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BUND veranstaltete Informationsrunde im Alsfelder BürgergartenBeim Klimaschutz nicht reden, sondern handeln

ALSFELD (ol). „Klimaschutz zum Selbermachen“ war das Motto einer Informationsveranstaltung des BUND im Bürgergarten Alsfeld. Interessierte Hausbesitzer lauschten andächtig, als Ingenieur Bernhard Becker aus dem Fundus seiner reichen Erfahrungen auspackte und diskutierten danach miteinander – ganz so, wie sich die Veranstalter das erhofft hatten: Eben „Klimaschutz zum Selbermachen“ unterstützt durch das Bürger-Know-how vor Ort.

Die Fragen  waren vielfältig: die Heizungsanlage ist alt – welche solls nun sein? Funktioniert so eine Wärmepumpe auch im Winter bei Minus-Graden? Was wäre, wenn jeder mit Holz heizt – wie ist das mit dem Feinstaub, kann man das überhaupt verantworten? Und auch das Publikum war bunt gemischt: gestandene Handwerker mit viel praktischer Erfahrung, kostenbewusste Hausbesitzer und Nutzer fortschrittlicher Kaminöfen. Mit dabei auch zwei Sonnenenergie-Veteranen, die vor 30 Jahren ihre Solaranlage zur Warmwassererzeugung noch selbst gelötet hatten – in einer pfiffigen Selbsthilfegruppe namens „SAMOS“ – „Das Ding läuft immer noch!“. So heißt es in der Pressemitteilung.

Weiter heißt es in der Pressemitteilung, dem Ingenieur und Referenten des Abends, Bernhard Becker, war nichts zu schwer. Er schöpfte aus dem reichen Schatz eigener Erfahrungen und konnte immer wieder auf seine Kontakte mit anerkannten Bauphysikern und Herstellern verweisen. Seine Kernbotschaft war: Energie muss nicht teurer werden – schon jetzt sind preiswerte Lösungen machbar die außerdem klimaschonend sind. Und ein Schlüssel für „weniger CO2 ist die dezentrale Energieversorgung in Bürgerhand und die konsequente Nutzung der Abwärme. Sein Appell an die Politik: räumt bürokratische Hürden beiseite. Beispiele für das „Ausbremsen“ von Initiativen gab es auch aus dem Publikum und auch die Ovag als kommunaler Energieversorger habe deutliche Kritik geerntet.

Die „Energiewirtschaft“ zuhause finde in einzelnen Modulen statt, die eng miteinander zusammenhängen könnten. Pro Tag beispielsweise verbrauche ein durchschnittliches Haus oder eine Wohnung 10 kWh an Strom. Ein einfaches Elektro-Auto habe einen Akku, der mindestens 30 kWh an Energie speichere, also dreimal so viel. Und eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach die bis zu 10 Kilowatt leistet passt auf manches Dach. Überhaupt: alle Häuser können zu Plusenergie Häuser werden, sie geben dann mehr Energie ab als sie verbrauchen.

Einige Kenngrößen nahmen die Zuhörer mit nach Hause:

  • 10 kWh (Kilowattstunden): eine wichtige Kenngröße im Haushalt. Soviel Energie „steckt“ in einem Liter Heizöl (oder Diesel)  und in einem Kubikmeter Erdgas. 10 kWh zu verbrauchen setzt aber unterschiedlich viel vom Klimagas CO2 frei: bei Heizöl oder Diesel sind es  2,6 kg CO2 ; beim angeblich so umweltfreundlichen Erdgas sind es immerhin 2 kg;  Spitzenreiter ist „normaler Strom“ zur Zeit sind es beim heutigen Strommix 3,6- 4 kg – aber bei der Verwendung von Photovoltaik oder  Holz  nahezu null  kg CO2.
  • Der private Energie-Kosten-Mix: etwa ein Drittel der Energiekosten entfallen auf die Heizung: im Durchschnitt 2000 Liter Öl, ein Drittel sind Stromkosten für ca. 3000 Kilowattstunden im Jahr und ein Drittel kostet der Sprit für´s Auto bei etwa 15.000 Kilometern. Die Zuhörer rechneten nach – und die meisten nickten.
  • “ Reparatur vor Neukauf“ – so geht Umweltschutz. An konkreten Heizungskellern zeigte Becker: „Wo kann der alte Kessel drin bleiben und eine hydraulische Weiche im Heizsystem sein?“

Weiter heißt es in der Pressemitteilung, der Referent habe in der abschließenden Diskussion einen „ganz besonderen Klima-Sündenfall“ angesprochen, den Bau der A49, de aus seinen Augen nicht zum heutigen Klimaschutz passe.

Das Bundesverfassungsgericht habe jüngst bestätigt, dass wirksame Klimaschutz-Maßnahmen jetzt umgesetzt werden müssen, damit die Jugend von heute nicht auf den Auswirkungen sitzen bleibe. Unter dem Titel „Wir und das Klima“ werde der BUND deshalb in lockerer Folge Diskussionen, Vorträge und Exkursionen anbieten die Lust auf Klimaschutz im Alltag machen sollen.

3 Gedanken zu “Beim Klimaschutz nicht reden, sondern handeln

  1. Genau richtig! Wir müssen jetzt handeln! Allen voran die politisch Verantwortlichen denn sie setzen die Randbedingungen und haben eine Signalfunktion. Am Beispiel der kastastrophal geplanten A49 ist ganz klar eine rückwärtsgwandte und aufs Auto konzentrierte Politik am Werk. Die geplante Autobahn würde den Menschen im Vogelsberg mehr Lärmbelastung bringen. Durch Rodungsmaßnahmen sind bereits etliche 10.000m2 an Dauerwald vernichtet worden. Jetzt soll auch hunderte Hektar für den Fahrbahnbelag versiegelt werden. Das ist für mich nicht verständlich. Waren gehören auf die Schiene!

    Durch regionalen Lebensmittelanbau und dem Kauf in Geschäften vor Ort muss nicht weit gefahren werden. Der Schnellbus X39 oder die Bahn sind gute Möglichkeiten zu reisen. In Alsfeld kann man laufen oder mit dem Fahrrad fahren. Die Ortsteile brauchen dringend eine bessere Anbindung, sowohl beim Radweg als auch beim ÖPNV.

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    1. Lieber Philipp Balles,
      ich weiß nicht, wie alt Sie sind. Ich bin älter. Dass Güter auf die Schiene gehören, dieses Motto gab es schon vor 60 Jahren. Abgesehen von logistischen Problemen, müssten dann eben die Kapazitäten erhöht werden. Wenn statt der Autobahn eine Bahntrasse von Kassel zur A5 gebaut würde, dann hätten wir den gleichen Unmut in der Gesellschaft.

      Die Menschen wollen alle Vorzüge unserer modernen Gesellschaft nutzen, sind selbst aber nicht bereit, auch kleinere Nachteile in Kauf zu nehmen.
      Dank Lärmschutzwänden wird die Autobahn kaum wahrgenommen werden. Wichtiger ist, doch dass sich die Bauarbeiten nicht ewig hinziehen.

      Setzten Sie sich doch bei anderen, in Planung befindlichen Projekten dafür ein, dass z.B. eine Bahnstrecke als Alternative gebaut wird. Dagegen sein und kritisieren ist nämlich immer einfach.

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  2. Weitesgehend kann man zustimmen.

    Was nicht stimmt:
    1.
    Natürlich ist das alles nicht so „billig“, wie hier angepriesen. Ein Energieberater kann im Einzelfall dafür sorgen, dass das Geld auch wirtschaftlich eingesetzt wird.

    2.
    Die A49 ist kein „Klima-Sündenfall“. Durch den Bau der Autobahn werden Umwege und damit Treibstoff und CO2 gespart. Wenn der Verkehr zukünftig mit Strom funktionieren soll, dann brauchen wir kürzere Wege, um nicht ständig anhalten und zwischen tanken zu müssen.

    Man sollte auch fair sein. Verantwortlich für den Verkehr sind wir alle, auch die Alsfelder. Wir sind selber unterwegs mit dem PkW oder wir kaufen Produkte, die häufig mehrmals transportiert werden müssen.

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