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Betriebsferien statt BetriebsaufgabeSchwalbennest weist Gerüchte um Schließung zurück

ALSFELD (jal). „Die Leute müssen besser nachdenken“, sagt Petra Koblischek. Die Chefin des Hotels „Zum Schwalbennest“ ist gerade darum bemüht, etwas klarzustellen: Ihr Hotel schließt nicht – die Belegschaft macht lediglich im Januar Betriebsferien. „Wie immer“, wie sie sagt. 

Mit einem Post bei Facebook hat sich Koblischek an die Öffentlichkeit gewandt. „Achtung, eine Durchsage“, ist darüber zu lesen. Darunter dann die Nachricht, dass das Hotel „Entgegen dem Geschwätz der Leute“ nicht zu Silvester dicht machen würde, sondern dass die Unterkunft wie üblich vom 2. bis 13. Januar nur wegen Betriebsferien geschlossen sei.

Das Gerücht sei ein Zeichen dafür, dass es immer mehr „Dummschwätzer“ gebe, sagt sie gegenüber OL. Dabei sei nicht außer acht zu lassen, dass solche Gerüchte auch geschäftsschädigend sein könnten.

Ihr Post bleibt bei Facebook nicht unkommentiert. So schreibt Michel Schön, Inhaber der Alsfelder Kneipe „Zum Laternchen“, beispielsweise: „Das Laternchen schließt schon seit zweieinhalb Jahren!!! In Alsfeld laufen schon einige Gehirnakrobaten herum. Neid und Missgunst sind stark verbreitet.“

Gerede, dass das Hotel schließe, gebe es immer wieder mal. Doch seit ungefähr einem Vierteljahr gebe es besonders viel davon. Das könnte, so vermutet Koblischek selbst, mit einer Anzeige zusammenhängen, die im September online ging. Darin wird das Hotel mit 114 Betten als „Rentable Hotel-Investition, Nähe Gießen“, angepriesen. Preis: „unter 2,0 Mio. €“.

Die Anzeige sei immer noch aktuell, sagt die Besitzerin, die das Hotel gemeinsam mit ihrem Bruder Claus Schreiner führt. Denn was stimme, sei der Fakt, dass man das Hotel irgendwann verkaufen müsse – aus dem einfachen Grund, dass man keinen Nachfolger finde. Weder ihre zwei Kinder noch die zwei ihres Bruders würden Interesse daran haben. Koblischek kann das verstehen. Sieben Tage die Woche arbeiten, das findet nicht jeder attraktiv.

Petra Koblischek Foto: Stefanie Wittich/merciPhotography

Petra Koblischek Foto: Stefanie Wittich/merciPhotography

Durch einen Schicksalsschlag mussten sie und ihr Bruder rasch zum Unternehmer werden. Nachdem beide Elternteile innerhalb von drei Jahren verstarben, blieb den Kindern keine andere Wahl. „Da hieß es Hund friss oder stirb.“

Gegründet wurde das Unternehmen 1968 von ihren Eltern Karl und Lore Schreiner. Den Grundstein legten sie aber schon früher. Während Karl Schreiner jahrelang als Postbeamter arbeitete, war seine Frau Lore als Hausfrau tätig. Nebenbei betrieb die Mutter einen kleinen Tante-Emma-Laden für Beamte. Das reichte dem strebsamen Vater irgendwann nicht mehr und er entschied noch etwas nebenher zu machen. Also eröffnete er einen Getränkevertrieb.

Doch auch das reichte nicht und Karl Schreiner wollte mehr. So verkaufte die Familie das neugebaute Haus im Musikerviertel und kaufte sich 1968 den damaligen Bauernhof im Pfarrwiesenweg. Es wurde sogar sofort mit dem Umbau begonnen. „Beim Umbau wurden viele Schwalbennester entdeckt, wodurch sich dann gleich der Name ergab. Zwar waren die Nester nach dem Umbau weg, aber der Name soll an sie erinnern“, erzählt Petra Koblischek.

Auch große Betriebe werden Stein auf Stein gebaut

Als erstes eröffnete der Vater in den neuen Räumen eine Kneipe – den heutigen Nesthocker. Auch der Getränkehandel war mit umgezogen. Für ihn wurde sogar eine eigene Halle gebaut – die heute als Veranstaltungssaal dient. Nach einer weile wurde der Getränkehandel dann nämlich direkt abgeschafft und „Papa meinte: ‚Ein paar Hotelzimmer wären auch nicht schlecht‘. So entstand schließlich das Hotel „Zum Schwalbennest“.

Im großen Firmenporträt bei OL verriet Koblischek einmal ihr Motto, das ihr wohl helfen wird, auch die aktuelle Gerüchtelage wegzustecken. Es lautet: „Gib immer dein Bestes. Bei manchen Leuten ist das dann zwar immer noch nicht gut genug, aber hey – das lächeln wir doch einfach weg.“

2 Gedanken zu “Schwalbennest weist Gerüchte um Schließung zurück

  1. Eine wahre Wonne, diese qualifizierten Facebook Kommentare. Neid und Missgunst sind bestimmt etwas, was ausgerechnet dem schönen Michael völlig fremd sind :)

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