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300 Einsatzkräfte und weit mehr als 100 Einsatzstellen: Wie sieht es einen Tag nach dem Hochwasser aus?Land unter im Vogelsberg: Der Tag danach

VOGELSBERGKREIS (akr). Regen, Regen und noch mehr Regen: Am Mittwoch war vor allem im westlichen Kreisgebiet Land unter angesagt. Überschwemmte Straßen, vollgelaufene Keller und Felder, die Seen gleichten – rund 300 Einsatzkräfte hatten an weit mehr als 100 Einsatzstellen alle Hände voll zu tun, und das bis spät in die Nacht. Wie sieht die Hochwasser-Lage am Tag danach aus? Eine Tour durch die Dörfer.

Es ist Donnerstagmorgen, kurz nach 9 Uhr. Ein paar Autos biegen am Ortseingang von Kirtorf in die Straße „Grüner Weg“ zum Tegut-Markt ein, drehen aber nur wenige Sekunden später wieder um. Der Supermarkt hat geschlossen, die Spuren des Hochwassers sind noch nicht vollständig beseitigt. Im Inneren ist man noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. „Wir sind zum Glück mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagt der Filialleiter, während er über den matschigen Parkplatz in Richtung Eingang stapft. Alles habe gerettet werden können, ein Schaden sei nicht geblieben – lediglich die Mülltonnen haben sich in den Wassermassen verabschiedet.

Fast einen Meter hoch stand hier am Mittwoch das Wasser. Neben der Straße „Grüner Weg“ waren in Kirtorf auch die Straßen „Im Sand“, „Alsfelder Tor“, „Braugasse“ komplett überflutet. Im Stadtteil Ober-Gleen machte eine Produktionshalle eines Industriebetriebs Bekanntschaft mit den Wasser- und Schlammmassen, in Kirtorf, Lehrbach, Ober-Gleen, Heimertshausen und Arnshain waren mehrere Keller vollgelaufen – beziehungsweise sind es noch immer. Über 100 Einsatzkräfte der Kirtorfer Wehren waren am Mittwochabend im Einsatz, zusätzlich war das DLRG Neustadt mit einem Boot im Einsatz, hat vier Personen evakuiert.

In Kirtorf steht noch Arbeit an

Seit 7 Uhr morgens sind die Kirtorfer Brandschützer bereits im Einsatz, denn noch rund 20 Keller stehen unter Wasser. Aber auch viele Straßen und Gassen sind noch voller Schlamm. „Wir haben heute noch einiges zu tun“, sagt ein Feuerwehrmann, der gerade mit einem Kameraden das Areal um den Supermarkt von den Schlammresten befreit. Im Hintergrund hört man das laute Pletschern der Omena, deren Wasserstand noch immer viel höher ist, als normalerweise.

Am Mittwoch stand hier noch alles unter Wasser.

Am Donnerstagmorgen herrscht Ruhe in der Schlossstadt. Vor einigen Garagen und Eingängen liegen noch Sandsäcke, in einigen Gärten sieht man noch riesige Pfützen und Bürger in Gummistiefeln, die am aufräumen sind. Die Straßen sind frei. Romrod war am Mittwoch besonders von den Überflutungen betroffen. Um 30 Zentimeter wurde dort das Jahrhunderthochwasser vom 7. Februar 1984 überschritten.

Die Neue Straße in Richtung Nieder-Breidenbach stand komplett unter Wasser, wurde voll gesperrt. Den Sportplatz, das Sportheim und das Bürgerhaus blieben ebenfalls nicht von den Wassermassen verschont – genauso wie die Dorfmitte. Auf insgesamt 29 Einsätze kamen die rund 50 Romröder Brandschützer an diesem Tag, wie Stadtbrandinspektor Oliver Rabe berichtet.

Wieder freie Fahrt auf Richtung Nieder-Breidenbach.

110 Einsatzkräfte, 60 Einsatzstellen – auch für die Alsfelder Feuerwehr gab es viel zu tun. Am frühen Mittwochabend löste die Feuerwehr in Alsfeld ein sogenanntes Unwettermodul aus, sodass in allen Ortsteilen die Sirenen Alarm schlugen. Zu den Hochwasser-Hotspots zählte unter anderem Heidelbach. Dort war das komplette Unterdorf von einer Schlammlawine überschwemmt, die Wassermassen teilweise so stark, dass selbst die Feuerwehr nicht viel machen konnte. Auch das THW war im Einsatz. Vorsichtshalber hatten die Alsfelder Brandschützer auch das Feuerwehrboot dabei. „Sicher ist sicher“, sagt Kevin Planz, zweiter stellvertretender Stadtbrandinspektor. Im Gegensatz zu Kirtorf kam das Boot aber nicht zum Einsatz.

Die Spuren, die das Hochwasser hinterlassen haben, sind noch sichtbar.

Straßen mittlerweile wieder frei

Straßensperrungen gab es auch in Schwabenrod, Reibertenrod, Elbenrod und Hattendorf. Das Wasser auf den Elbenröder Straßen stand fast einen halben Meter hoch. Das Wasser in der Berf war so hoch angestiegen, dass nicht mehr viel fehlte, es fast übergelaufen wäre – in Berfa war sie dann später sogar an einigen Stellen übergetreten. Am Donnerstagmorgen ist der Pegel der Berf zwar noch immer hoch, aber nicht mehr so, wie Mittwochabend. Die Hauptstraße ist nicht mehr gesperrt. Einige Schlammreste und Pfützen haben sich an den Straßenseiten angesammelt. Es regnet. Schon wieder.

Ein ähnliches Bild zeigt sich nur wenige Kilometer weiter in Hattendorf. Auch hier hatte die Feuerwehr gestern mit Überflutungen zu kämpfen. Straßen sind keine mehr gesperrt. Einige Hattendörfer sind vor ihren Häusern am werkeln, räumen ihre Garage auf, kehren vor ihren Türen die ganzen Zweige, Blätter und Steinchen zusammen, die sich dank der Überschwemmung angesammelt haben. Der Sportplatz steht zum Teil noch immer unter Wasser.

Der Sportplatz von Hattendorf ist noch immer überschwemmt.

Über 300 Einsatzkräfte hatten an weit mehr als 100 Einsatzstellen alle Hände voll zu tun, und das bis spät in die Nacht. Versorgt wurden die Helfer unter anderem vom DRK und von Anwohnern. „Ein großes Dankeschön dafür“, betont Planz. Besonders in Reibertenrod sei man gut von den Anwohnern versorgt worden. Den letzten Einsatz hatten die Alsfelder Brandschützer um 1 Uhr, seitdem ist es ruhig. Während also auf die Wehren in Kirtorf am Donnerstag noch Arbeit wartete, konnten sich die Romröder und Alsfelder Brandschützer nach einem anstrengenden Tag endlich mal ein wenig ausruhen.

Weitere Eindrücke vom Tag danach:

Lesen Sie hier nochmal alle Infos zu den Hochwasser-Lagen im Vogelsberg im OL-Liveticker.

Ein Gedanke zu “Land unter im Vogelsberg: Der Tag danach

  1. Wir bedanken uns bei der FFW Antrifttal für die schnelle und kompetente Hilfe bei uns in Vockenrod.

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