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"Plötzlich fand ich mich am Boden wieder" - Zeugenaussagen, Analysen unveröffentlichter VideosA49: Kirchliche Beobachterin von Polizei niedergerungen – eine Rekonstruktion

ExklusivDANNENROD (ls/jal). Eine kirchliche Beobachterin ist am Samstagnachmittag im Dannenröder Wald von Einsatzkräften der Polizei niedergerungen worden. Was ist passiert? OL hat mit Zeugen und der Betroffenen selbst gesprochen, dazu mehrere bislang unveröffentlichte Videos ausgewertet. Der Versuch einer Rekonstruktion der Ereignisse.

Die Videosequenz, die auf Twitter derzeit kursiert, ist kurz, umfasst gerade einmal acht Sekunden. Zu sehen ist ein Polizeibeamter in voller Schutzmontur, der aus dem linken Bildrand zwischen ein paar schmalen Bäumen hervortritt und auf dem Feldweg gezielt in Richtung einer Gruppe von Menschen läuft. Im näheren Hintergrund ist auf dem Feldweg eine kleinere Barrikade aus Ästen zu sehen, in weiterer Entfernung lassen sich einige Polizeibeamte auf der anderen Seite der Barrikade erkennen.

„Geht zurück!“, rufen ein Beamter, und zeigt mit dem Finger auf die Gruppe. Nochmal ruft er „geht zurück!“ und kommt mit großen Schritten auf die Gruppe zu. Während die Kamera auf die rechte Seite schwenkt und dabei eine kleinere Gruppe an Menschen zeigt, wiederholt der Beamte seine Rufe nochmals. Als er die Gruppe erreicht hat, schubst er einen Menschen, der ein Megaphon in der Hand hält, leicht zurück. Ein Fotograf in der Nähe macht Bilder der Aktion, während andere Beobachter mit Abstand drum herum stehen. Dann dreht sich der Beamte in Richtung Kamera und schreit „Zurück gehen!“ und weist mit einer energischen Handbewegung die Richtung.

Die Kamerabewegung weicht nach hinten. „Lass deine Aggressionen zuhause“, ruft jemand in dem Geschehen, während die Kamera die eigentliche Szene zeigt: Im Hintergrund wird eine Frau von drei Polizeibeamten abgeführt. Zwei Beamte halten sie an den Armen fest, scheinen sie fast zu tragen. Mit ihren Beinen stemmt sich die Frau offenbar leicht gegen die Laufrichtung, versucht augenscheinlich sich zu wehren. Die Frau trägt eine gelbe Warnweste und und einen blauen Helm. Was vorher geschehen ist und warum die Frau von den Beamten abgeführt wird, ist in dem Video nicht ersichtlich. Auf Twitter ist die Aufnahme überschrieben mit den Worten „Die kirchliche Beobachterin musste dran ‚glauben'“.

In einer Videosequenz, die nicht über die sozialen Medien veröffentlicht wurde, die der OL-Redaktion allerdings vorliegt, ist zu sehen, dass umstehende Menschen, die das Abführen der Frau beobachten, auf die Polizisten zugehen. Sie versuchen augenscheinlich, die Situation zu beruhigen. „Macht mal langsam, ihr seid so viele“, sagt ein junger Mann. Die Beamten lassen von der Frau ab, die daraufhin akustisch unverständliche Worte an die Beamten richtet, sich gleichzeitig im Rückwärtsschritt aus dem Bildausschnitt heraus bewegt.

Hinter ihr stehen Beobachter der Situation, die sie von den Beamten abhalten und aus der Situation begleiten. „Ihr seid nur gut bezahlte Hooligans“, rufen einige umstehende Menschen, während die Frau aus dem Bild verschwunden ist. Einer der mittlerweile fünf Beamten scheint nochmal ein Gespräch beginnen zu wollen, wird von einem Kollegen allerdings nach hinten gezogen. Mit wem, ist nicht ersichtlich. Dann endet das Video.

Ein Augenzeuge wird später berichten, dass die Frau Im Nachgang unter Schock gestanden habe. Aus der Beobachtung heraus sei sie wohl nicht mit einem Schlagstock geschlagen worden, allerdings habe man sie massiv bedroht. Die Polizei habe vorab eine Kette gebildet, zu diesem Zeitpunkt sei kein Feuerwerk gezündet worden, es habe aber Rauch einer Rauchbombe in der Luft gelegen – weit entfernt von der Situation. Die anwesenden Menschen hätten nicht versucht die Kette zu durchbrechen, sie hätten Abstand von der Polizei gehalten. Die Aggressivität der Polizei, so die Schilderung des Zeugen, sei nicht nachvollziehbar gewesen.

Ein anderer Post im Netz zeigt ein Bild, eine Momentaufnahme. Die Frau im rechten Bildrand, die seitlich der Barrikade auf dem Boden liegt, scheint dieselbe zu sein wie in dem Video. In ihrer linken Hand hält sie ein Smartphone, mit der rechten fasst sie auf ihren Helm – fast so, als würde sie den Kopf einziehen oder den Helm festhalten. Ein Beamter steht von hinten über sie gebeugt, die rechte Hand am Schlagstock, die linke ist hinter ihrem Rücken. Von der anderen Seite beugt sich ein weiterer Beamte neben sie, den Schlagstock in der Hand, der ausgestreckt in Richtung der Frau ist.

Im Hintergrund sieht man zehn weitere Beamte, die die Situation in dieser Momentaufnahme zu beobachten scheinen. „So geht die Polizei mit einer kirchlichen Mitarbeiterin um, die sich als neutrale Demobeobachterin zur Verfügung gestellt hat“, schreibt ein Nutzer dazu und teilt einen rangezoomten Ausschnitt des Bildes.

Stattgefunden haben soll das ganze am Samstagnachmittag gegen 15 Uhr zwischen der Mahnwache am Schmitthof und dem Camp „Nirgendwo“ mitten im Wald. In einem Post des „Danni-Tickers“ auf Twitter, der eine leicht andere Zeit angibt, heißt es zudem, die kirchliche Beobachterin sei von der Polizei „niedergeknüppelt“ worden. Schnell verbreitete sich die Nachricht in sozialen Netzwerken und sorgte für Entsetzen. Aber was genau ist da geschehen?

Rekonstruktion der Ereignisse

Ein Anruf bei der Polizei gibt am Samstag noch keinen Aufschluss. Man habe noch nichts davon mitbekommen, heißt es, man wolle sich umhören. Am Abend twittert die Polizei darüber – jedoch ist der Kern der Aussage wieder lediglich, dass man noch nichts genaueres wisse und versuche, den Vorfall aufzuklären.

Am Sonntagabend folgt die Reaktion des Evangelischen Dekanats Vogelsberg: „Am Samstag ist eine unserer kirchlichen Beobachterinnen im Dannenröder Forst in einen Polizeieinsatz geraten und dabei niedergerungen und verletzt worden“, heißt es in dem Statement auf Facebook. Der Frau gehe es den Umständen entsprechend gut. Die Polizei, so teilte es das Dekanat mit, habe ihm gegenüber von einer „dynamischen Situation eines massiven Angriffs von circa 300 Personen auf unsere Einsatzkräfte“ gesprochen, in die die Beobachterin geraten sei. Die kirchliche Beobachterin selbst wird später ebenfalls davon berichten, dass es einen Angriff gegeben habe- den ersten, den sie selbst beobachtet hat. Allerdings spricht sie von deutlich weniger Menschen, ihren Schätzungen nach waren es höchstens 100. Auch seitens der Landeskirche gab es am Sonntag Kritik an der Aktion: „Wir lehnen als Kirche jede Form von Gewalt klar ab, sowohl gegen friedlich demonstrierende Bürger als auch gegen Polizei und gegen Arbeiter“, erklärte der evangelische Propst für Oberhessen, Matthias Schmidt.

Auf den veröffentlichten Videos ist von einem Angriff nichts zu sehen, allerdings zeigt das Material im Netz lediglich acht Sekunden, die das Ende der Situation abbilden könnten. Die Frau wurde dabei bereits abgeführt, ein „Niederringen“ ist nicht zu sehen, aber auch kein Angriff von 300 Personen. Schätzungsweise zeigt das Video höchstens 15 andere Menschen, die verteilt in dem Waldstück stehen. Ob sich hinter dem Menschen, der die Szene filmte, noch weitere Personen befanden, ist nicht ersichtlich. Wie sich später im Gespräch mit der kirchlichen Beobachterin herausstellen soll, gab es wohl tatsächlich einen Angriff, allerdings zu einem Zeitpunkt davor, an einem anderen Ort im Wald.

Zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort?

Was aber hatte die kirchliche Beobachterin mit der Aktion zu tun? „Sie war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort“, fasst es Ralf Müller, der Initiator der Beobachtungs-Aktion vom Evangelischen Dekanat, zusammen. Die ehrenamtliche Kollegin aus dem rund 30-köpfigen Dekanats-Team sei mit ihrer Tour fertig gewesen und habe sich auf dem Rückweg befunden, erzählt Müller die ihm zugetragenen Schilderungen der Frau nach. Gerade als sie um die Barrikade herum gehen wollte, sei sie niedergerungen worden. Als kirchliche Beobachterin sei sie durch ihre Weste klar erkennbar gewesen. In der Folge hätten die Beamten sie „weggeschliffen“ und etwas abseits „liegen gelassen“.

Sie habe sich danach in ärztliche Behandlung bei einem der Camp-Ärzte begeben. Gemeint sind damit die Sanitäter der Aktivisten. Allerdings sei sie auch nochmal zur Behandlung in der Uniklinik Marburg gewesen, doch diese sei nur, so schilderte es die Frau gegenüber Müller, „oberflächlich“ gewesen, weshalb sie an diesem Montag nochmals einen anderen Arzt aufgesucht habe. „Seit mehr als 48 Stunden nimmt sie wegen ihrer Schmerzen starke Schmerzmittel“, erzählt Müller. Die Mitarbeiterin sage zudem, sie habe einen tauben Finger. Die Frau bestätigte OL die Schilderung. Sie habe zudem blaue Flecken am Rücken, den Armen und dem Halswirbelsäulenbereich.

Das Dekanat habe nach dem Vorfall Kontakt zur Polizei aufgenommen, interne Ermittlungen würden seines Wissens nach laufen. Ähnliche Vorfälle habe es zuvor noch nicht gegeben, allerdings, so schildert es Müller, sei schon vorab aufgefallen, dass es immer mal wieder zu Abstimmungsschwierigkeiten innerhalb der Polizei komme. Seine ehrenamtlichen Kollegin wolle im Laufe des Montags noch Anzeige gegen die Beamten erstatten, Müller habe angeboten, sie dabei zu unterstützen. Sie stehe zudem unter dem Schutz des Ehrenamtsgesetzes der Landeskirche.

Kirchliche Beobachterin: „Ich überlege, was ich falsch gemacht haben könnte“

Noch immer gehen ihr die Ereignisse sehr nahe, ihre Stimme klingt brüchig, als man die kirchliche Beobachterin am Dienstagvormittag erreicht. „Ich überlege, was ich falsch gemacht haben könnte. Stand ich im Weg? Gab es eine Verwechslung? Ich wüsste gerne, warum mir das passiert ist“, sagt sie in dem Gespräch und erklärt, was aus ihrer Sicht passiert ist. Seit mehreren Stunden sei sie als neutrale Beobachterin des Dekanats zu diesem Zeitpunkt schon im Wald gewesen, ehe sie sich etwa um 15 Uhr dazu entschieden habe, zu gehen. Vom Camp Nirgendwo im Wald wollte sie in Richtung Dannenrod, sei dann allerdings auf eine größere Gruppe von Autobahn-Gegnern gestoßen, die an einer Kreuzung im Wald standen. Höchstens 100 Personen seien es gewesen, eher 60 bis 80 ihren Schätzungen nach. Auch Beamte der Polizei hätten sich dort aufgehalten. Sie habe als Beobachterin gefilmt, doch die schwarz gekleideten Aktivisten hätten ihr klar gemacht, nicht damit einverstanden zu sein, also habe sie ihre Kamera zunächst wieder ausgeschaltet. Plötzlich habe sie laute Knallgeräusche aus der Nähe gehört, Pyrotechnik, Feuerwerkskörper und Rauchbomben seien gezündet worden, dichte Rauchwolken seien aufgezogen.

Ein Augenzeuge mutmaßt gegenüber OL, die Aktion könnte ein Ablenkungsmanöver gewesen sein. Demnach wollten Besetzer Personen auf den Bäumen und Barrikaden Äpfel geben, das sei von der Polizei untersagt worden. Um die Beamten abzulenken, sei Pyrotechnik gezündet worden, allerdings nicht als Angriff. Auf einem Video, das der Redaktion vorliegt, sind heftigere Knallgeräusche zu hören. Mehrere Menschen laufen durch den Wald, unter ihnen auch Beamte. Rauch liegt in der Luft, auf dem laubbedeckten Boden sind immer wieder brennende Feuerwerkskörper zu sehen.

Auch die kirchliche Beobachterin hat diese Szenen anfangs noch gefilmt, sagt sie – und beschreibt das Geschehen sehr wohl als Angriff. Das Material liegt OL exklusiv vor. In einem der Videoschnippel sind schwarz gekleidete Personen in der Nähe eines Tripods zu sehen. Als plötzlich ein lauter Knall ertönt, ruft ein vermummter Mann „Auf! Auf! Auf!“ und signalisiert den umstehenden Personen mit Armbewegungen offenbar, ihm zu folgen. Auf einem weiteren Video sind schließlich explodierende Feuerwerkskörper zu sehen, Feuerschein ist erkennbar. Mehrere Vermummte Personen gehen zielstrebig durch den Wald, es ist Gegröle zu hören, zum Beispiel die Ausrufe „verpisst euch“ und „ihr Wichser“. Man sieht, wie mehrere Personen etwas in Richtung dutzender Polizisten werfen, die von der anderen Seite des Waldes näher kommen.


Das sei einer der ersten Angriffe gewesen, die sie selbst im Wald beobachtet habe, sagt die freiwillige Dekanatsmitarbeiterin. Die Szene sei unübersichtlich geworden, es wurde ihr „zu heiß“, wie sie selbst beschreibt, weshalb sie sich entfernt habe und in Richtung der Barrikade und des Tripods ging, die auf dem Waldweg sind. Sei sei nicht gerannt, abseits von der Situation habe sie sich „sicher“ gefühlt. Im Gehen habe sie ihr Handy hervorgeholt und versucht, Ralf Müller vom Dekanat zu erreichen, um ihm Bescheid zu geben, was sie beobachtet habe und dass sie sich aus der Situation zurück ziehe.

Vertieft ins Handy habe sie plötzlich am Boden gelegen. „Das kam einfach aus dem nichts. Ich war in der Nähe der Barrikade und plötzlich fand ich mich auf dem Boden wieder“, erklärt sie. Vorherige Rufe, dass sie anhalten soll oder aus dem Weg gehen soll, weil hier ein Polizeieinsatz laufe, habe sie nicht gehört. Noch während sie am Boden festgehalten wurde, habe sie mehrfach gesagt, sie sei eine kirchliche Beobachterin, ihre Erkennungsweste und Helm habe sie zu keinem Zeitpunkt abgelegt. Sie sei angeschrien worden zu verschwinden, was sie mit „Ich kann ja nicht!“ erwidert habe. Sie habe mehrere Knie in ihrem Rücken gespürt. Die Beamten seien grob gewesen und hätten sie schließlich weggezogen. Ihre Brille sei dadurch zu Bruch gegangen, sie habe Prellungen erlitten. Vorangegangen sei allerdings keine verbale Auseinandersetzung mit den Polizisten. Einige der Menschen, die die Situation beobachtet hätten, hätten sie danach aus dem Wald in Richtung Mahnwache begleitet, wo sie abgeholt wurde.

Die Situation beschäftigt die Beobachterin auch vier Tage nach dem Vorfall noch hörbar. „Vielleicht wollten sie ihren Kollegen zur Hilfe eilen und ich stand im weg“, mutmaßt sie über das Vorgehen der Polizisten. Schon seit Oktober ist sie ehrenamtlich für das Dekanat im Wald, sei dort auch für ihre „flotten Sprüche“ bekannt, komme allerdings sowohl mit den Aktivisten, als auch mit den Beamten sehr gut zurecht. Probleme habe es noch nie gegeben, ganz im Gegenteil. Die Kommunikation mit der Polizei beschreibt sie als bislang durchweg „positiv“, jetzt sei ihr Vertrauen leicht gestört. Dennoch wolle sie nicht alle Beamten gleichermaßen pauschalisieren und sie allgemein als Feind ansehen, das wäre nicht zutreffend. Schon einen Tag später habe sie sehr fürsorgliche Gespräche mit der Polizei geführt.

Die Frau erzählt auch, dass ihr am Tag des Geschehens vor dem Vorfall von der Polizei angeboten worden sei, eine polizeiliche Begleitperson zur Seite zu stellen. Dies habe sie dankend mit den Worten „ich kenne mich ja aus, rote Absperrbänder sind tabu“, abgelehnt. So heißt es im schriftlichen Gedächtnisprotokoll der Beobachterin, welches OL vorliegt und so auch dem Dekanat und der Polizei bekannt sein soll. Von Schlägen ist darin nichts zu lesen.

„Sobald man die Dekanats-Weste trägt, soll man objektiv und neutral auftreten“

Dass kirchliche Beobachter des Dekanats die Geschehnisse deeskalierend begleiten sei mit der Polizei Mittelhessen zwar abgesprochen – doch die vielen unterschiedlichen Einheiten der Polizei machten eine Kommunikation unter den Beamten aus verschiedenen Bundesländern schwierig. Ab und an wüssten Polizisten dann nicht über die Beobachter-Mission der Kirche Bescheid. Bislang habe man für die Arbeit seitens der Polizei durchaus positive Rückmeldung bekommen, die Mission würde laut Polizei zur „Beruhigung“ der Lage beitragen, sagt Müller.

„Man darf seine Neutralität nicht verlassen“

Aber war es wirklich nur Zufall, dass die Beobachterin von der Polizei niedergerissen wurde? „Jede Person des Teams hat von mir zu Beginn eine Unterweisung bekommen, worum es im Wald geht. Unser Ziel ist es Gespräche zu führen mit allen Beteiligten“, erklärt Müller. Bei den Streitschlichtern handele es sich um freiwillige Helfer mit unterschiedlichen Meinungen zu dem Bau der Autobahn – für den Bau, gegen den Bau und neutral. „Sobald man die Dekanats-Weste trägt, soll man objektiv und neutral auftreten und das Fehlverhalten von allen Seiten dokumentieren und auch die Beobachtungen neutral beurteilen“, sagt Müller.

Man beobachte Situationen, in denen die Polizei sehr sorgfältig mit den Räumungen und den Menschen umgehe, man beobachte auch Situationen, in denen das weniger sorgfältig geschehe. Gleichzeitig beobachte man auch einzelne Aktivisten, die sich gewaltbereiter zeigen, genauso aber viele Aktivisten, die sehr friedlich seien. „All das kann man innerhalb eines Tages erleben und diese Sachen dokumentieren wir und versuchen, zu vermitteln“, sagt Müller. Entdecke man Gefahrenstellen für die Polizei, würde man die den Beamten melden, sodass es auch hier zu keinen Verletzungen komme. Müller sagte jedoch auch, das Dekanat wolle jetzt prüfen, ob und wenn ja wie es mit der Mission weitergehe.

Knappe Antwort der Polizei

Eine erneute Anfrage an die Polizei bleibt auch am Montag weitestgehend unspezifisch. Die Ermittler haben sich demnach mit der Beobachterin ausgetauscht, eine Anzeige sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht gestellt worden. Auf einen ausführlichen Fragenkatalog der OL-Redaktion antwortet die Polizei am Dienstag sehr knapp:

„Am Samstag kam es zu einer äußerst dynamischen Situation, bei der etwa 300 Personen massiv unsere Einsatzkräfte angriffen. In diesem Zusammenhang wurde eine kirchliche Beobachterin durch Polizeikräfte zu Boden gebracht, verletzte sich leicht und begab sich selbstständig in ärztliche Behandlung“. Die Frau habe am Montag Anzeige gegen einen Polizeibeamten erstattet bei der Polizei in Marburg. Nach dem Vorfall habe es mehrfach persönlichen Kontakt und positiven Austausch mit der Geschädigten gegeben. Die polizeilichen Maßnahmen seien ihr erklärt und Unterstützungsangebote aufgezeigt worden. Ob man die Situation im Nachhinein als einen „Fehler“ einstufe, warum genau die kirchliche Beobachterin zu Boden gerissen wurde und weitere spezifische Fragen blieben im Detail auch nach nochmaliger Nachfrage unbeantwortet.

21 Gedanken zu “A49: Kirchliche Beobachterin von Polizei niedergerungen – eine Rekonstruktion

  1. Eigentlich verwehre ich mich gegen diese Kommentarfunktion und hoffe sehr, dass sich meine Neutralität erkennen lässt, muss aber als selbst Betroffene zum oben genannten Vorfall Stellung nehmen: am letzten Sonntag habe ich den vom BUND organisierten Waldspaziergang besucht. Da mir die örtlichen Begebenheiten schon bekannt waren, bin ich als eine der ersten in den Wald gelaufen und stand dementsprechend weit vorne am Bauzaun. Dort habe ich verbale Auseinandersetzungen zwischen den Waldbesetzern und der Polizei miterlebt. Völlig unbeteiligt und abseits stehend wurde ich plötzlich von hinten von einem Trupp der Polizei regelrecht überrannt. Ich wurde von mehreren Polizisten mehrfach grob in den Rücken nach vorne geschubbst und bin froh, dass ich nicht hingefallen bin, denn dann hätten mich die nachfolgenden Polizisten überrannt………ich konnte gar nicht so schnell reagieren und sah mich plötzlich in einer Situation, zu der ich nicht beigetragen habe. Es traf außer mir noch andere: völlig friedlich agierende Bürger aller Altersgruppen.
    Ich hatte am Waldspaziergang teilgenommen, weil ich es fatal finde, in der jetzigen Zeit einen gesunden Mischwald mit Trinkwasserkapazität zu zerstören, hatte aber auch großen Respekt vor der Arbeit der Polizei! Seit diesem Vorfall, gehe ich davon aus, dass die Berichterstattung in den Medien (vor allem hier) einseitig und nicht neutral ist. Das Auftreten der Polizei ist absolut unverhältnismäßig!
    Zudem ist es schlicht gelogen, dass am Sonntag (Totensonntag!!!)nicht gerodet wurde! Es wurde mit schwerem Gerät gearbeitet!
    Was im Dannenröder Wald passiert ist eine Schande und ich empfehle jedem, sich dies mal mit eigenen Augen anzusehen; egal,auf wessen Seite man steht…….

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    1. Hallo Mama. Sie lassen sich vom BUND zu einem Waldspaziergang einladen, Eijeijei wie naiv, werden von der Polizei wahrscheinlich gebeten „zur Seite“ zu gehen, Vielleicht ein kurzer Rämpler, aber, Sie beschreiben natürlich „Polizeigewalt“. Widerwärtig.
      Ich habe es hier schon (1000) Mal erwähnt, der BUND ist (mit)schuld an der Trassenführung durch den Dannenröder Forst!!!!
      Nachlesen 1999 Route „Herrenwaldtrasse 2“

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      1. Wie schade!
        Man achte auf meinen ersten Satz!
        Es ist teilweise echt erschreckend, mit wieviel Unprofessionalität, wie respektlos und voller Vorurteile sich hier begegnet wird! Das ist wirklich teilweise peinlich und zum Fremdschämen……. erwachsene Menschen werfen sich Dinge vor, ohne einander zu kennen und größtenteils geht’s nicht mehr um die Sache an sich!
        Man achte auf meinen letzten Satz!………

        Ich wünschte mir eine wirklich neutrale Berichterstattung. Ohne Bewertung! Zudem wäre es aus meiner Sicht ratsamer, hier keine Plattform für Beschimpfungen zu geben!
        Die Leute,die hier lesen können, sind ja der deutschen Sprache mächtig und dementsprechend in der Lage, sich gewählt auszudrücken! Was es hier zu lesen gibt, grenzt teilweise an……….

        (Bitte fühlen Sie sich nicht persönlich angegriffen! Ihre Antwort auf meinen Kommentar enthält ja glücklicherweise keinerlei Beleidigung! ich beziehe auf andere Kommentare und deren Antworten)

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  2. Wer glaubt, dass man zum „neutralen“ Beobachter wird, wenn man eine gelbe Weste anzieht, der glaubt noch an den Weihnachtsmann. Anders gesagt : Die gelbe Weste schützt vor Strafe nicht.

    Liebe PfarrerInnen und KirchenvertreterInnen,
    wie haltet ihr es nur aus, dass sich hier im Wald immer wieder junge Menschen in Lebensgefahr bringen? Da besteigen Personen Bäume bis in den obersten Wipfel, harren dort Stunden aus. Eine Unachtsamkeit reicht aus für einen Sturz aus 30m Tiefe.
    Bilder dazu können Sie bei Osthessen-news sehen.

    Ist es denn von Ihnen zu viel Mitmenschlichkeit verlangt, an diese Menschen öffentlich zu appellieren von den Bäumen und den gefährlichen Konstruktionen herunterzukommen? Wenn Sie einen Anfang machen, dann werden sich andere anschließen.
    Wir wollen alle in Frieden Weihnachten feiern und nicht mit dem Gedanken, dass das Gemetzel im Januar weitergeht.

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    1. Jetzt werden also auch Mitglieder der Kirche bestraft, die fuer Frieden und Kommunikation stehen.
      Tim fuer welchess Verbrechen werden diese Friedensbotschafter bestraft.
      Und welche Strafe verdient ein Mensch, der nur reden will.
      Kommen due auch wieder ins KZ wie 1933 die Zeugen Jehovas

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  3. Warum muss sich die Kirche eigentlich überall einmischen?
    Sie sollten als erstes einmal die Vorfälle bezüglich der Missbräuche und der Diskriminierung von Frauen aufklären und noch lebenden Schuldigen ihre gerechte Strafe auferlegen. Egal, ob das jetzt die Evangelische oder die Katholische Kirche ist. Die haben alle Dreck am Stecken. Bis diese Straftaten lückenlos aufgeklärt sind, kann man die Kirche nicht mehr ernst nehmen.

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  4. Dekanatsweste und Helm???????
    Hört sich doch total friedlich an. Jeder Möchtegern Umweltspinner treibt sich rechtswidrig im Wald rum um dann achsoböse diesen durch die brutale Polizei in die Medien zu kommen.

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  5. Jeder weiß mittlerweile das der Wald gerodet wird und es bedingt durch die Räumung zu gefährlichen Situationen kommt.
    Pressefreiheit ist ein sehr hohes Gut das es zu schützen gilt, dennoch muss es nicht sein das sich die Presse mitten ins Geschehen begibt und die Räumung dadurch noch schwieriger macht. Ein gewisser Abstand halten, von außen beobachten ist die Devise und nicht die Einsatzkräfte behindern.
    Diese Polizisten sind Menschen aus unserer Gesellschaft und haben bestimmt keine Lust auf diese Räumung, und schon Garn nicht sich beleidigen oder mit Kot bewerfen zu lassen. Verhalten sich so erwachsene Menschen oder sind das unmündige Personen die anstand nicht kennen. Es kann nicht sein das ein paar unzufriedener Menschen ihrem urzeitlichen Genen freien Lauf lassen und die Keule auspacken um ihre Meinung mit Gewalt durchzusetzen. Ich hoffe das hier das Gesetz angewandt wird und die Verursacher zur Rechenschaft gezogen werden, auch Finanziell. Wer Kosten verursacht sollte diese auch begleichen und nicht die Gesellschaft.
    Wir leben immer noch in einer Demokratie wo jeder seine Meinung sagen darf und Einwände gegen geplante Maßnahmen überprüft und vor Gericht entschieden werden. 30 Jahre wurde wegen dem Weiterbau vor Gericht gestritten, viel zu lange.
    Aber es ist entschieden und muss respektiert werden oder wollen wir alle zurück in die Vergangenheit ohne Demokratie und Gesetze, wo nur das Recht des stärkeren zählt.

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    1. Sehr guter Kommentar K.B. so sehe ich das auch, die lokale Presse ist gierig
      auf jegliche Verfehlung der Polizei, und dann läuft dann noch die ev. Kirche
      rum und meint sie muss sich da zu Wort melden und Profilieren, wo war dieser Aufschrei der Kirche wie in 2012 Baurecht geschaffen wurde??????
      Irgendwo in der Bibel steht WER SICH IN GEFAHR BEGIBT KOMMT DARIN UM.

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  6. Lattenjupp Fanclub jetzt auch bei den Radikalen ? Die sind doch sonst so lieb zu den KIndern.

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  7. Da wird wieder etwas aufgebauscht, damit man wieder gegen die Polizei schimpfen kann. Was macht denn diese Beobachterin bei den Demonstranten, und befolgt die mehrfachen Anweisungen der Polizei nicht, lässt sich dann gekonnt zu Boden fallen, natürlich ist ein Fotograf da, und „Polizeigewalt ist wieder bewiesen“ Der Höhepunkt der Dame, die geht zum Arzt und macht eine Anzeige? Noch so ein Fall. Die Schutzgemeinschaft Gleental pöbelt gegen die Polizei „zur Hölle, was habt ihr aus unserer schönen Heimat gemacht?“ Das darf doch nicht wahr! Warum ist denn die Polizei da? Weil diese Hooligans vor nichts mehr zurückschrecken, was mit Demo nichts zu tun hat. Vor über 30 Jahren war die teils brutalen Auseinandersetzungen „Startbahn West“, die dann gebaut wurde. Weiß jemand noch wie die mit Hass geführten Streitigkeiten ausgingen? Zwei Polizisten wurden von einem Demonstranten erschossen. Hoffentlich……

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    1. Alsfelder, dein hass auf die evangelische Kirche muss ja wirklich grenzenlos sein.
      Warum versuchst du Menschen nicht kennenzulernen, anstatt sie hemmungslos zu diffamieren.
      hast du damals an der Startbahn West auch hemmungslos deinen hass ausgelebt

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      1. Tom. Bevor nur noch „Dummes Zeug“ schreibst, bilde Dich mal! Ich habe es an andere Stelle schon einmal geschrieben, und mich zu „Hass“ bei Demos geäußert.
        Mein letzter Rat an Dich, dann antworte ich auf Deinen Sch….. nicht mehr.
        Lese mal unter WIKIPEDIA nach „Protest Starbahn West“….02.11.1987

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  8. Das nenne ich ja wirklich eine knallharte Beweisführung und kriminalistische Meisterleistung. Ein 8 Sekunden-Video, geschnitten von den Aktivisten, und einem Haufen Zeugenaussagen, ebenfalls von Aktivisten.

    Dazu ein “neutrales” Mädchen von der Kirche, welche sich danach sogar von den Aktivisten “medizinisch” behandeln lässt.

    Merkt Frau Stock schon, oder? 😉

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    1. Knallharte Beweisfuehrung,
      du merkst eben nichts und hast immer noch nicht verstaden welche Rolle die kirchlichen Beobachter sielen und das der Kern von deren Arbeit Neutralitaet ist.
      Aber dein Hass ist wirklich bemerkenswert

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  9. Wie kann das sein, dass „manche Polizeibeamte nicht wissen, dass es neutrale Beobachterinnen der Kirche im Wald gibt“? Arbeitet die Polizei so unkoordiniert und diletantisch?

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    1. Die „Kirche“ hat dort nichts zu suchen!! Wenn es dort Leute gibt die nichts zu tun haben sollten sie sich darum kümmern daß die Christen in der Welt nicht mehr verfolgt werden. Sie sollten in die Moscheen gehen und ihren Glauben vertreten. Sie sollten in den moslemischen Ländern auf die Straße gehen. Oder fangt doch ganz einfach damit in Deutschland an.

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