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(K)ein Feuerwerk zu SilvesterPro und Contra zum Böllern – Wahnsinn vs. Das gehört dazu

MeinungREGION. Wenn es um das Feuerwerk an Silvester geht, dann ist das so: Es gibt die einen, die die bunten Funken und den Krach lieben wie den Silvester-Klassiker „Dinner for one“, und dann gibt es die, die es einfach hassen. Auch in der OL-Redaktion ist die Meinung gespalten. Ein Pro und Contra von Juri Auel und Luisa Stock über das Böllern.

Silvester ist nur ein Mal im Jahr – Pro von Juri Auel

Die Geschichte, die jedes Jahr an Silvester in meiner Familie erzählt wird, geht ungefähr so: Mein Opa war ein echter Feuerwerks-Fan. Und natürlich musste es ordentlich krachen, wenn er zum Jahreswechsel etwas anzündete. Und nicht nur draußen um 12, sondern drinnen natürlich auch. Ein vernünftiges Tischfeuerwerk war ein muss.

An diesem einen Silvester dachte mein Opa, er hätte das Tischfeuerwerk schlechthin besorgt. Ein größerer Kasten, der bestimmt einiges an Konfetti ausspucken würde. Er stellte es also auf den Wohnzimmertisch, zündete die Lunte an – und ging kurz danach vermutlich hastig in Deckung.

Denn leider war das kein Tischfeuerwerk, was da gerade im Wohnzimmer explodierte. Mein Opa hatte aus Versehen eine Feuerwerks-Batterie für draußen in der Wohnung gezündet, die Dinger waren damals noch nicht so verbreitet wie heute. Es knallte heftig, die Funken flogen, die ganze Partygesellschaft versuchte sich irgendwo zu verstecken, unterm Tisch zum Beispiel. Doch einige Frisuren waren danach genauso mit Brandlöchern übersät wie die Couch. Von der Zimmerdecke ganz zu schweigen.

Diese kleine Geschichte zeigt, wie gefährlich Feuerwerk sein kann. Meine Familie hatte Glück, dass damals nichts Schlimmeres passiert ist. Deswegen können wir leicht jedes Jahr aufs neue darüber lachen. Sie zeigt aber auch, warum Silvester etwas Besonderes ist. Es ist die eine Party im Jahr, bei der es nun mal dazu gehört, ein klein wenig Krach zu machen. Die Mittel dazu gibt es legal nur eine kleine Zeitspanne zu kaufen. Schon alleine das macht das Böllern besonders. Und vielleicht auch der Fakt, dass sie eben ein klein wenig gefährlich sind. Der Reiz am Spiel mit dem Feuer ist die Gefahr, dass man sich verbrennen kann.

Wer sagt, man könne das Geld doch für sinnvolleres ausgeben und zum Beispiel spenden, der hat natürlich recht – und ist zeitgleich ein ziemlicher Spießer und Heuchler. Denn das könnte man doch auch mit Geld für andere Spaßveranstaltungen tun. Die 1000 Euro für den Paristripp, die 80 für das leckere Frühstück mit der besten Freundin in dem tollen Restaurant, die Kohle für die 20. Jeans im Schrank – man könnte auf all das verzichten. Man kann jedoch auch beides tun. Geld spenden und gleichzeitig etwas verprassen, um einfach etwas sinnlosen Spaß zu haben.

Auch das Argument mit dem Krach, dem Müll und dem Feinstaub ist doch übertrieben. Provozierend könnte man sagen, dass der Böller-Müll auf den Straßen an Neujahr zum Jahreswechsel eben dazu gehört. Genau wie dieser unverwechselbare Geruch. Ja, die Stadt wird dreckig – aber eben nur zum Jahreswechsel. Und ja, auch für die Tiere wird es laut – aber eben auch nur eine kurze Zeit im Jahr. Und was den Feinstaub angeht: Kein Mensch weniger würde an Lungenkrebs erkranken, würde man Feuerwerk verbieten.

Da die Gegner des Feuerwerks aber nicht völlig Unrecht haben, sollte jeder, der Spaß am Knallen hat, sich an ein paar Regeln halten. 1. Wenn ein Böller nicht zündet, sollte man ihn nicht erneut in die Hand nehmen. So vermeidet man ein unnötiges Verletzungsrisiko. 2. Wo es leicht brennen kann, hat Feuerwerk nichts zu suchen. Also weg damit aus der Nähe von Fachwerkhäusern. Und drittens: Beschränkt das Knallen auf die Zeit nach Mitternacht und zündet nicht schon den ganzen Abend über Böller. Dann haben es die Tiere leichter – und schöner ist es dazu auch noch, wenn man nicht schon am Vormittag Raketen in der Luft sieht, sondern erst, wenn das neue Jahr da ist.

Was für ein Wahnsinn – Contra von Luisa Stock

Ich bin kein Angsthase, um das hier vorab schon einmal klar zu stellen. Trotzdem: Das Feuerwerk an Silvester ist mir oftmals nicht ganz geheuer. Von überall her kommen Raketen angeflogen, direkt vor den Füßen explodiert mit einem ohrenerschütternden Knall ein Chinaböller und die Funken von Wunderkerzen brennen eine Vielzahl von kleinen Löchern in die Klamotten. Und zwischen Rauch, Krach und dem leichten Anflug von Panik verliert man schnell den Überblick. Das ist purer Wahnsinn. Nein, ein Fan vom Silvester-Feuerwerk bin ich nicht. Wirklich nicht.

Und es gibt viele gute Gründe, warum man an Silvester nicht böllern sollte. Zum einen: Es kostet ziemlich viel Geld. Es ist der Wahnsinn, wie viel Geld für das Silvester-Feuerwerk ausgegeben wird. Damit kann man wahrlich sinnvolleres machen – Spenden beispielsweise. Das Tierheim in Alsfeld ruft jährlich zu einer Spendenaktion auf, mit dem Geld lieber die Tiere zu unterstützen. Und da wären wir auch schon beim nächsten Punkt: Die Tiere. Jedes Jahr sind viele Millionen von Wald- und Haustieren von dem ganzen Krach total verstört und haben tagelang Angst.

Aber nicht nur die Tiere leiden, jährlich werden durch das Feuerwerk viele Menschen verletzt, Brände ausgelöst und jedes Jahr nutzen Menschen die Böller, um anderen Menschen Angst zu machen. Und dann ist es auch noch so: Tonnen von Feinstaub und Schadstoffen werden durch das Feuerwerk in die Luft gejagt und der Müll – seien wir mal ehrlich – jeder kennt das Bild von den nassen, matschigen und festgetretenen Böllern auf der Straße – bleibt oftmals einfach liegen. Ein anderer wird es schon wegmachen – oder es tritt sich einfach fest. Nun die Unmengen an Dreck, die jährlich innerhalb von einer Nacht verursacht werden, das muss wirklich nicht sein.

Was soll ich noch sagen, ich bin, wie man unschwer merkt, kein Fan vom Silvester-Feuerwerk. Ich habe noch nie auch nur eine Rakete gekauft – jedenfalls soweit ich mich zurückerinnern kann. Nicht falsch verstehen: Verurteilen möchte ich hier niemanden und auch möchte ich kein schlechtes Gewissen schaffen. Für mich habe ich nur einen Weg gefunden, die Welt für einen kurzen Moment ein bisschen besser zu machen. Und wenn man dann an Silvester selbst – weit ab vom Schuss natürlich – doch mal einen Blick in den Himmel wagt, dann sind die bunten Raketen in all ihren Farben und Formen, doch auch ganz schön anzusehen. Wäre nur der Müll auf den Straßen am nächsten Morgen nicht.

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5 Gedanken zu “Pro und Contra zum Böllern – Wahnsinn vs. Das gehört dazu

  1. Ich finde Feuerwerk generell schön, schaue es mir eigentlich gerne an, würde aber keines kaufen. Und diese Silvester habe ich das erlebt, was ich bisher nur gelesen hatte: Einen total panischen Hund, der nicht mehr ansprechbar war, sich die Seele aus dem Leib hechelte und unkontrolliert am ganzen Körper zitterte. Nein, ich war mit dem Tier nicht auf der Strasse, es war in der sicheren Wohnung. Über eine Stunde habe ich diesenn Hund fest umarmt, mit ihm geredet, versucht, ihm die nötige Sicherheit zu vermitteln. Selbst als das Schlimmste vorbei war und nur noch vereinzelt geknallt wurde, hörte es nicht auf. Besser wurde es erst, als nichts mehr zu hören war, auch nicht für Hundeohren. Ich hatte mein ganzes Leben lang Hunde, bin jetzt 60 Jahre alt, aber so etwas hatte ich bis dato nicht erlebt.
    So gerne ich mir ein Feuerwerk anschaue, hautnah brauche ich es nicht mehr.

    1. Oh mein Gott… in jeder Anfänger-Hundeschule lernt man, wie man mit dem Hund an Silvester NICHT umgeht. Hier wurde wirklich alles falsch gemacht, um einem Hund die Silverpanik so richtig anzutrainieren.

      Lieber informieren oder keine Hunde halten ? ? ?

  2. Wir haben weit ab von Wohnhäusern ein Paar Raketen und Böller gezündet, keine Batterien und das war es dann auch. Den größten des daraus resultierenden Abfalls danach einsammeln können und fachgerecht entsorgt.

    Die Lemminge welche dem Meinungswahn folgen, dass alles was Freude bereitet verbieten zum müssen sei gesagt, dass sie letztlich ein armseliges Leben führen.

    Die 3 A’s aus Alsfeld

  3. Ich würde gerne in einer Welt leben, in der man Spaß hat, ohne seinen Mitgeschöpfen oder der Umwelt Schaden zuzufügen.

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