und auch juristisch ist noch nicht ganz klar, inwieweit wir künftig umsteigen können, weil es mit der Insolvenz nochmal eine neue Ausgangslage gibt, die es neu zu bewerten gilt“, sagte Möller. Dass es Schwierigkeiten bei dem Unternehmen gibt, hat der Verband schon durch die Berichterstattung über das Fernwärme-Chaos in Wetzlar mitbekommen, doch bis zuletzt blieb die Hoffnung, dass es zu keiner Insolvenz kommt.

Was jetzt bleibt ist die Hoffnung auf eine langfristige Lösung. An der ist der vorläufige Insolvenzverwalter, zu dem der Rechtsanwalt Professor Lucas F. Flöther berufen wurde, ebenfalls interessiert. „Das Unternehmen EAB ist insolvent und verfügt über keinerlei Finanzmittel mehr. Wenn die Wärmeversorgung in der bisherigen Form aufrechterhalten werden soll, müssen die Kosten für den Gaseinkauf von dritter Seite zur Verfügung gestellt werden“, erklärte ein Sprecher der Insolvenzverwaltung.

neben dem Turnverein sind 13 Haushalte mit 23 Anwohnern von dem Gas-Stopp betroffen.

Stadt kommt nicht für offene Gas-Rechnungen auf, alternative Lösung wird geprüft

Für die offenen Gas-Rechnungen des Unternehmens wird die Stadt aber nicht aufkommen, wie Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule auf OL-Anfrage sagte. „In Alsfeld war es der EAB-Insolvenzverwaltung nicht einmal möglich zu sagen, mit wie vielen Kunden sie noch Verträge hat, geschweige denn wie hoch die monatlichen Abschläge sind, die von den Kunden gezahlt werden“, erklärte Paule.

Als alternative und längerfristige Lösung wolle man gemeinsam mit dem Energieversorger der RhönEnergie den Einsatz von mobilen Heizgeräten prüfen – soweit die Hauseigentümer zustimmen. Das bestätigte auch die Pressestelle der RhönEnergie gegenüber OL, hält sich mit weiteren Informationen allerdings bedeckt.

„Die technische und kaufmännische Verantwortung für die Fernwärmeheizung in den Liegenschaften, die von der EAB mit Heizenergie versorgt werden, trägt die EAB Energieanlagen Betriebsgesellschaft GmbH als Fernwärmeanbieter. Die RhönEnergie Osthessen hat als Lieferant Geschäftsbeziehungen zur EAB“, erklärte die Pressestelle der RhönEnergie knapp.

So auch die Insolvenzverwaltung selbst, die auf die Frage, ob die Zahlungsunfähigkeit mit dem derzeitigen Marktgeschehen wegen des Ukraine-Kriegs zusammenhängt, erklärte, dass die Gründe erst später aufgearbeitet werden. „Im Moment liegt der Schwerpunkt auf der Wiederherstellung der Energieversorgung für die Menschen in der Region – soweit möglich.“

3 Gedanken zu “Einigen Alsfeldern droht kalter Jahresbeginn

  1. Selbst ist die Frau/der Mann!
    Bei unserem Nachbarn versagte am Silvestertag die Zentralheizung. Er bat nicht den Bürgermeister um Hilfe, er rief seinen Heizungsinstallateur an, der ihm schnellstens eine neue Anlage installierte.

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  2. Ja, komisch warum will man nicht in einem Wohngebiet bauen und urbanes Gebiet ausweisen. Da stimmt doch was nicht!!!
    Jeder kann ja mal Googeln was das heißt. Es wäre nämlich „fast alles“ möglich. Das kann doch keiner verstehen. Die Hauseigentümer oder Anwohner in der Goldschmiedswiese sollten da hellhörig werden, nicht dass die nächste Überraschung bevorsteht. Schnell fällt der Wert einer Immobilie. Am besten sofort Widerspruch einlegen.
    Wie @ Alsfelder Bürger vermutet könnte es durchaus sein dass da was schief läuft. Wenn man durch die Goldschmiedswiese von links kommend durchfährt und linksseitig schaut, das ist schon krass. Direkt daneben sollen Wohnungen und ein Seniorenheim entstehen. Das kann man sich nicht vorstellen. Dass es dort laut ist kann man sogar sehen. Den Lärm hätte man nie zulassen dürfen weil direkt nebenan ein Wohngebiet ist.

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  3. Das ist schlimm was da passiert und geht an die Gesundheit.
    Und wieder einmal sieht man dass wenn es darauf ankommt man von allen Seiten nur“ heiße Luft bekommt“. Die wärmt aber nicht.
    In der Hessenschau oder in anderen Medien sieht man den Bürgermeister bei betroffenen stehen und erweckt den Eindruck dass er ja das alles versteht, sich einsetzen will, aber nichts machen kann.
    In der Goldschmiedswiese ist einiges schief gelaufen und der Bürgermeister als Chef der Stadt hat sehr wohl Verantwortung und die Möglichkeit der Steuerung, egal um was es geht.
    Seit 2018 kämpfen schon die Anlieger der einzigsten Zufahrtsstraße “ Am Ringofen“ gegen den Lärm, hauptsächlich Nachts. Es fahren Schwerlaster in dieses Gebiet Goldschmiedswiese zum Umbrücken, bis heute. Es gibt keine Nachtruhe mehr. Der Bürgermeister und andere Behörden schieben den “schwarzen Peter“ hin und her.
    Das geht auf Kosten der Gesundheit der Anlieger. Auch die geplanten Wohnungen und ein Altenheim das mitten im Lärm gebaut werden soll, bewegt die Stadt und den Bgm. nicht dagegen vorzugehen. Die Bauaufsicht des VB die zulässt dass die Lärmgrenzwerte zum Wohngebiet (zur Zeit nicht bebaut) vielfach nicht eingehalten werden, handelt nicht. Es spielt keine Rolle ob bebaut oder nicht. Was plant man stattdessen: Den Bebauungsplan oder die Nutzung so zu ändern und ein urbanes Gebiet auszuweisen, was den krankmachenden Lärm legalisiert. Geld regiert die Welt, darf nicht der Maßstab sein. Hier geht es um unsere Gesundheit. Leider ist es immer so ,wenn man nicht direkt davon betroffen ist, legt man die „Ohren an“. In der Goldschmiedswiese stimmt aber etwas generell nicht mehr, ob z.B. Infrastruktur,Erschließung oder der Lärm. Die Stadt und der Bürgermeister soll endlich was tun. Kein Stadtverordneter und auch nicht der Bürgermeister würde in der Goldschmiedswiese oder Am Ringofen wohnen wollen. Man kann aber auch annehmen dass es dann gar nicht soweit so weit gekommen wäre.

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